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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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es als Ratgeber, wenn alles gut läuft, oder als Sündenbock, sollte es schief gehen. Und Heinrich muss bald kommen …«
    »Rochefort!« Dariole legte die Hände auf ihre beiden Waffen. »Das ist nicht Eure Angelegenheit.«
    Schweigen senkte sich herab.
    »Es ist durchaus meine Angelegenheit«, erwiderte ich schließlich, »wenn ich hier bleibe und versuche, König James das Leben zu retten – und somit Robert Fludd ins Freie locke, damit Ihr ihn töten könnt.«
    Sie starrte mich an.
    »Wenn Ihr sie annehmt«, fuhr ich fort, »lasst Zeit und Gelegenheit meine Entschuldigung sein. Tötet Robert Fludd. Wenn Ihr damit fertig seid … dann werden wir gehen.«
    Dariole verzog das Gesicht, als wolle sie weinen, könne es aber nicht. Hass, Verwirrung und Schmerz – all das zeigte sich deutlich in ihren Zügen. »Ihr … Ihr seid besessen, Rochefort, wirklich besessen. Eine Frau tritt Euch ein paar Mal in den Arsch – nun, mehr als nur ein paar Mal –, und Ihr findet es geil, Ihr die Stiefel zu küssen.«
    Sie wartete nicht auf eine Erwiderung. Tatsächlich hätte ich ihr auch keine geben können. Es hatte mir den Atem verschlagen.
    »Wegen diesem … diesem perversen Ding, das Ihr in Bezug auf Frauen habt, hat Robert Fludd Euch erpressen können. Stimmt's? Ansonsten hätte es wohl geheißen: ›Oh, Mademoiselle Dariole … wieder einmal jemand, der bei meinem Geschäft unter die Räder gekommen ist.‹ Normalerweise tut Ihr so etwas doch mit einem Schulterzucken ab, nicht wahr? Und jetzt fühlt Ihr Euch mit einem Mal schuldig. Das ist schlicht Scheiße.«
    Sie errötete und das nicht nur wegen der Hitze im Zelt.
    »Ich habe Euch nichts mehr zu sagen, Rochefort. Ihr wisst, wo die Tür ist.«
    Aus einer Woche wurden zwei.
    Mein Bein verheilte gut genug, dass ich auch ohne Stock wieder gehen konnte. James Stuart hielt sich weiter entschlossen vom Südwesten seines Königreichs fern, und Dariole ging mir aus dem Weg.
    Neuigkeiten erhielt ich durch Robert Fludds Boten. So hieß es, dass Seine Majestät vielleicht nach Süden, nach Cranbourne Chase gehen würde – und deshalb würde Robert Fludd den jungen Prinzen bald zu mir schicken, damit dieser die Einladung aussprechen und James Stuart zu dem Maskenspiel locken konnte.
    Ende Juni konnte ich wieder meine Waffenübungen aufnehmen, und eines Tages sah ich bei einer dieser Übungen Dariole in der Nähe sitzen und mir zuschauen. Sie saß auch noch da, nachdem ich die Übung beendet hatte.
    Ich hatte mir mein grün-goldenes Seidenwams über den Rücken geworfen. Ich blieb stehen, rollte mit den Schultern, um die Muskeln zu entspannen, zog mein Wams an und schnallte mir den Schwertgürtel wieder um. Darioles Blick, mit dem sie mich anschaute, hatte nichts Pathetisches an sich. Das hier musste korrekt gehandhabt werden, das wusste ich. Nur wie?, fragte ich mich.
    Von meinen Informanten im Schauspielerlager wusste ich, dass Mademoiselle Dariole ihre Zeit damit verbracht hatte, jeden Mann auszufragen, von dem sie glaubte, er könne etwas über den Aufenthaltsort von Doktor Fludd wissen (und dabei war sie nicht gerade subtil vorgegangen). Aber selbst jene Männer, die zwischen hier und Aemilia Lanier im ›The Rose‹ hin und her reisten, hatten ihr nicht helfen können.
    Da es schon über zwölf Tage her war, seit ich zum letzten Mal ein Wort mit ihr gewechselt hatte, war mein Mund wie ausgetrocknet, auch wenn mir mein Verstand sagte, dass dem nicht so sein sollte.
    Dariole stand auf.
    Ihre letzten Worte schmerzten mich noch immer: Wegen diesem … diesem perversen Ding, das Ihr in Bezug auf Frauen habt, hat Robert Fludd Euch erpressen können. Und alles, was ich hätte sagen können, war: Nicht in Bezug auf jede Frau, Mademoiselle. Doch das hätte wohl kaum geholfen.
    Selbst im Stehen musste sie noch immer zu mir hinaufblicken. Ich sah in ihr Gesicht. Mir fiel nichts ein: kein Wort des Trostes, keines der Rechtfertigung.
    Dariole deutete auf die Straße, die von Wookey Hole fort nach Norden führte.
    »Ich habe Euch nichts zu sagen. Aber wisst Ihr was? Ich will diese Frau sehen, von der Saburo immer erzählt. Diese ›Schwester Caterina‹. Saburo sagt, Ihr wüsstet, wo sie ist. Also werdet Ihr mich zu ihr führen. Jetzt!«

Rochefort: Memoiren
Fünfundzwanzig
    Das Sattelleder knarrte, während die beiden Pferde in gleichmäßigem Schritt über die trocken-harte Erde zogen. Felsen erhoben sich zu beiden Seiten von uns. Der Pfad führte durch eine Klamm in den Kalksteinhügeln,

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