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1610 02 - Kinder des Hermes

1610 02 - Kinder des Hermes

Titel: 1610 02 - Kinder des Hermes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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Sire.«
    »Die Proklamation soll heute verbreitet werden.« Der König schaute sich um, und Falten zeigten sich auf seinem Gesicht. »Und nächsten Monat um diese Zeit werden diese Männer hier in einem protestantischen Kreuzzug gegen Spanien ziehen.«
    Dariole deutete auf die Männer mit den Langbögen. »Aber nicht so!«
    »Ihr habt uns noch nicht gesagt, was Ihr tun würdet«, ermahnte ich sie. »Erinnert Euch daran, was Suor Caterina gesagt hat. Was ist hier das Unwahrscheinlichste?«
    Widerwillig antwortete Dariole: »Alles mit Ausnahme von Whitehall, nehme ich an. Euer Majestät, als in Paris ein König ermordet worden ist … bin ich gegangen. Ich weiß nicht, was die getan haben, die dort geblieben sind. Messire, was ist mit Eurem Herzog? Was hat er getan?«
    Langsam fügte sich in meinem Kopf alles zusammen.
    »Die Bastille«, sagte ich.
    Dariole nickte. Der Samurai und der König wirkten verwirrt.
    »Es ist von außerordentlicher Wichtigkeit, dass Eure Milizen besser bewaffnet werden, Sire.« Ich blickte zu James. »Nach dem Tod des Königs hat Seine Gnaden, der Duc de Sully, sich in die Bastille zurückgezogen. Wir benötigen einen uneinnehmbaren Ort, der uns überdies – und wichtiger noch – Zugang zu Waffen verschafft. Sire, gibt es irgendein Gebäude in London, das sowohl Burg als auch Waffenkammer ist?«
    Saburo grunzte laut und zufrieden. James blickte zuerst zu ihm und dann zu mir. »Sprecht Ihr vom Tower? Aye. Aye … Aber nehmen wir einmal an, sie lassen uns nicht herein?«
    »Dort dürften nicht allzu viele Soldaten sein.« Dariole zuckte mit den Schultern, als der König zu ihr schaute. »Dieser Earl, dieser Northumberland, wird nicht mehr dort sein. Gleiches gilt für alle Eure Gefangenen, Euer Majestät. Wachen wären dementsprechend auch kaum welche übrig.«
    Und in dem Fall hätten sie wohl auch die Waffenkammer leergeräumt … aber die Mauern sind in der Tat unbezwingbar.
    »Master de Rochefort?«
    Ich schaute mich um und lächelte grimmig. Gut viertausend Mann befanden sich in den Straßen, dazu noch einmal die gleiche Anzahl an Frauen und Anhang. Hätte ich eine Kompanie Musketiere gehabt, ich hätte dafür garantiert, dass sie bei der ersten Salve auseinander laufen würden.
    Aber entweder das oder Whitehall … und ich halte Prinz Heinrich für schlau genug, dass sein Vater auch tot bleibt. Er hätte mit Sicherheit keine Skrupel, den ›Betrüger‹ zu erschießen.
    Wie es aussieht, wird es doch nicht so einfach, Robert Fludd gefangen zu nehmen.
    »Euer Majestät«, sagte ich, »lasst uns den Tower einnehmen.«
    Es heißt, als der Earl of Essex sich gegen die Königin erhoben hat, sei er durch London marschiert und hätte die Bürger aufgefordert, ihn zu unterstützen. Als die Türen bei seinem Kommen verriegelt wurden, hatte er keine Unterstützung mehr; am Abend waren ihm dann nur noch sechs Mann geblieben.
    Als nun James Stuart an den Häusern vorbeiritt, wurden erst die Fenster und dann die Türen aufgeworfen, und die Bürger jeder einzelnen Gemeinde jubelten ihm zu.
    Sie werden sich noch an seine triumphalen Prozessionen durch diese Straßen erinnern, dachte ich. Sie erkennen ihren König am Gesicht.
    Als wir die London Bridge überquerten, schätzte ich unsere Gefolgschaft auf acht-, zehntausend Mann. Ich ging neben James, Saburo und Dariole hinter uns. Jenseits der Brücke wandten wir uns nach Westen in Richtung Tower Hill und der riesigen Burg hinter dem stinkenden, verschlammten Graben.
    Wächter spähten zwischen den Zinnen hindurch, als der Mob sich dem Tower näherte. Ich schaute zu Dariole. Wenn sie nach Whitehall um Hilfe schicken. Wenn Cecil oder Heinrich Musketiere schicken, um die Straßen mit ein paar Salven leer zu fegen …
    Vor dem Mitteltor, dort wo der Graben in die Themse mündet, blieb James Stuart stehen. Ich ließ das Zaumzeug los und trat zurück.
    Ein gut gekleideter, älterer Mann in Schwarz – Sir William Waad, nahm ich an – trat zwischen den Wächtern hervor, nahm den Hut ab und fiel auf die Knie.
    »Nehmt dies, Sire, und erweist uns Eure Gnade!« Der Mann hielt eiserne Schlüssel in die Höhe. Seine frische Stimme trug vermutlich deutlich weiter als nur bis zu den ersten Reihen unserer ›Armee‹, und die Menschen schwiegen, um ihm zuzuhören. »Wir haben Euer Majestät für tot gehalten. Doch nun sehen wir, dass Ihr lebt, und wir danken Gott dafür! Sire, kommt herein, und nehmt Euch, was Euch gehört.«
    »Erhebt Euch, Lord Lieutenant des

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