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1610 - Das Ende des Spuks

Titel: 1610 - Das Ende des Spuks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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längst keine wirklich neuen Erkenntnisse mehr heraus. Die seit vielen Wochen auf Olymp präsenten Wissenschaftler hatten die Tote Zone quasi seit kurz nach dem Ausbruch der Hyperraum-Parese zu vermessen und zu erforschen versucht. Sie referierten über die Ergebnisse dieser Tätigkeit, und es war immer dasselbe. Es war nach zehn Stunden wie ein ständiges Wiederkäuen bekannter Tatsachen, die Beleuchtung dieser Fakten aus verschiedenen Perspektiven.
    Diese Fakten waren im einzelnen unter Einbeziehung der von Myles Kantor und Boris Siankow per Ennox-Kurier gelieferten Informationen:
     
    1.
     
    Die Tote Zone war kein Naturphänomen, sondern durch eine Manipulation des Hyperraums erzeugt worden.
     
    2.
     
    Die Urheber der Hyperraum-Parese konnten sich unmöglich innerhalb der Toten Zone befinden, weil bei Anwendung jeglicher innerhalb der Milchstraße bekannten Technik Ursache und Wirkung einander aufheben würden. Natürlich bestünde die Notwendigkeit, daß sich Fremde in der Milchstraße eingenistet hätten (wobei nur selten von den Ennox die Rede war), die über eine unbekannte Technik verfügten. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Verursacher von irgendwo außerhalb operierten, sei ungleich größer.
    Daraus ergab sich:
     
    3.
     
    Es sollte versucht werden, die Einflüsse, welche die Tätigkeit des Hyperraums auf dem begrenzten Gebiet der sogenannten Toten Zone verursachten, zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, um so die Urheber zu entlarven.
    Kassian gähnte demonstrativ, als in der Lovely-Boscyk-Halle der nächste Redner, ein Plophoser, ans mit Syntronik gespickte Rednerpult ging, um seine Version des Phänomens darzulegen. „Und darum haben sie so einen Wirbel gemacht", beschwerte sich der junge Werfterbe, dem Taten viel lieber waren als dieses Herumsitzen vor den Übertragungen, die durch Yart Fulgens erfolgreiche und geschickte Vorarbeit an Details nichts zu wünschen übrigließen. „Ich hätte nie gedacht, daß ich diesen lausigen Ennox noch einmal so dankbar sein würde. Sie bringen wenigstens noch Leben in die Bude."
    Was er damit meinte, das zeigte sich gleich darauf.
     
    *
     
    Der Plophoser mußte so um die 150 Jahre alt sein. Genau ließ es sich schwer schätzen. Sein Haar war weiß und hing ihm weit in den Nacken. Die vordere Hälfte des Schädels war inzwischen kahl. Dafür zierte ein auffallend rostroter Bart Kinn und Wangen des Wissenschaftlers, der sich als Dyanos Crogen vorgestellt hatte.
    Crogen trug eine beigefarbene Kombination ohne irgendwelche Verzierungen. Er wirkte wie ein Asket, der für seine Wissenschaft lebte und für sonst gar nichts. Nur die hellblauen Augen verwischten den tristen Eindruck, und sie nahmen die rund tausend Zuhörer, die sich zu seinem Vortrag in der Lovely-Boscyk-Halle eingefunden hatten, regelrecht gefangen.
    Mit einigen wenigen Ausnahmen ... „Ich möchte hier auf einen Aspekt eingehen", begann Crogen einen neuen Teil seines Vertrags, „der mir bisher noch nicht genügend gewürdigt zu sein scheint." Er räusperte sich, nahm einen Schluck aus dem von einem Servo gebrachten Glas und ließ seine Blicke über das Auditorium schweifen. „Ich meine damit das langsame Driften der sogenannten Toten Zone, die ich lieber als >Region lokalterminalpartieller Hyperraum-Insuffizienz< bezeichnen möchte, in Richtung westliche galaktische Peripherie. Bekanntlich, meine verehrten Zuhörer, wandert die RLTHI, wenn ich dieses Kürzel gebrauchen darf, am Tag zwischen einem und zwei Lichtjahren in dieser Form."
    „Wie?" rief es schrill aus der Zuhörerschaft. „Wie macht sie das?"
    „Ich bitte um Verzeihung ...", sagte der Redner irritiert.
    Ein langer, schlaksiger Kerl in einem silbern schimmernden Anzug stand auf und winkte sich eines der über der Zuhörerschaft schwebenden Mikrofone herbei. „Na, wie sie wandert, Mann! Erzähle doch nicht so einen Blödsinn. Wie kann ein Gebilde wie die Tote Zone..."
    „... die Region lokalterminalpartieller Hyperraum-Insuffizienz..."
    „Geschenkt, Bartmann. Wie kann so ein Ding wandern? Hat es Füße? Falls ja, wie viele, und warum habt ihr sie noch nicht entdeckt und gemessen?"
    Ein Kichern folgte, das sich mit dem empörten Raunen der ernsthaft an dem Problem interessierten Gäste mischte. Eine weibliche Stimme schrie: „Schuhgröße, Mann! Schuhgröße!"
    Der Plophoser kniff die Lippen und die Augen zusammen, starrte den Störer böse an und schien ihn mit Verachtung strafen zu wollen, bis wieder Ruhe einkehrte.

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