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1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist

Titel: 1610 Teil 1 - Der letzte Alchimist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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»In einer oder anderthalb Stunden, je nachdem, wie viele Leute es sehen wollen …«
    »Dann werde ich Euch beide am ›The Rose‹ treffen.«
    Ich glaubte, sie wolle noch etwas sagen, doch das war nicht der Fall. Sie richtete ihre Kappe, nickte mir kurz zu und machte dann auf dem Absatz kehrt, um zur Themse hinunterzulaufen.
    Dieser Junge!, dachte ich, als ich ihr hinterherblickte.
    Junge, Mädchen, Frau, der-, diejenige, vor der ich hilflos gekniet und die mich erregt und beschämt hatte …
    Die Ehre gebietet mir eigentlich, England sofort zu verlassen. Ich musste von ihr weg, bevor ich ihr noch mehr Leid zufügte, als ich ohnehin schon getan hatte. Aber da waren noch Fludd, Cecil und Sully.
    Eine Zeit lang streifte ich umher, ohne auf meine Umgebung zu achten. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich vor der Kathedrale von Southwark wieder.
    Den Protestanten zu spielen, fällt mir nicht schwer, wenn ich vorbereitet bin. Ich muss nur wissen, um welche Sekte es sich handelt und ob ich mir am Eingang Weihwasser nehmen oder vor dem Altar niederknien muss. Eine katholische Kapelle würde ich hier jedenfalls nicht finden …
    Ich gab mich damit zufrieden, hineinzugehen und ein paar Penny für eine Kerze zu spenden, die ich dann so nah wie möglich am Altar platzierte. Hier ging es genauso geschäftig zu wie in der großen Kirche des heiligen Paulus am anderen Ufer. Menschengruppen standen an den mächtigen weißen Säulen. Ich konnte nicht niederknien. Eine lange Zeit stand ich mit gesenktem Kopf einfach nur da, und die Kälte der Grabsteine unter meinen Füßen kroch meinen Leib hinauf.
    Es ist schon zweiundzwanzig Jahre her, seit ich zum letzten Mal gebeichtet oder es auch nur gewollt habe.
    Aber in meinem Beruf war das auch ganz in Ordnung.
    Ich öffnete die Augen und blickte zu dem Licht, das durch die bunten Fenster fiel.
    Natürlich hieß das auch, dass es keine Absolution für mich gab.
    Ich neigte den Kopf vor dem Altar, setzte meinen Hut auf und schickte mich an, wieder zur Tür zurückzugehen.
    Wenn dem so ist, dann werde ich wohl ohne Monseigneur Gott zurechtkommen müssen und tun, was ich tun muss.
    Ich brauchte nicht lange bis zu dem Theater mit Namen ›The Rose‹. Es lag nicht weit von ›The Globe‹ entfernt, war aber deutlich kleiner und schäbiger. Das Stück hatte noch nicht begonnen, wie ich beim Näherkommen sah, und ich blickte über die Hüte der Männer hinweg, die sich vor dem Eingang drängten. Dariole war nicht leicht zu entdecken, da sie sich kaum von den galanten Jünglingen unterschied, die aus der City hergekommen waren. Monsieur Saburo hatte ich jedoch bald entdeckt, da dieser noch immer meinen Mantel trug, der bei diesem Wetter ein wenig zu warm war.
    Er grunzte, als er mich sah und deutete auf die offenen Türen des reetgedeckten Gebäudes. »No-Stück, ne?«
    Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, rief Dariole: »Ihr habt auch Theaterstücke?«
    »Hai, Dari-oru-sama.«
    Sofort begann sie, auf ihn einzureden. Mürrisch bezahlte ich den Eintritt für uns drei. Wäre ich nicht so sehr auf mich selbst konzentriert gewesen, hätte ich vermutlich über das hölzerne Rund gestaunt, das wir betraten. Der Boden fiel zur Bühne hin mannstief ab, und darum erhoben sich drei Stockwerke an Galerien.
    »Rauf.« Ich deutete nach oben und überließ es dem Samurai und Mademoiselle Dariole, sich hinter mir durch die Menge zu drängen, wobei sie über die Feinheiten der Schauspielkunst in England, Frankreich und Nihon diskutierten.
    Die Galerien besaßen ein Geländer sowie Holzbalken, um darauf zu sitzen, doch Bequemlichkeit war mir egal. Ans Ende der ersten Galerie gedrängt, fast neben der Bühne, konnten uns lediglich Leute unmittelbar links oder hinter uns hören. Ich wollte die Zahl möglicher Lauscher so klein wie möglich halten.
    Sollte Fludd das einmal voraussehen!, dachte ich grimmig und winkte Monsieur Saburo, an mir vorbei zur Wand zu gehen, wo er am wenigsten auffallen würde. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich laut gesprochen hatte, bis das Mannweib mir ein ärgerliches Grinsen zuwarf und zwischen mich und Monsieur Saburo schlüpfte. Ich drehte mein Wehrgehänge nach vorn, sodass ich das Rapier zwischen die Beine nehmen und somit bequemer sitzen konnte. Die junge Frau hing ihre Waffen über das Geländer und pfiff, bis ein Weib herbeieilte, um ihr eine Hand voll Haselnüsse zu verkaufen, welche Mademoiselle de la Roncière mit den Zähnen knackte.
    Das allgemeine Raunen schwoll

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