1613 - Blut-Rivale
freilag.
Suko und ich schauten gemeinsam hin. Ja, da war tatsächlich so etwas wie zwei kleine Wunden zu sehen, die allerdings von Schorf bedeckt waren. Wir glaubten nicht, dass er sie sich selbst beigebracht hatte, um uns zu hintergehen. Das war echt.
»Habt ihr es gesehen?«
»Ja«, sagte Suko leise.
»Dann wisst ihr jetzt, was mein Fluch ist. Aber ich kann damit leben, das weiß ich. Ich bin nicht zu einem Vampir geworden. Marek hat mich noch rechtzeitig genug gerettet, obwohl der Vampir schon zugebissen hatte.«
»Hast du dir denn Gedanken darüber gemacht, warum du das Blut brichst?«
»Ja.« Er zog die Nase hoch. »Aber ich habe keine Erklärung dafür. Das ist es.« Er schaute mich an. »Du denn?«
»Das sind nur Vermutungen, mit denen ich dienen kann. Tut mir leid.«
»Ich will sie hören.«
»Dein Blut ist unter Umständen verseucht worden. Es will nicht mehr in deinem Körper sein. Deshalb muss es sich freie Bahn verschaffen.«
»Dann trennt sich das schlechte Blut von dem guten?«
»Das könnte man so sehen.«
Er schwieg, dachte darüber nach und schloss sogar die Augen.
Suko fragte: »Wie lange haben Sie damit schon zu tun, Mr. Hunter?«
»Schon sehr lange.«
»Also seit dem Tag, an dem es passierte, oder?«
»So ist es.« Er hob die Schultern. »Ich kann nichts dagegen tun. Irgendwann wird sich kein Tropfen Blut mehr in meinem Körper befinden. Bevor es so weit ist, will ich meine Feinde vernichtet haben. Das müsst ihr doch verstehen.«
»Ja, das verstehen wir«, sagte ich. »Aber wir verstehen auch, dass dir die Zeit wegläuft. Du wirst immer schwächer werden. Der Blutverlust wird sich irgendwann nicht mehr ausgleichen lassen. Das ist nun mal so. Damit musst du fertig werden.«
»Aber vorher will ich alles geregelt haben.«
»Können wir verstehen, wird aber schwierig werden. Deshalb solltest du uns den Fall überlassen.«
»Nein, den ziehe ich durch. Ich habe Marek damals mein Wort gegeben, dass er sich auf mich verlassen kann. In meinem Job gibt es so gut wie keine Ehre. Wer da arbeitet, muss davon ausgehen, dass die Menschen schlecht sind. Ich habe mir einen kleinen Teil meiner Ehre erhalten und genau deshalb werde ich…« Er musste wieder husten. Diesmal war es normal, denn kein Tropfen der roten Flüssigkeit sprühte über seine Lippen.
Solche Männer wie er waren uns dann und wann schon mal über den Weg gelaufen. Um ihn von seinem Vorhaben abzuhalten, hätten wir ihn einsperren müssen, was allerdings nicht so einfach war.
Ich sagte: »Es gibt wohl eine Chance für dich, Ethan. Wie wäre es, wenn du dich einer Blutwäsche unterziehst? Da würde vieles wieder gerade gerückt.«
Er schaute mich an, schloss die Augen und sagte: »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber nicht sofort. Erst muss ich meine Aufgabe beenden. Dann können wir darüber reden.«.
»Es ist besser, wenn du jetzt aussteigst.«
»Nein, auf keinen Fall.«
Ich hielt den Mund, weil es keinen Sinn hatte, ihn weiter überzeugen zu wollen. Er hatte seinen eigenen Kopf, und gegen seinen Willen kamen wir nicht an. Er verdrängte sein eigenes Schicksal auch sehr schnell, als er sagte: »Wie geht es jetzt weiter?«
Suko gab die Antwort. »Da sind wir überfragt. Keiner von uns weiß, wo er ansetzen soll. Eigentlich sind Sie die einzige Person, die uns zu unseren Feinden führen kann.«
Er dachte nach. »Im Moment nicht. Es steht alles still. Ich kann euch höchstens mit in meine Wohnung nehmen und euch die Reste der beiden Vampire zeigen, die dort liegen.«
»Das wäre ein Anfang.«
»Aber ich weiß nicht, wie ich mit dieser Köpferin oder dem Supervampir Kontakt aufnehmen kann. Ich war zunächst mal darauf erpicht, mir den Pfahl zu holen, und das ist mir gelungen.«
»Dann müssen wir davon ausgehen, dass die andere Seite auf dich zukommen wird«, murmelte ich.
»Das denke ich auch. Eine Vorhut hat sie schon geschickt. Die nächsten Blutsauger werden nicht so leicht zu besiegen sein, davon bin ich überzeugt.«
Das stimmte. Ethan Hunter war jetzt zu einem Lockvogel geworden. Ich glaubte auch nicht, dass Mallmann seine Angriffe eingestellt hatte.
Hunter schlug mit der flachen Hand auf seinen rechten Oberschenkel.
»Jetzt wisst ihr alles, und wir können ein neues Kapitel aufschlagen. Seid ihr dabei?«
»Das müssen wir wohl.«
Ethan Hunter lächelte und nickte, bevor er nach seiner Tasse griff und einen Schluck trank. »Wenn ihr mich fragt, ich habe keinen konkreten Plan. Ich weiß nicht, wie ich an
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