1613 - Blut-Rivale
offenen Tür erschien.
»Guten Morgen. So früh schon auf den Beinen?«
»Es ließ sich nicht vermeiden«, sagte Suko.
»Und um was ging es?«
»Erzähle ich dir später.« Ich schaute in meine Tasse, wo der Kaffee kalt geworden war. Trinken wollte ich ihn nicht mehr.
Glenda hatte meinen nicht eben freundlichen Blick mitbekommen und fragte: »Soll ich einen frischen Kaffee kochen?«
»Das wäre super.«
»Okay.« Im Weggehen sagte sie noch: »Ich habe einige Doughnuts mitgebracht. Aus der Bäckerei roch es so herrlich danach. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch bedienen.«
Das taten wir auch, allerdings erst, nachdem der frische Kaffee in der Tasse schwappte.
Natürlich wollte Glenda wissen, um was es genau ging. Suko und ich weihten sie mit Stichworten ein, bis wir vom Summen des Telefons auf dem Schreibtisch unterbrochen wurden.
Glenda erhob sich. Sie lauschte, nickte und sagte dann: »Ja, John Sinclair und Suko sind im Büro.« Sie hörte die Antwort, nickte wieder und sagte: »Ja, Sie können dann hoch. Sagen Sie unten an der Anmeldung Bescheid.«
Sie legte auf und drehte sich von ihrem Schreibtisch weg, um uns anzuschauen.
»Immer dann, wenn man vom Teufel spricht, erscheint er. So heißt doch das Sprichwort.«
»Und weiter?«, fragte ich.
»Da will euch jemand besuchen.«
Suko schaltete am schnellsten. »Ethan Hunter?«
»Genau der!«
***
Wir hatten unsere Überraschung noch immer nicht ganz verdaut, als Ethan Hunter das Vorzimmer betrat.
Er trug einen etwas längeren Mantel, als von der Mode vorgeschrieben, und hatte einen Hut auf, den er jetzt abnahm. Den Mantel behielt er allerdings an.
Sein Gesicht zeigte auf den Wangen dunklere Bartschatten, und dunkel waren auch seine Augen, mit denen er uns anschaute, wobei die Lippen ein Lächeln versuchten, was ihm nicht so recht gelang.
»Dann bin ich wohl jetzt in der Höhle des Löwen«, sagte er.
»Sie werden aber nicht gefressen«, meinte Glenda.
»Wie angenehm.«
»Komm mit uns in unser Büro«, forderte ich ihn auf. Ich duzte ihn, denn das hatten wir auch schon in meiner Wohnung getan, als er mich überfallen hatte, um Mareks Pfahl an sich zu bringen.
Er ging, blieb aber vor mir stehen und schaute mir ins Gesicht. »Noch immer sauer, John?«
»Wärst du das nicht, wenn man bei dir eingebrochen hätte?«
»Im Normalfall schon«, gab er zu. »Aber hier ist leider nichts mehr normal. Das werdet ihr bald zu hören bekommen. Vorweg gesagt, ich bin froh über den Besitz des Pfahls.«
»Kann ich mir denken.«
Glenda bot unserem Besucher einen Kaffee an, den er nicht abschlug.
Die Tasse nahm er mit in unser Büro, wo er auf dem Besucherstuhl Platz nahm.
Wir stellten keine Fragen und ließen ihn erst mal trinken. Danach stellte er die Tasse auf meinen Schreibtisch und behielt mich dabei im Blick.
»Ich weiß, dass mein Überfall auf dich nicht eben edel war, aber der Pfahl war für mich persönlich wichtig. Ich versteife mich sogar zu der Behauptung, dass ich ohne ihn wahrscheinlich nicht mehr am Leben wäre.«
Mit der Eröffnung hatten Suko und ich nicht gerechnet.
Dementsprechend erstaunt sahen wir aus »Das kannst du uns sicher näher erklären«, sagte ich.
»Klar. Deshalb bin ich ja hier.« Er schlug die Beine übereinander und berichtete mit ruhiger Stimme, was ihm in der vergangenen Nacht widerfahren war.
Wir hörten gespannt zu und mussten zugeben, dass die Überraschungen noch nicht vorbei waren.
»Und jetzt liegen die Reste noch in Ihrer Wohnung?«, fragte Suko.
»So ist es. Sie können sie dort besichtigen, wenn Sie wollen.« Er schüttelte sich. »Knochen, Staub und Asche. Eben was von einem Vampir zurückbleibt.« Er deutete auf mich. »Der Pfahl war also tatsächlich mein Lebensretter.«
Da konnte ich nicht widersprechen. Trotzdem waren bei mir noch einige Fragen offen. Ich wollte wissen, woher er von diesem Pfahl gewusst hatte.
»Durch Marek.«
»Dann warst du bei ihm in Petrila?«
»Nicht direkt. Nur in der Nähe. Ich hatte einen Auftrag und musste zwei gefährliche Killer ausschalten, denen ich schon lange auf der Spur gewesen war. Sie hatten sich nach Rumänien zurückgezogen, wo ich sie aufstöberte. Und das in einer einsamen Hütte….«
In den folgenden Minuten erfuhren wir, was ihm da widerfahren war.
Dass er zwei Killer gejagt hatte, ohne zu wissen, dass sie zu den Blutsaugern zählten. Als er es erfuhr, war es für ihn zu spät, und er hätte nicht vor uns gesessen, wenn es Frantisek Marek nicht gegeben
Weitere Kostenlose Bücher