1613 - Blut-Rivale
seine Bewegungen hektischer.
Suko sah es offensichtlich auch, denn er schaute ihn ebenfalls forschend an.
»Haben Sie Probleme, Mr. Hunter?«, fragte er.
Pfeifend saugte unser Besucher die Luft ein. »Nein oder ja. Ich weiß es nicht. Es ist so etwas wie ein Fluch.«
»Was genau?«
Er riss sich zusammen, um sprechen zu können. »Der Biss«, flüsterte er.
»Von dem Vampir. Verstehen Sie? Der Biss der Zähne. Mein Blut«, er schluckte, »es ist nicht mehr normal. Es ist alles durcheinander bei mir. In mir steckt etwas Fremdes. Das ist…« Er hörte auf zu sprechen und musste plötzlich würgen.
Suko und ich saßen wie auf dem Sprung. Wir konnten uns die plötzliche Veränderung des Verhaltens nicht erklären. Es gab für uns keinen sichtbaren Grund, aber es hörte auch nicht auf.
Hunter hatte sich nach vorn gebeugt, während er weiterhin würgte. Jetzt waren auf seinem Gesicht rote Flecken erschienen, und sein Mund stand weit offen. Seine linke Hand fuhr in die Manteltasche und holte ein Tuch hervor. Das presste er sich gegen den Mund. Gerade noch im rechten Augenblick, um das Blut auffangen zu können, das beinahe schwallartig aus seiner Kehle strömte…
***
Es war ein Anblick, den ich schon einmal in meiner Wohnung erlebt hatte.
Suko aber war geschockt. Er begriff nichts von Hunters plötzlicher Wandlung und konnte auch keinen Grund dafür erkennen. Es war alles so schnell gekommen.
Ich traute mich nicht, von meinem Stuhl hochzuschnellen, um ihm zu Hilfe zu eilen. Allerdings hätte ich auch nicht gewusst, wie ihm zu helfen war. Er musste allein mit diesem Anfall fertig werden.
Zum Glück strömte nicht noch mehr Blut aus seiner Kehle. Das Tuch war groß genug, um die rote Flüssigkeit aufzusaugen. Zwar wurde der Körper von zahlreichen Hustenanfällen geschüttelt, aber es gab keinen roten Nachschub mehr. Nur das Husten blieb, wurde aber weniger und verstummte schließlich ganz.
Ethan Hunter richtete sich wieder auf. Jetzt war die Farbe aus seinem Gesicht gewichen. Das rot gewordene Tuch hielt er in der Hand. Er atmete schwer, bewegte seinen Kopf, um mal Suko und dann mich anzuschauen.
Ob er ansprechbar war, wussten wir nicht. Aber so lange wollten wir nicht warten und so stellte Suko die erste Frage.
»Was ist mit Ihnen passiert, Mr. Hunter? Sind Sie krank? Haben Sie was mit der Lunge?«
Hunter hatte die Fragen gehört und stierte Suko an. Es fiel ihm schwer, eine Antwort zu geben. Er musste Luft holen, röchelte dabei, und auch seine folgenden Worte waren kaum zu verstehen.
»Es ist ein Fluch, verdammt. Es ist mein Fluch, unter dem ich leide.«
»Wer hat Sie verflucht?«
»Es war der Biss…«
Diese Antwort ließ einige Interpretationen zu. Im Prinzip musste es mit den Vampiren zusammenhängen. Eine andere Möglichkeit sah ich nicht.
Wahrscheinlich war Ethan Hunter doch nicht so stark, wie er sich gern sah.
Wir warteten noch, bis er sich erholt hatte. Zwar war er nicht völlig fit, aber das Gesicht hatte wieder ein wenig Farbe angenommen. Das blutige Tuch steckte er ein. Es hatte alles an Blut aufgesogen. Nichts war zu Boden geklatscht oder auf dem Schreibtisch getropft.
»Du hast von einem Biss gesprochen«, sagte ich und bemerkte an der Tür eine Bewegung. Dort war Glenda erschienen, sagte aber nichts und schaute mit großen Augen zu.
»Ja, das habe ich gesagt.« Er wischte mit dem Handrücken über seine Lippen.
»Und weiter?«
»Es geschah damals in der Hütte. Marek hat mich zwar retten können, aber er ist etwas zu spät gekommen. Dieser Blutsauger hing bereits an meiner Kehle und hat seine spitzen Zähne in meine Haut gedrückt.« Er holte Atem. »Und dabei muss er auch etwas von meinem Blut getrunken haben. So steckt der Keim wahrscheinlich jetzt in mir.«
Das Geständnis hatte uns überrascht. Suko und ich waren zunächst einmal sprachlos. Wir schauten ihn an, ohne etwas zu sagen. Hunter konnte nicht ruhig auf seinem Platz sitzen. Er atmete heftig, wobei er sich auf dem Stuhl mal nach vorn und dann wieder nach hinten bewegte.
»Glaubt ihr mir?«
Ich hob die Schultern. »Warum sollten wir dir nicht glauben, Ethan?«
»Weil es so unwahrscheinlich ist.«
»Keine Sorge, das sind wir gewohnt. Wir wissen jetzt, was mit dir passiert ist.« Ich deutete auf seinen Hals. »Wenn du dort gebissen worden bist, müsste es Wunden geben. Oder liege ich da falsch?«
»Nein, liegst du nicht. Komm her!« Er schob seinen Mantelkragen zur Seite, sodass der Hals an seiner linken Seite
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