1613 - Blut-Rivale
John Sinclair.«
»Ist schon klar.«
»Wunderbar, dann können wir ja anfangen.«
»Lässt du das Kind frei?«
»Sei doch nicht so ungeduldig. Es ist allein meine Sache, wann ich meine kleine Freundin laufen lasse. Du hältst dich dabei zurück. Erst einmal bleibt sie bei mir.«
»Das war nicht so abgemacht.«
»Hör auf zu reden. Ich bestimme hier die Regeln. Du wirst dich danach richten, oder die Kleine hier verliert ihren Kopf. Und das willst du doch nicht auf dein Gewissen laden? Oder doch?«
Ethan Hunter kochte innerlich. Das sah ich ihm an, denn ich schaute auf seinen Rücken, der nicht so starr war wie seine Haltung, da er immer wieder zuckte.
»Du kannst stehen bleiben, wo du bist«, sagte Loretta zu Hunter. »Ich werde zu dir kommen. Danach sehen wir weiter.«
»Ja, ich warte.«
Nicht nur Ethan Hunter stand unter Strom. Mir erging es nicht anders. Es war zu sehen, dass er innerlich kämpfte. Er schloss und öffnete die Hände.
Loretta legte ihrer Geisel die freie Hand auf die Schulter. Ein leichter Druck reichte aus, um Jenny gefügig zu machen. Sie setzte einen Schritt vor den anderen. Und die scharfe Klinge wich nicht von ihrem Hals, was mich störte.
Wenn sie eine unbedachte Bewegung mache, würde die Klinge in die Haut schneiden, wenn nicht noch Schlimmeres passierte.
Aber es ging alles glatt. Die Kleine bewegte nur ihre Beine, alles andere blieb steif, und so wurde sie dem ersten Ziel zugeführt. Es war die Seite, wo Ethan Hunter stand.
Dort hielten beide an, wobei das Schwert nicht vom Hals des Kindes wich. Loretta zeigte sich siegessicher und zufrieden. Sie sprach mich sogar an.
»Wie gefällt dir das Zuschauen, Sinclair?«
Ich hob nur die Schultern.
Das amüsierte sie. Es war am Klang ihrer Stimme zu hören.
»Ich sehe dir doch an, dass deine Ruhe nur Tünche ist. Innerlich kochst du vor Wut. Dein Hass auf mich ist ungeheuer. Und du hast keine Chance, mich zu erledigen. Aber du denkst darüber nach. Sorge dafür, dass es dabei bleibt, sonst ist die Kleine tot. Und der große Held an deiner Seite auch.«
»Ja, ich weiß Bescheid.«
»Das ist gut. Dann geh zur Seite, damit der Weg für mich frei ist.«
»Alles klar.«
Ich drückte mich zwar nicht in die Ecke des kleinen Flurs, aber der Weg zur Wohnungstür war nicht mehr versperrt. Zudem war die Tür nicht zugefallen, nur angelehnt, aber sie war nicht breit genug, um drei Menschen zugleich durchgehen zu lassen, und das hatte auch Loretta erkannt. Sie sorgte dafür, dass Ethan Hunter vorging, damit er ihr und Jenny die Tür öffnen konnte.
Alles war bei ihr genau durchdacht, und ich konnte nur hoffen, dass wir schlauer waren.
Hunter hielt sich tatsächlich an Lorettas Befehle. Er ging nicht weiter, nur seine linke Hand berührte leicht die Klinke. Er wartete auf den Befehl, die Tür zu öffnen.
Sekunden später hörte er ihn.
»Geh jetzt in den Flur!«
»Und dann?«
»Geh, verflucht! Du hast hier keine Fragen zu stellen!«
»Ja, ja, schon gut.«
Ich war weiterhin der Zuschauer und Beobachter. Auch auf meiner Stirn hatte sich mittlerweile ein dicker Film aus Schweiß gebildet. In kurzer Zeit würde es sich entscheiden, ob wir mit unserem Plan richtig lagen.
Es war ein Risiko, doch eine andere Alternative hatte es nicht gegeben.
Wichtig war nur, dass Loretta weiterhin davon ausging, dass wir nur zu zweit waren. Von meinem Freund und Kollegen Suko hatte sie keine Ahnung, und ich konnte nur hoffen, dass es auch dabei blieb.
Hunter öffnete die Tür. Es war ein normaler Vorgang, aber noch nie hatte er dies unter diesen Voraussetzungen getan.
Ich stand zwar nicht besonders günstig, war aber in der Lage, durch die offene Tür in den Flur zu schauen. Ich sah auch, dass dieser Teil leer war. Es hielt sich niemand dort auf. Und ich konnte nur hoffen, dass es auch weiterhin so blieb.
»Dann geh mal nach draußen, Hunter!« Der nächste Befehl galt mir.
»Und du, Sinclair, bleibst, wo du bist. Ich kenne dich. Ich weiß, dass du kurz vor dem Durchdrehen stehst. Denk nur an das Mädchen. Mehr sage ich dir nicht.«
»Ich habe verstanden.«
»Hoffentlich.« Eine Sekunde später gab sie den Befehl an Ethan Hunter weiter. »Jetzt gehe in den Flur. Aber langsam, sehr langsam. Dreh dich nach rechts und bewege dich auf eine Lifttür zu. Denk daran, dass das Mädchen und ich immer hinter dir sind und dich stets unter Kontrolle habe.«
»Das ist mir klar.«
»Dannlos…«
***
Auch Suko wusste, dass der Plan riskant war, doch auch er
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