Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1616 - Experimente im Hyperraum

Titel: 1616 - Experimente im Hyperraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hatten den Hyperdim-Resonator in Betrieb genommen. Wenige Sekunden nachdem die FORNAX den Wahrnehmungsbereich der Orter verlassen hatte, begannen sie zu funken.
    Fasziniert starrte Boris Siankow auf die beiden Darstellungen, die vor ihm aufgeblendet waren.
    Die linke zeigte das Sternengewimmel nahe dem Zentrum des Kugelsternhaufens M3, wie es von den Geräten der vierdimensionalen optischen Beobachtung wahrgenommen wurde. Vom Hyperdim-Attraktor war auf diesem Bild nichts zu sehen. Das Videofeld zur Rechten präsentierte die Daten, die von der Hypertastung erfaßt wurden. Das Bild wurde beherrscht von einer eisgrauen, zerklüftet wirkenden Fläche. Was immer die Fläche darstellte, es wirkte riesig, gigantisch, erdrückend. Tiefe Schründe liefen vielfach gezackt über den grauen Hintergrund.
    Schluchten und Abgründe gähnten, hier und da von düsterem, waberndem Nebel erfüllt, als bliese ein kräftiger Wind Schneewolken vor sich her.
    Boris schauderte. Ihm war unheimlich zumute. So wie ihm mochte es in längst vergangener Zeit den Männern der christlichen Seefahrt ergangen sein, als sie aus dem Dunst voraus plötzlich einen riesigen Eisberg auftauchen sahen.
    Was der Nexialist sah, war die fünfdimensionale Strahlung, die vom Ereignishorizont des Hyperdim-Attraktors ausging. Warum der Horizont so voller Risse und Klüfte war, anstatt den Anblick homogener Glätte zu bieten, war Boris nicht klar. Über Interkom kamen die Geräusche der Zentrale. Computerservos plärrten Statusmeldungen. „Beschleunigung nominal."
    „Metagrav-Vortex steht."
    Myles Kantors Plan sah nicht vor, daß die FORNAX sich einfach durch den Ereignishorizont des Attraktors fallen ließ. Eine solche Vorgehensweise wäre ihr wegen der mörderischen Gravitationsgradienten in unmittelbarer Nähe des Horizonts trotz aller Vorsichtsmaßnahmen womöglich sehr schlecht bekommen. Das Schiff würde vielmehr unmittelbar vor dem Ereignishorizont noch einmal in den Hyperraum eintreten, als plane es einen konventionellen Flug.
    Der einzige Unterschied war, daß die Kontrolle des Bewegungsablaufs jetzt bei dem vektorierbaren Grigoroff-Projektor lag. Der Projektor war auf den Strangeness-Wert kalibriert, den man aus dem hyperenergetischen Emissionsmuster des Lokalen Attraktors errechnet hatte. Zum gegebenen Zeitpunkt würde der vektorierbare Grigoroff die Tätigkeit einstellen. Damit erlosch das Hüllfeld, die Grigoroff-Schicht, die der FORNAX während des Fluges durch den Hyperraum ihren eigenen Mikrokosmos zuwies. Das Schiff wurde infolgedessen aus dem 5-D-Kontinuum zurück in den 4-D-Raum geschleudert. Wenn der Strangeness-Wert richtig ermittelt worden war -woran Myles Kantor keine Sekunde lang zweifelte -, dann mußte sich die FORNAX nach dem Auftauchen im Innern des Lokalen Attraktors befinden. „Tauchmanöver: Tminus fünfzehn."
    Boris Siankow war nicht sonderlich wohl zumute. Er hörte, wie die verbleibenden Sekunden abgezählt wurden, und wünschte sich, er könnte die Uhr anhalten. „Eintauchen ... jetzt!"
    Das Gewimmel der Sterne verschwand. Die eisgteue Fläche mit den Schründen, Klüften, Löchern und Schluchten löste sich auf. Auf beiden Bildflächen war jetzt das eintönige, konturlose Grau zu sehen, das die Signatur des Hyperraums darstellte.
    Boris Siankow nahm die letzten Einstellungen am Resonanz-Modulator vor. In wenigen Sekunden hoffte er die ersten Signale von der ODIN zu empfangen. „Rückkehr nach vier-D: Tminus zehn."
    Bange starrte der Nexialist die beiden Videofelder an. Es war eine Sache, sich theoretisch mit der Möglichkeit vom Raumschiffsreisen durch Strukturrisse zu befaspen, und eine ganz andere, eine solche Reise wirklich zu unternehmen. „Vier-D ... jetzt!"
    Ein Ruck fuhr durch den mächtigen Leib des Schiffes. Boris Siankow fühlte sich nach vorne gerissen. Fassungslos musterte er die beiden Bildflächen. Sie zeigten beide dasselbe: tiefe, undurchdringliche Finsternis. Nicht ein einziger Lichtpunkt war zu sehen. Im Innern des Hyperdim-Attraktors gab es keine Sterne und keine hyperenergetische Strahlung.
    Eine vertraute Stimme schreckte ihn aus der Benommenheit. „FORNAX, bitte melden! Hier spricht ODIN."
    Boris sah auf. Der Resonanz-Modulator war ein simples Gerät, das Lingam Tennar in aller Eile zusammengebastelt hatte. Es besaß einen fest eingebauten Bildschirm. Auf dem Bildschirm war eine schmächtige Gestalt mit einem großen Kopf zu sehen. Das Bild war verschwommen. Schlieren wanderten hin und her.

Weitere Kostenlose Bücher