1619 - Die Vampir-Echse
Sache, John?«
»Wieso?«
Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Dass hier in London eine VampirEchse herumgeistern soll, das kann ich kaum glauben.«
»Aber Suko wird sich nicht getäuscht haben.«
»Das denke ich auch.« Glenda nahm die Tasse von mir entgegen. »Ich wundere mich nur, dass diese Kreatur noch nicht früher entdeckt wurde. Wird sie sich denn nur in der Unterwelt aufhalten?«
Ich trank den ersten Schluck. »Das scheint so zu sein. Sonst hätten wir längst etwas über sie gehört. Stell dir mal vor, ein derartiges Wesen läuft durch die Straßen. Das hätte einen wahnsinnigen Aufruhr gegeben.«
Da musste sie mir zustimmen und fuhr fort: »Sollte sie sich tatsächlich vom Blut der Menschen ernähren? Wenn ja, wen hat sie schon alles erwischt?«
»Daran will ich lieber nicht denken.«
Glenda schüttelte sich. »Ich auch nicht. Auch nicht daran, was aus ihnen wird, wenn sie mal gebissen worden sind. Was entsteht daraus, John? Sicherlich keine normalen Vampire, wie wir sie kennen. Ich denke, dass sich da etwas im Geheimen aufgebaut hat. Niemand hat etwas bemerkt. Es ist nichts an die Öffentlichkeit gedrungen, und selbst Justine Cavallo hat dich nicht warnen können.«
Ich winkte ab. »Sie weiß bestimmt nichts davon. Dann hätten wir es erfahren.«
»Meinst du?«
»Ja, diese Extreme sind nichts für sie. Das weiß ich. Der normale Weg reicht ihr.«
Beide hatten wir unsere Tassen zur Hälfte geleert. Es wurde Zeit, wieder zurück ins Büro zu gehen, um zu schauen, wie weit Suko inzwischen gekommen war.
Er stand weiterhin gebückt über den Plänen. Wir sahen, dass er mit dem rechten Zeigefinger einen der eingezeichneten Kanäle entlangfuhr und dabei vor sich hinnickte.
Ich stellte die fast leere Tasse auf den Schreibtisch und wollte wissen, ob er fündig geworden war.
Mit der linken Hand fuhr er über sein Haar. »Ich denke schon. Oder ich müsste mich sehr täuschen.«
»Dann hast du den Einstieg gefunden?«
»Ja.«
Ich nickte anerkennend. Das war eine reife Leistung, denn die Namen der Straßen waren auf den Plänen nicht aufgeführt. Ab jetzt nahmen Glenda und ich Suko in die Mitte und beugten uns dann ebenfalls über die Pläne.
Suko erklärte uns den Weg, den er unter der Erde zurückgelegt hatte. Es gab ungefähr dort, wo er umgedreht war, einen weiteren Ausstieg, den hatte er erst jetzt entdeckt.
»Es kann sein, dass die Kreatur dort die Kanäle verlassen hat«, sagte er.
Glenda fragte: »Und was befindet sich darüber an der Oberfläche? Weißt du es?«
»Nein.«
»Aber den Namen der Straße werden wir herausfinden können«, sagte Glenda.
Genau das war die Idee. Der Fall hatte zwar unter der Erde seinen Anfang genommen, was jedoch nicht heißen musste, dass er sich auch dort fortsetzen würde. Wenn diese VampirEchse Hilfe hatte, dann musste die nicht unbedingt in der Kanalisation liegen. Im Groben wussten wir Bescheid. Wir befanden uns an der Grenze zwischen Soho und Bloomsbury. Nicht weit von der U-Bahn-Station Tottenham Court Road entfernt. Wer dort ausstieg, konnte das British Museum leicht zu Fuß erreichen. Glenda war verschwunden. Sie kehrte mit einem Stadtplan zurück. Der Plan wurde ausgebreitet, und Glenda kreiste das Gebiet ein. Dann schauten wir nach. Ja, die Straße hatten wir schnell herausgefunden. Er war die Chenies Street, die mir im ersten Moment kein Begriff war, deshalb hob ich die Schultern an.
»Du kennst dich dort nicht aus?«, fragte Glenda.
»So ist es.«
»Aber ich.«
Erstaunt schauten wir sie an, und ich fragte: »Wieso das denn?«
»Ich habe dort mal eingekauft, als ich auf dem Weg zum Museum war. Ist schon lange her, und ich bin damals mit einer Gruppe im Museum gewesen, um mir eine Ausstellung anzusehen. Fragt mich nicht mehr, worum es dabei ging. An den Namen der Straße kann ich mich aber erinnern, ich bin auch schon öfter dort vorbeigegangen.«
»Das ist ja gut« sagte ich.
»Bringt uns das weiter?«, fragte Suko.
Glenda war davon überzeugt. »Bestimmt. Wir müssen nur hinfahren und uns dort umschauen. Sollte diese Echse die Unterwelt tatsächlich durch den Ausstieg verlassen haben, dann…«, sie hob die Schultern, »… hätte sie sich dort vielleicht ein anderes Versteck suchen können. Kann sein, dass es dort auch eines gibt.«
Glenda war von ihren eigenen Worten so überzeugt, dass sie rote Wangen bekam.
»Was meinst du?«, fragte Suko mich.
Ich hatte mich bereits entschieden und sagte: »Es schadet nichts, wenn
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