1619 - Die Vampir-Echse
London einen Staatsbesuch geben. Der Weg der Person wird auch durch die Gegend führen, und da müssen wir die Sicherheit überprüfen. Wir sind ausgeschickt worden, um eventuelle Gefahrenherde aufzuspüren. Nichts anderes ist unser Job.«
Todd Laskin fing an zu lachen. »Bei mir? Oder bereiten Ihnen meine Tiere Sorgen?«
»Nein, nicht die. Es sind die Menschen, die sich Verstecke suchen. So läuft das in der Regel.«
»Nicht bei mir.«
»Seien Sie sich da nicht zu sicher, Mr. Laskin. Wir haben es mit Profis zu tun.«
Er überlegte. »Und was wollen Sie genau? Meinen Laden durchsuchen, nach irgendwelchen Schwachstellen forschen?«
Jetzt übernahm Suko das Wort. »Genau das. Aber ich kann Sie beruhigen, wir haben in Ihrem Geschäft nichts gefunden, was die Sicherheit des Staatsgastes beeinträchtigt hätte.«
Laskin sah erleichtert aus. »Dann ist ja alles in Ordnung, denke ich.«
»Nicht ganz.«
Die Erleichterung verschwand. »Was ist denn jetzt noch?«
»Das will ich Ihnen gern sagen. Uns geht es nicht nur um die Geschäfte und Wohnungen in dieser Straße, sondern auch um die nähere Umgebung. So ist das leider.«
»Aha. Und was meinen Sie damit?«
Suko bluffte weiter. »Wir haben uns die Pläne genau angeschaut und wissen, dass es hier auch Hinterhöfe gibt. Das ist auch bei diesem Haus der Fall.«
»Stimmt.«
Suko nickte. »Sehen Sie, Mr. Laskin. Deshalb sind wir auch hier bei Ihnen. Wir wollen uns den Hinterhof genau anschauen, um herauszufinden, ob er sich für einen eventuellen Anschlag oder für ein Versteck eignet.«
Suko hatte so sicher gesprochen, dass wir keinen Protest hörten. Todd Laskin war verunsichert. Er kam auch nicht auf die Idee, nach irgendwelchen Legitimationen zu fragen. Dass ihm allerdings das Ganze nicht passte, lasen wir an seinem Gesicht ab.
Suko blieb am Ball. »Würden Sie uns jetzt bitte zu diesem Hinterhof führen?«
Laskin schnaufte. »Es wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben.«
»Sie sagen es, Mister.«
Der Bärtige schaute für einen Moment zu Boden und ballte seine Hände zu Fäusten. Das konnte alles Mögliche bedeuten. Noch hatte ich ihn nicht unter Verdacht, denn sein Verhalten kam mir normal vor. Jeder andere hätte sich auch nicht gefreut.
»Können wir?«, fragte ich.
»Ja, ja.« Todd Laskin drehte sich um. Er ging auf die Tür zu, aus der er gekommen war. Da sie aus Metall bestand, war sie schwer zu öffnen.
Vor uns lag ein dunkler Raum, der nicht klimatisiert war. Hier war es kühler als im Verkaufsraum. Fenster sahen wir nicht, und so wurde es erst hell, als der Mann das Licht einschaltete. Die Helligkeit reichte soeben aus, um sich orientieren zu können.
Es war wohl ein Anbau, den Laskin als Lagerraum benutzte. Allerdings nicht für Tiere, die er verkaufte. Auf dem Boden standen verschiedene Käfige, in denen Mäuse eingesperrt waren.
Weiße und auch graue huschten hin und her.
»Sie wissen, für wen die Tiere sind?«
»Klar, Mr. Laskin. Auch Schlangen haben Hunger.«
»Sie sagen es.«
»Und was bekommen Ihre Echsen?«
Er drehte sich zu mir um. »Fliegen, Sir. Jede Menge Fliegen. Die bewahre ich woanders auf.«
»Verstehe.« Ich lächelte. »Und die Tür dort hinten führt in den Hinterhof?«
»Ja.«
»Ist sie abgeschlossen?«
»Das muss so sein.«
»Dann öffnen Sie bitte.«
Der Mann griff in seine rechte Kitteltasche und holte einen Schlüssel hervor. Er öffnete die Tür und deutete mit einer Handbewegung an, dass wir in den Hof gehen konnten.
Es war ein nicht unbedingt sehr großes Viereck, das von Häusern umschlossen wurde. Zumeist graue Fassaden, nur unterbrochen durch die nicht eben großen Fenster, deren Scheiben nicht gerade funkelten.
Wir gingen einige Schritte in den Hof hinein und schauten uns interessiert um. Natürlich suchten wir auch die Hauswände ab.
Tatsächlich aber interessierte uns etwas ganz anders, und das würden wir auf dem Boden finden.
Wir fanden es.
Nur zwei Meter von uns entfernt sahen wir - umgeben von rissigem alten Asphalt - den Gully!
***
Suko und ich brauchten nichts zu sagen. Zwei schnelle Blicke reichten aus. War es das, was uns weiterbringen würde? War es der Einstieg und zugleich der Fluchtweg für die VampirEchse?
Idealer konnte es nicht sein. Und ich war gespannt, was uns Todd Laskin zu sagen hatte.
Er war hinter uns stehen geblieben. Ich drehte mich gelassen um und nickte ihm zu.
»Alles in Ordnung, Sir?«, fragte er.
»Auf den ersten Blick schon.«
Laskin trat noch weiter
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