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162 - Das Grauen aus der Baring Road

162 - Das Grauen aus der Baring Road

Titel: 162 - Das Grauen aus der Baring Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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überbrücken, wenn Menschen ihn in einem besonderen Ritual anriefen. Die Indianer hatten das bei ihren Stammesriten regelmäßig getan, und er war gleichwohl im Süden wie im Norden des Kontinents erschienen und hatte die Opfergaben selten verschmäht.
    Bald stand der Dämon vor dem heruntergekommenen Haus in der Lucas Street. Er war mittlerweile stärker geworden. Trotzdem würden noch Tage vergehen, bis er alle Kräfte wieder gezielt einsetzen konnte. Vorübergehend hatte er nicht mehr auf Jeffrey Slikker geachtet. Im allerletzten Moment erkannte er nun, daß der Sklave im Begriff stand, sich seinem Zugriff zu entziehen. Aber es war nicht mehr zu ändern.
    Palawaikö betrat das Grundstück. Zäune oder auch Mauern bedeuteten in seiner derzeitigen Erscheinungsform kein Hindernis für ihn. Es bedurfte nur eines Schrittes, um in den Garten zu gelangen.
    Sekundenlang verharrte er konzentriert und lauschte in sich hinein. Wenn-der-Himmel-weint, der Pima-Indianer, dessen Geist er in sich trug, hatte resigniert. Sein anfängliches Aufbäumen gegen den Dämon war tiefer Verbitterung gewichen. Palawaikö hatte sich inzwischen soweit stabilisiert, daß er den Indianer nicht mehr brauchte. Er tötete ihn nur deshalb nicht, weil er ihn noch gegen Hunter einzusetzen gedachte.
    Das körperlich mißgestalte Wesen befand sich im Haus. Seine Ausstrahlung wollte so gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung passen. Entweder verstand die Frau es, sich geschickt zu verstellen, oder ihr war Schlimmes widerfahren. Palawaikö wollte nicht ausschließen, daß sie ein Opfer ihrer eigenen Magie geworden war.
    Obwohl er sich überlegen dünkte, betrat er das Haus nicht von der Straßenseite her. Inzwischen ein halbmaterieller Schatten überwiegend menschlicher Gestalt, begab der Dämon sich zum rückwärtigen Giebel. Mit seinem Triumph über das Ego des Indianers hatte er auch sein vielgliedriges Äußeres verloren, obwohl er jederzeit in der Lage war, sich zu verwandeln. Sein Gesicht trug nun erst recht die Züge einer Schlange, und seine Beine verschmolzen immer wieder miteinander zu einem schuppenübersäten, sich windenden Leib.
    Ein rostiges Geländer ohne Handlauf und ausgebrochene Betonstufen führten zu einer offenstehenden Kellertür hinunter. Palawaikö registrierte, daß die Bewohnerin des Hauses ungebetenen Besuch demnach nicht fürchtete. Ein enger, muffiger Gang nahm ihn auf; dahinter befand sich eine Art Vorratskeller. Schimmel und Feuchtigkeit überzogen die unverputzten Wände, in einem Korb lagen faulende, keimende Kartoffeln, und vor den Regalen hatte eine Schar von Spinnen ihre Netze gespannt.
    Eine zweite Tür führte zu einer steilen, gewundenen Steintreppe. Nicht das leiseste Geräusch drang von oben herab. Doch Palawaikö spürte, daß er nicht allein war.
    Die Treppe endete in einer Kammer, gerade groß genug, daß man sich darin umdrehen konnte. Eine ebenfalls enge und schmuddelige Küche schloß sich an. Hinter einem ausgebleichten Vorhang, der den Wohnraum abtrennte, standen heruntergekommene, teils zerschlissene Polstermöbel. Auf einem der Sessel war Stroh angehäuft, davor lagen gedörrte Löwenzahnblätter. Den Schrank, ein windschiefes, zerkratztes Stück, hatte ein Dilettant umfunktioniert. Drei Türen waren herausgenommen worden und durch einfache Lattenrahmen mit Maschendrahtbespannung ersetzt. Als Palawaikö näher trat, streckten drei kleine weiße Hasen zitternd ihre Nasen durch die Maschen. Ihre roten Augen schienen dem ungebetenen Besucher zuzublinzeln.
    „Wenn du gekommen bist, um meine Bunnies zu bewundern, sollst du willkommen sein", sagte unvermittelt eine heisere Stimme. „Wenn nicht…" Die Drohung blieb unausgesprochen.
    Palawaikö konnte nicht erkennen, woher die Frau so plötzlich gekommen war. Ihre Verwachsungen erschienen ihm noch weitaus schlimmer, als er sie durch Slikkers Augen gesehen hatte.
    „Wer bist du?" wollte er wissen.
    „Dasselbe könnte ich dich fragen", gab sie zur Antwort, humpelte schwerfällig an ihm vorbei, wobei sie den eiförmigen Schädel noch tiefer zwischen die Schulterblätter zog, und öffnete einen der Hasenställe. Das Tier zitterte, als sie es in die Arme nahm, beruhigte sich aber rasch. Sobald sein Blick den Eindringling streifte, entblößte es seine spitzen Nagezähne.
    „Brav, Bunny, brav." Die Frau kraulte das Nackenfell des Hasen. „Unser Gast ist ein Dämon, aber keiner, der zur Schwarzen Familie gehört. Mit ihm verbindet uns keine Feindschaft." Sie

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