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162 - Das Grauen aus der Baring Road

162 - Das Grauen aus der Baring Road

Titel: 162 - Das Grauen aus der Baring Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ziemliches Unbehagen zu bereiten. Ehe Dorian überhaupt begriff, warf Palawaikö sich gegen das Fenster, dessen Scheibe in einem Splitterregen zerbarst.
    Seine Gesichtstätowierung war sichtbar geworden, das Andenken an sein Abenteuer in Istanbul. Dem Dämon Srasham verdankte er dieses rot-blaue Stigma aus ineinander verschlungenen Ornamenten, die sein ganzes Gesicht bedeckten. Die normalerweise unsichtbare Tätowierung flammte oft in außergewöhnlichen Streßsituationen auf; Dorian wußte längst, daß sie auf Dämonen erschreckend, manchmal sogar lähmend wirkte. Er wußte nicht, daß gerade dieses Stigma die Ausstrahlung verursachte, die Palawaikö zu ihm geführt hatte.
    Die Gunst des Augenblicks galt es auszunutzen; keinesfalls durfte Palawaikö Zeit erhalten, sich von dem Schreck zu erholen. Mit einem einzigen Satz schwang der Dämonenkiller sich ebenfalls aus dem Fenster, doch er kam unglücklich auf dem nassen Pflaster auf und schlug rücklings hin. Unmittelbar über ihm schnappte ein geiferndes Maul zu.
    Eine Falle. Dorian verfluchte seine Unvorsichtigkeit, die ihn die beiden Ungeheuer hatte vergessen lassen. Nun sah er sich gleich drei Angreifern gegenüber, und sein Stigma begann schon zu verblassen.
    Keine fünf Meter entfernt ringelte sich die Große Schlange. Der mächtige, leicht pendelnde Schädel schien zu grinsen. In diesen Sekunden kannte Dorian Hunter keine Emotionen mehr, verbannte er alles Störende aus seinen Gedanken. Er dachte nur an das Mädchen in der Sage.
    Wirf den Stab durch das Rauchloch der Hütte ins Feuer…
    Besaß die Sage wirklich einen Kern Wahrheit? Dorian faßte die Zauberwurzel fester. Die Monstren kamen von beiden Seiten und ihm blieb nur die Flucht nach vorn, in Palawaikös Fänge.
    Er schnellte sich hoch. Drei, vier Schritte in gebückter Haltung, dann stieß er die Zauberwurzel gegen das Maul der Schlange. Der Schädel zuckte zurück, bot ihm die Gelegenheit, sich auf Palawaikös Rücken zu schwingen. Wenn er sich nur für Sekunden halten konnte, wenigstens bis er sein Feuerzeug aus der Tasche gezogen hatte. Jede seiner Bewegungen erfolgte rein mechanisch, die meisten davon waren ihm ohnehin längst in Fleisch und Blut übergegangen. Die Gasflamme zuckte auf, als Palawaikö begann, seinen Reiter abzuschütteln. Dorian hatte Mühe, den Halt zu bewahren und zugleich die Zauberwurzel in Brand zu stecken.
    Er stürzte, die gespaltene Zunge versetzte ihm einen schmerzhaften Schlag in die Seite. Aber die feinen Haarfäden der Wurzel brannten.
    Der Rachen mit den Giftzähnen stieß auf ihn herab; Dorian schleuderte die Zauberwurzel mitten hinein. Die Große Schlange ließ ein schauriges Zischen vernehmen. Ein Zittern durchlief ihren Leib, sie bäumte sich auf, stieg fast senkrecht in die Höhe… Eine Feuerlohe brach aus dem Schädel hervor, breitete sich in Sekundenschnelle aus, verzehrte den Dämon. Auch seine beiden Ungeheuer vergingen in grellen Lichterscheinungen.
    Dorian fühlte sich ausgelaugt und wie zerschlagen. Als er sich jetzt erhob, begannen die Häuser sich um ihn zu drehen; es bedurfte etlicher tiefer Atemzüge, um diesen Reigen zu beenden. Der erste Blick des Dämonenkillers galt dann den vielen Fenstern, die stumm auf ihn herabzustarren schienen. Niemand hatte offensichtlich den Kampf bemerkt. Wenigstens blieb ihm Zeit, sich um Madigan zu kümmern. Das erschien Dorian nun wichtiger als alles andere.

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