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1621 - Die Verdammten

1621 - Die Verdammten

Titel: 1621 - Die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die schmale Leuchte in der Hand, die sehr lichtstark war. Der Strahl zerschnitt die Finsternis vor mir, und sie traf auch ein Ziel.
    Es war der Altar.
    Und es war ein Mensch, der auf dieser Platte lag wie ein Opferlamm, dessen Oberkörper von Wunden übersät war.
    Im hellen Lichtstrahl sah ich das Blut überdeutlich, aber auch das Gesicht, das noch nicht in Mitleidenschaft gezogen war. Der Kopf lag am Rand des Altars. Der Mund war weit geöffnet, und schwere Stöhnlaute drangen aus ihm hervor.
    Diesem Menschen war Schlimmes angetan worden, aber seinen Peiniger entdeckte ich nicht, obwohl ich die Lampe in verschiedene Richtungen schwenkte und so auch den Bereich hinter dem Altar erhellte.
    Ich vergaß die Sache zunächst, um mich um den Mann auf dem Altar zu kümmern. Ignatius hatte mir Father Rob McCallum nicht beschrieben.
    Ich glaubte trotzdem, dass er es war.
    Wenige Sekunden später hatte ich den Altar erreicht.
    Ich blieb an seiner Seite stehen und schaute auf diesen gefolterten Menschen, dem schlimme Wunden zugefügt worden waren. Sein Oberkörper war blutverschmiert. Blut sah ich auch in seinem Gesicht. Das stammte aber nicht aus Wunden. Tropfen waren hineingespritzt und hatten dieses Muster hinterlassen.
    Ich leuchtete dem Verletzten nicht ins Gesicht. Ich wollte ihn auf keinen Fall blenden. Aber ich sorgte für genügend Helligkeit, dass er auch mich sehen konnte.
    Das Stöhnen verstummte. Sicherlich hatte die Überraschung dafür gesorgt. Ich versuchte es mit einem Lächeln und auch mit einem Nicken.
    Dann erst fing ich an zu sprechen.
    »Was immer auch geschehen ist, Sie brauchen keine Angst zu haben, Father. Sie sind doch Father McCallum?«
    »Ja, bin ich.«
    »Das ist gut.«
    Er quälte sich, um die nächste Frage stellen zu können. »Und wer sind Sie? Sind Sie der Mann, der mir angekündigt wurde?«
    »Ja. Ich heiße John Sinclair, und ich habe mit Father Ignatius gesprochen.«
    Nach dieser Antwort zuckte es um seine Lippen. Es konnte ein Lächeln sein. Es sollte wahrscheinlich seine Erleichterung ausdrücken. Doch das gelang ihm nicht, er hatte einfach zu viel Schreckliches hinter sich.
    Natürlich lagen mir zahlreiche Fragen auf der Zunge. Ich würde sie auch stellen, nur nicht hier und nicht sofort, denn dieser Gequälte musste sich erst erholen. Zwar sah ich, dass die Wunden nicht sehr tief waren, aber sie bluteten, und sie waren sicher schmerzhaft, auch wenn McCallum darüber nichts sagte.
    Er streckte mir die Hände entgegen.
    »Können Sie mir hoch helfen, Mr. Sinclair?«
    »Ja, gern.«
    Ich fasste ihn an beiden Handgelenken und half ihm, sich aufzurichten.
    Ein zu schnelles Aufstehen hätte seinen Kreislauf zu stark belastet. So erhob er sich nur langsam und wollte auf der Altarplatte hocken bleiben, was ihm jedoch nicht gelang. Er war zu sehr geschwächt und konnte nur in dieser Haltung bleiben, weil ich ihn am Rücken abstützte.
    »Danke«, flüsterte er, »danke.«
    »Schon gut.« Die Bewegung innerhalb der Kirche hatte ich zwar nicht vergessen, doch jetzt war es erst einmal wichtiger, dass ich mich um den Verletzten kümmerte.
    Mir fiel auf, dass McCallum den Kopf bewegte und sich umschaute wie jemand, der etwas sucht.
    »Was ist los?«
    Er ballte die linke Hand zur Faust. »Er muss hier sein«, flüsterte er, »ich bin mir sicher.«
    »Von wem reden Sie?«
    »Von dem Verdammten. Von der Gestalt mit Flügeln, die mir den Saft des Lebens rauben wollte.«
    Ich horchte auf. Er hatte seinen Feind einen Verdammten genannt, und diesen Ausdruck hörte ich zum ersten Mal. Ignatius hatte ihn nicht erwähnt, obwohl ich mir sicher war, dass er es hätte tun können.
    Eine andere Aussage nahm meine Aufmerksamkeit viel stärker in Anspruch. Deshalb fragte ich nach. »Sie haben da von Flügeln gesprochen. Stimmt das? Oder habe ich mich verhört?«
    »Nein, das haben Sie nicht, Mr. Sinclair. Ich spinne auch nicht. Der Verdammte hatte Flügel!«
    »Wie ein Engel?«
    McCallum drehte den Kopf, damit er mir ins Gesicht blicken konnte.
    »Glauben Sie, dass Engel verdammt sind? Ich kann es nicht glauben, deshalb ist diese Gestalt für mich auch kein Engel.«
    So konnte man es sehen, musste aber nicht. Der Pfarrer besaß noch den normalen Engelglauben. Er hatte nicht die Erfahrungen gemacht, die ich hinter mir hatte. Da gab es durchaus Wesen, die auf der anderen Seite standen und im Laufe der Zeit nichts dazugelernt hatten.
    McCallum wunderte sich über mein Verhalten.
    »Warum sagen Sie nichts, Mr.

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