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1622 - Sie kamen aus der Totenwelt

1622 - Sie kamen aus der Totenwelt

Titel: 1622 - Sie kamen aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die grauen Augen seines Vaters geerbt, und immer dann, wenn Paula einen Blick auf die Fotos warf, hatte sie den Eindruck, als würde Michael mit ihr reden, um ihr zu erklären, dass es ihm gut ging und sie sich keine Sorgen zu machen brauchte.
    Es war nicht leicht, das zu akzeptieren. Die Lücke, die sein Tod hinterlassen hatte, würde sich nie ganz schließen.
    Sie schaute in die beiden Taschen. Sie waren leer.
    Paula Norton wollte sie wegstellen und dachte darüber nach, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Das Wetter war von der Temperatur her recht angenehm. Man konnte sich im Freien aufhalten, man konnte wandern und die Natur genießen.
    Allein machte es ihr aber keinen Spaß, und einen Balkon hatte die Wohnung leider nicht.
    So überlegte sie hin und her. Sie hatte auch keine Lust, sich ein Mittagessen zu kochen. Paula kannte diese Tage, die sie fast in eine Depression hineinrissen.
    Etwas lenkte sie ab. Und zwar nicht in der Wohnung, sondern draußen vor dem Fenster und auf dem Dach. Oder dicht darüber, denn dort flatterte ein dunkler Vogel so auffällig, dass sie einfach aufmerksam werden musste.
    Schon oft hatte sie die Vögel beobachtet. Besonders jetzt im Frühjahr, wenn sie ihre Nester bauten. Aber so auffällig wie dieser Vogel hatte sich nie einer benommen.
    Er wollte einfach nicht verschwinden, er flattert stets vor dem Fenster auf und ab, und sie glaubte zu sehen, dass er etwas in seinem Schnabel trug. Es war kein Wurm oder ein kleiner Zweig, der zum Nestbau benutzt wurde. Dieser Vogel hatte etwas Helles mitgebracht, das sie nicht erkennen konnte.
    Und sie sah auch, dass er größer als eine Amsel war. So kam ihr der Begriff Rabe in den Sinn.
    Paula Norton zuckte zurück, als der Vogel mit seinem Schnabel gegen die Scheibe stieß. Er hatte heftig zugestoßen und sie hatte den Eindruck, dass das Glas zitterte.
    Der Vogel flog wieder zurück, flatterte aber weiterhin in Sichtweite.
    Sie schüttelte den Kopf. Das Verhalten des Tieres war nicht zu begreifen. Sie sah keinen Sinn in den Aktionen, aber sie sah weiterhin, dass etwas im Schnabel des Vogels klemmte.
    Erneut flog der Rabe heran. Dicht vor dem Fenster spreizte er seine Schwingen. Er wollte sich so groß wie möglich machen, und erneut hämmerte er gegen das Glas.
    Das war alles andere als ein normales Verhalten. Es hatte den Anschein, als wollte er Rabe ihr einen Besuch abstatten und sie dazu bringen, das Fenster zu öffnen.
    Der dritte Anflug. Wieder kollidierte der Vogel mit der Fensterscheibe, was ihm allerdings nichts ausmachte, und er pickte dabei zweimal mit der Schnabelspitze gegen das Glas.
    Die Frau wich erneut zurück. Sie war nicht außer sich, aber überfordert, denn sie wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Okay, sie konnte das Fenster öffnen.
    Aber was geschah dann? Würde der Vogel tatsächlich zu ihr ins Zimmer flattern und sie vielleicht angreifen?
    Sie bekam eine Gänsehaut und schüttelte sich.
    Das war einfach verrückt, das widersprach allem, was sie bisher mit Tieren erlebt hatte. Besonders die Vögel waren sehr scheu, aber nicht dieser. Er kam ihr aggressiv vor, und er wollte unbedingt in ihre Nähe.
    Im Moment hielt er einen gewissen Abstand. Aber er glotzte sie durch die Scheibe an. Und er bewegte den Kopf, sodass es wie ein Nicken aussah, als wollte er sie endlich dazu bringen, das Fenster zu öffnen.
    Nie würde sie das tun! Nie?
    Paula wusste es selbst nicht. Es kam ihr vor, als wäre ihr Inneres von etwas anderem übernommen worden. Da war keine Stimme, die zu ihr sprach, sie erlebte es mehr als Gefühl, und dagegen konnte sie sich nicht wehren.
    Paula wollte es nicht, es ging gegen ihren Willen, und doch ging sie auf das Fenster zu, als wäre es ein Magnet und sie das Eisen, das davon angezogen wurde.
    Paula war nicht mehr Herr ihrer Entscheidungen. Das war ihr jetzt auch ziemlich egal. Sie tat einfach, was sie tun musste, obwohl es nicht nachvollziehbar war.
    Sie hielt dicht vor dem Fenster an. Jetzt musste sie nur noch die Hand ausstrecken, dann konnte sie den Griff umfassen.
    Es ist verrückt, was ich tue!, schoss es ihr durch den Kopf. Einfach Wahnsinn!
    Sie tat es trotzdem. Ein kurzer Dreh am Griff, dann das Ziehen, und das Fenster war offen.
    Der Rabe nutzte seine Chance und flog in das Zimmer…
    ***
    Es war ein Moment, den Paula Norton nicht begreifen konnte.
    Sie wich zur Seite, um dem Vogel freie Bahn zu lassen. Er flog dicht an ihr vorbei, bewegte dabei seine Flügel, und sie spürte

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