1622 - Sie kamen aus der Totenwelt
zurück.«
Harry drehte sich zu Suko und mir um. »Was sagt ihr denn dazu?«
Ich trat etwas vor. »Wir haben gehört, dass er sich manchmal mit vier Männern getroffen hat.« Ich schoss den Versuchsballon ab und war gespannt darauf, wie Frau Schneider reagierte.
»Ja, da haben Sie richtig gehört. Es gibt vier junge Männer, die ihn hin und wieder besuchen. Wie ich hörte, sind es Bergsteiger. Sie haben sich mit Fabricius angefreundet und sich wohl Tipps von ihm geholt.«
»Von einem Blinden?«
Frau Schneider lachte nach meiner Frage. »O ja, von einem Blinden. Er kennt die Bergwelt. Er ist mit ihr vertraut. Er ist ein Freund der Natur, und er ist mir ihr tief verbunden. Man sagt, dass er ihre Sprache kennt…« Sie hob die Schultern. »Mir ist das schon suspekt, aber es gibt wohl Menschen, die anders darüber denken.«
Mir kam eine Idee, die ich nicht für mich behielt.
»Wenn er ein so großer Freund der Umwelt und der Natur ist, dann hat er wohl auch eine besondere Beziehung zu Vögeln?«
»Hm. Wie meinen Sie das?«
»Nun ja, ich…«
»Oder denken Sie da an die Raben?«
He, das war es doch. »Genau, Frau Schneider. Wir haben gehört, dass er einen guten Kontakt zu ihnen haben soll.«
»Das hat er auch.«
»Und wissen Sie mehr?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin noch nie in seinem Haus gewesen. Was ich weiß, das ist das, was man sich im Ort über ihn erzählt. Und dazu gehören auch die Raben oder auch andere Vögel, die sich in seiner Nähe aufhalten.«
»Und warum gerade sie?«
»Das kann ich Ihnen nicht so genau sagen. Man sagt, dass er sich früher, als er noch nicht blind war, oft auf dem Piz Corvatsch aufgehalten hat. Das ist ein Berg, der zwischen St. Moritz und Sils Maria liegt. Und wissen Sie, was Corvatsch, das rätoromanisch ist, auf Deutsch heißt?«
Zu dritt schüttelten wir die Köpfe.
»Corvatsch heißt Rabe!«
Das war eine Überraschung, und die Frau sah es uns an, wie sehr wir davon betroffen waren.
»Ja«, sagte sie, »auch in unserer Umgebung erlebt man noch Überraschungen.«
»Das können Sie unterstreichen«, flüsterte Harry Stahl und schaute uns an.
Suko und ich wussten, dass uns ein Stück des Wegs geebnet worden war. Den Rest der Strecke würden wir gehen müssen, und die führte uns hoch zu einem Haus, in dem ein blinder Mann lebte, der sich mit vier Bergsteigern zusammengetan hatte, von denen zwei nicht mehr am Leben waren.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, meine Herren?«
Harry antwortete. »Danke, Frau Schneider, Sie haben uns sehr geholfen.«
Das hatte sie. Und für uns stand fest, dass wir uns das Haus des Blinden aus der Nähe anschauen wollten.
Wir waren gespannt auf eine Begegnung mit ihm…
ENDE des ersten Teils
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