1623 - Der Zombie-Rabe
attackierte. Mario hatte sich geduckt, und er musste nicht nur diesen Angreifer loswerden, sondern auch einen zweiten, der auf ihn zuflog.
Urs konnte ihm nicht helfen, denn er musste sich selbst eines Angriffs erwehren. Aber er hatte das Messer und rammte die Klinge dem Tier in den Bauch.
Für einen Moment dachte er daran, dass der Rabe auf dem Messer stecken bleiben würde. Dann wuchtete er sich mit heftigen Flügelschlägen wieder hoch, aber er flog nicht mehr weg. Er taumelte durch die Luft, sank zu Boden und blieb starr liegen.
Urs fuhr herum.
Sein Freund Mario kämpfte. Er hatte nicht jeden Angriff abwehren können. Von seinem Kinn tropfte Blut und flog nach allen Seiten, wenn er seinen Kopf heftig bewegte.
Er schlug um sich.
Gegen drei Raben musste er kämpfen.
Urs dachte nicht mehr an sich. Er wollte Mario helfen. Sie waren es gewohnt, sich gegenseitig beizustehen, und es klappte auch diesmal, denn er stach mit dem Messer zu.
Urs erwischte nicht alle Raben tödlich. Er verletzte zwei, der dritte flog weg, aber er hatte sich und Mario eine Atempause verschafft, denn im Moment griff kein Tier mehr an.
Montini wischte das Blut von seinem Kinn. Sein Gesicht zeigte einen verzerrten Ausdruck. Dann sah er das Messer in Hoffmanns Hand.
»Verdammt, daran habe ich nicht gedacht!«
»Nimm es!«
Mario griff in die Tasche. Er holte das Messer hervor, klappte die große Klinge heraus und stellte sich erneut zum Kampf.
Dabei fragte er: »Wie groß sind unsere Chancen? Was schätzt du?«
»Nicht sehr groß. Es sind einfach zu viele.«
»Und Todd wurde von ihnen zerhackt.«
»Du sagst es.«
Noch hatten sie Ruhe. Den Angreifern hatte es wohl nicht gefallen, dass sich die beiden Männern mit Waffen wehrten, die auch ihnen gefährlich werden konnten. Sie mussten sich eine andere Taktik einfallen lassen, und es sah jetzt aus, als würden sie sich bereden, denn sie hielten sich am gegenüberliegenden Rand der Mulde auf und schwebten dort dicht beisammen.
Wieder hatten sie einen Schwärm gebildet, der die Form eines Pfeils hatte. Es war ihre Formationen, die sie dicht vor dem Ziel auflösen würden, um sich von allen Seiten auf die Opfer stürzen zu können.
»Das sieht böse aus, Urs.«
»Das ist es auch.«
»Kommen wir durch?«
»Keine Ahnung.«
Mario lachte. »Ich will das noch immer nicht glauben. Ich kann es einfach nicht fassen und…«
Er hörte mitten im Satz auf, denn urplötzlich und ohne Vorwarnung setzten sich die Raben in Bewegung…
***
Ob es ein Schock war, den riesigen Vogel mit dem Mann auf seinem Rücken zu sehen, konnte ich nicht behaupten. Der Anblick hatte uns schon getroffen, aber jetzt brauchten wir nicht mehr daran zu denken.
Für uns waren die Raben wichtiger und vor allen Dingen der Ort, den sie sich als Ziel ausgesucht hatten.
Suko lief mit langen Schritten neben mir her. Er schaffte es sogar, während des Laufens seine Dämonenpeitsche zu ziehen, einmal den Kreis zu drehen und sie damit schlagfertig zu machen.
Harry Stahl hatte unser Tempo nicht mithalten können. Er war etwas zurück geblieben. Wir hörten ihn keuchen und hin und wieder auch seine Flüche.
Genau zum richtigen Zeitpunkt konnten wir nicht kommen. Die Angreifer hatten das Ziel bereits erreicht, waren in die Mulde geflogen und unseren Blicken entschwunden.
Wir hörten die Schreie. Sie stammten nicht von den Vögeln. Sie wurden von Menschen abgegeben. Ich musste nicht lange raten, um zu wissen, was sich dort abspielte. Da kämpften zwei Menschen gegen die Übermacht der Vögel.
Auf einmal ging alles sehr schnell. Plötzlich waren wir so nahe, dass wir in die Mulde schauen konnten, und wir wussten, dass wir keine Sekunde länger zögern durften…
***
»Verdammt, Urs, das packen wir nicht! Das sind zu viele! Die zerhacken uns wie Todd Hayes!« Marion Montini schüttelte in wilder Panik den Kopf. Er stand da wie zur Salzsäule erstarrt, hielt das Messer in der Hand und die Klinge so gedreht, dass sie in die Höhe zeigte.
Urs sagte nichts. Er dachte auch nichts. Er konzentrierte sich voll auf die Angreifer, die plötzlich vor ihnen auseinander flatterten, damit sie ihre Attacke von mehreren Seiten starten konnten.
Und dann fielen die ersten Schüsse!
***
Wir hatten den Hang der Mulde erreicht und blieben dort stehen, weil wir uns einen ersten Überblick verschaffen wollten.
Wir brauchten keinen zweiten Blick, um zu erkennen, dass die Männer so gut wie keine Chance gegen die Übermacht der Vögel hatten,
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