1623 - Der Zombie-Rabe
mir kam es vor, als wären sie noch mehr geworden.
Aber jetzt war Hilfe da. Die Masse der Vögel ermöglichte es uns, den einen oder anderen Treffer zu landen.
Die Entscheidung musste schnell fallen, und sie fiel schnell.
Suko übernahm in diesen entscheidenden Momenten die Initiative. Er unterstrich seine Worte mit den entsprechenden Handbewegungen.
»Bleibt ihr hier! Ich will in die Mulde!«
Ich wollte etwas dagegen sagen, dann stellte ich fest, dass er bereits seine Dämonenpeitsche gezogen hatte, und da war mir klar, was er vorhatte und dass seine Chancen gar nicht so schlecht standen.
Noch ein kurzes Nicken zum Abschied, dann rutschte Suko seinem Ziel entgegen, während Harry und ich zurückblieben und vom Rand her eingreifen konnten. Wir mussten nur darauf achten, dass wir genau zielten, damit Suko nicht in Gefahr lief, getroffen zu werden.
Wir feuerten.
Sechs Kugeln reichten, um unter den Tieren große Verwirrung zu stiften.
Sie wurden mitten im Flug gestoppt, und noch während sie zu Boden flatterten, lösten sie sich auf.
Den Rest erledigte Suko.
Er war wie ein Berserker über sie gekommen, bewaffnet mit einer Peitsche, in der die Kraft einer alten Magie steckte.
Suko setzte sie geschickt ein. Er kümmerte sich besonders um die Vögel, die die beiden Männer angriffen.
Suko schlug zu.
Und er traf.
Er pflückte sie durch seine Treffer förmlich aus der Luft.
Sie fingen schrecklich an zu schreien.
Suko hatte sich breitbeinig vor den beiden Männern aufgebaut. Er wuchtete seine Peitsche mal nach rechts, dann wieder nach links.
Wie viele Raben er traf, konnte er selbst nicht zählen. Jedenfalls erwischten es einige der Tiere, die durch die Treffer entweder weg oder zu Boden geschleudert wurden und sich nicht mehr erheben konnten.
Sie versuchten es. Es war nichts anderes als ein verzweifeltes Flattern, denn ihre Flügel lösten sich auf und schwebten dabei als Staubfahnen neben ihnen her.
Tot. Vernichtet. Keine Chance mehr.
Genau das wussten auch die anderen Vögel. Sie hatten Suko in einer bestechenden Form erlebt und mussten ihn als einen Todfeind einschätzen.
Es war nicht genau zu zählen, wie viele der Raben vernichtet waren, jedenfalls waren es eine Menge. Ihre Reihen hatten sich gelichtet, und genau das spürten auch die übrig gebliebenen Tiere.
Es gab für sie nur noch die Flucht!
Und niemand konnte sie aufhalten.
Das wollte auch keiner, und so verzichteten wir auf eine Verfolgung.
Die Raben schwangen sich in den blauen Himmel. Wir sahen ihnen nach. Sie flüchteten und wollten das retten, was sie Leben nannten, wobei sie diesen Begriff nicht verdienten.
Suko hatte seine Waffe wieder weggesteckt. Er stand in der Mulde und schaute zu uns hoch. Auf seinem Gesicht sahen wir das Lächeln des Siegers.
»Er war wirklich gut, John«, lobte Harry Stahl.
»Ich weiß. Aber sag ihm das nicht, sonst wird er noch rot vor Verlegenheit.«
Harry lachte und schlug mir auf die Schulter. Dann rutschte er in die Mulde hinein.
Ich blieb am Rand stehen und schaute mich zunächst um, weil ich nach einer weiteren Gefahr suchte.
Ich oder wir hatten Glück. Es zeigte sich kein Vogel mehr am Himmel.
Weit im Süden, wo es zum Malojapass in Richtung Italien ging, stiegen dichte Schleier aus dem Tal hervor. Da waren die Berge schon vom Nebel verschluckt worden.
Bei uns war der Himmel klar, und es zeichneten sich auch keine dunklen Gestalten davor ab.
Die ZombieVögel hatten uns verlassen.
Es war zuletzt alles sehr schnell gegangen, und ich war froh darüber.
Völlig zufrieden konnte ich nicht sein, denn es gab ein anderes Problem.
Einen Vorgang, den wir nicht hatten verhindern können.
Ich hatte nicht vergessen, wie dieser übergroße und unnatürliche Rabe aus der Mulde in die Höhe gestiegen war. Ein Tier, das es eigentlich nicht geben durfte. Auf seinem Rücken hatte ein Mann gesessen, den ich auch zum ersten Mal gesehen hatte. Aber ich kannte seinen Namen.
Das musste der blinde Fabricius gewesen sein. Freund und Mentor der vier Bergsteiger, von denen nur noch zwei übrig waren, und denen hatten wir wahrscheinlich das Leben gerettet.
Suko und Harry kümmerten sich um sie. Harry Stahl sprach auf die Männer ein.
Sie hörten ihn, aber sie begriffen noch immer nicht richtig, was ihnen widerfahren war. Sie schüttelten die Köpfe, sagten auch hier und da ein paar Worte, aber es war ihnen anzusehen, dass sie Probleme hatten, mit der neuen Lage zurechtzukommen.
Auch ich rutschte nun in die
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