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1625 - Botschaft von ES

Titel: 1625 - Botschaft von ES
Autoren: Unbekannt
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„HESPERA, ein Fahrzeug der Kosmischen Hanse, mit mehreren Begleiteinheiten." Die Stimme war synthetisch. „Der TOMARI wird geraten, falls sie hier nicht Unaufschiebbares zu erledigen hat, diesen Raumsektor auf dem raschesten Wege zu verlassen."
    „Warum?" fragte Fritjob Upjohn.
    Seine Stimme wurde von einem Schwebemikrophon aufgefangen und an den Sender übertragen. „Vertrauliche Dienstsache", antwortete die künstliche Stimme. „Wann rechnet ihr mit der Ankunft der Kunstwelt Wanderer?" rief Reuben Shayn.
    Daraufhin trat zunächst einmal eine Pause ein. Erst zehn Sekunden später meldete sich der synthetische Sprecher wieder. „Eure Frage wird nicht verstanden. Werdet ihr euch entfernen?"
    „Das könnte euch so passen", sagte Fritjob Upjohn. „Wir bleiben hier."
    Er gab Mari Toss einen Wink. Im nächsten Augenblick war die Verbindung unterbrochen.
    Reuben Shayn schob sich aus seinem Sessel und stand auf. „Wohin willst du - jetzt, wo's interessant wird?" fragte Upjohn. „Ich habe eine Ahnung, daß wir noch eine Zeitlang auf Wanderer warten müssen", antwortete der Nachrichtenanalysator. „Die Leute von der Hanse jedenfalls haben's nicht besonders eilig, ans Ziel zu kommen ..."
    „Wobei man sich fragen müßte", fiel ihm Mari Toss ins Wort, „ob sie den Fahrplan der Superintelligenz. kennen."
    Reuben lächelte ihr zu. „Unabhängig davon kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letztemal ein Auge zugekriegt habe", fuhr er fort. „Interessante Dinge kommen auf uns zu. Es wird Zeit, daß ich mich ein bißchen ausruhe."
     
    *
     
    Reuben Shayn bewohnte an Bord der TOMARI eine kleine, jedoch mit allem Komfort ausgestattete Kabine. Sie bestand aus zwei Räumen und den dazugehörigen Nutzräumlichkeiten mit den Funktionen Hygiene, Speisen und Getränke und Recycling. Der Nacbrichtenanalysator hatte sich auf einen längeren Aufenthalt an Bord des Kleinraumschiffs eingerichtet. Er würde hierbleiben, bis Wanderer sich zeigte, und wenn es ein halbes Jahr dauern sollte.
    Er überprüfte den Kommunikationsanschluß in dem Raum, der ihm als Aufenthalts- und Arbeitszimmer diente, und vergewisserte sich, daß die Hyperfunkverbindung mit UWI tatsächlich „stand", wie Mari Toss sich ausgedrückt hatte. Im Augenblick gab es noch nichts zu berichten. Aber sobald der Kunstplanet materialisierte, kam es auf Sekunden an. UWI mußte die erste Agentur sein, die die Nachricht verbreitete. So würde es geschehen; denn so hatte er es Henetar Godden versprochen.
    Er zog sich in den Raum zurück, der für Ruhezwecke eingerichtet war. Er machte es sich auf der breiten, luftgepolsterten Liege bequem und trug dem Servo auf, ein Bild der Umgebung zu projizieren. Eine Videofläche erschien. Das Bild, das sie zeigte, war nicht sonderlich beeindruckend. Reuben Shayn legte Wert auf eine optisch reine Darstellung. Er verzichtete auf alle syntrongestützten Ausmalungen, Einfärbungen, Highlights und sonstigen Firlefanz. Er wollte so sehen, wie das Auge der Kamera sah - oder wie er selbst gesehen hätte, wenn er draußen jenseits der Hülle der TOMARI gewesen wäre.
    Von der Höhe der Plutobahn aus war Sol nur noch ein Stern, allerdings ein greller, der die übrigen Leuchtobjekte des Firmaments zur Bedeutungslosigkeit hinabstufte. Von den Planeten war lediglich Uranus zu sehen: ein matter, wäßrigblauer Lichtklecks in der Weite des Alls.
    Neptun, Saturn und Jupiter standen außerhalb des Erfassungsbereichs der Optik. Von Mars an solwärts gab es ohnehin nichts mehr zu beobachten. Die inneren Planeten verschmolzen mit der Lichtsphäre des Zentralgestirns.
    Reuben Shayn blickte dorthin, wo er das Aphel der ehemaligen Plutobahn yermutete. Eine Gruppe blasser Lichtpunkte markierte den Ort, an dem Wanderer irgendwann, hoffentlich in naher Zukunft, materialisieren würde: Sterne, die Dutzende oder Hunderte von Lichtjahren von Sol entfernt waren. Reubens Blick sog sich an der Sternengruppe fest, als wollte er die Kunstwelt herbeiziehen. Reuben hatte nichts anderes im Sinn, als Henetar Godden die Sensation zu liefern, die er brauchte, um UWI am Leben zu erhalten. Wenn es nach Reuben ging, würde es die Story des Jahrhunderts, vielleicht sogar des Jahrtausends werden, die Krönung seines Werkes als Nachrichtenanalysator.
    Es mochte sein letzter Auftrag sein, und wenn er schon von der Bühne des intergalaktischen Journalismus abzutreten hatte, dann sollte es mit einem dröhnenden Paukenschlag geschehen, der den Menschen noch lange in den Ohren
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