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1625 - Botschaft von ES

Titel: 1625 - Botschaft von ES
Autoren: Unbekannt
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hallen würde.
    Reuben Shayns Lebenslauf war einer von der ungewöhnlichen Sorte. Im allgemeinen galt für das 13. Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeitrechnung als gesichert, daß die Humanmedotechnik mit jedem gleichwie gearteten Problem fertig werden könne. Krankheiten waren nicht ausgerottet, aber wo sie auftauchten, waren sie rasch beseitigt. Ob es sich um Erkrankungen des Nervensystems, der Atemwege oder des gastrointestinalen Komplexes handelte, ob es um Herzschwäche, Bauchweh, Schnupfen oder eingewachsene Fußzehennägel ging: Die Medotechnik hatte für alles die geeignete, tausendfach bewährte, garantiert erfolgreiche Heilmethode bereit. Nur wer genau hinsah, stellte fest, daß es Ausnahmen gab.
    Eine davon war die Krankheit, die Reuben Shayn in sich trug.
    Reuben war frühzeitig als Träger des Binderman-Syndroms diagnostiziert worden. Binderman, ein theoretischer Medophysiker, hatte Studien an den Opfern dieser seltsamen Erkrankung durchgeführt. Dabei war er auf das später nach ihm benannte Syndrom gestoßen.
    Träger des Binderman-Syndroms waren, was die psycho- und medophysischen Funktionen des Bewußtseins und Körpers anging, völlig normal -bis auf ein paar Abweichungen, die jedoch den Status ihrer Gesundheit nicht beeinträchtigten. Sie waren daher von der Medotechnik als harmlos und vernachlässigbar angesehen worden, bis Binderman die Ergebnisse seiner Studien vorlegte. Später im Leben des Syndrom-Trägers setzten ohne vorherige Warnung karzinoide Zellwucherungen ein, von denen in erster Linie das Gehirn betroffen war. Die Zeitspanne vom Beginn der Wucherungen bis zum Tod des Kranken belief sich im Durchschnitt auf 22 Standardstunden.
    Das Binderman-Syndrom war eine der wenigen Krankheiten, die die moderne Medotechnik bis auf den heutigen Tag noch nicht unter Kontrolle gebracht hatte.
    Reuben Shayn hatte die Diagnose gelassen zur Kenntnis genommen. Er würde trotz des Binderman-Syndroms ein erfülltes Dasein absolvieren können, nur mußte er sich den Einschränkungen unterwerfen, die die Krankheit ihm auferlegte. Er hatte darauf verzichtet, den üblichen Lebensweg zu gehen. Er hatte sich vor emotionellen Bindungen an Mitwesen gleich welchen Geschlechts gehütet. Er hatte darauf verzichtet, eine Lebensgefährtin zu finden und mit ihr eine Familie zu gründen. Von Kind auf hatte er eine besondere Vorliebe für das Aufspüren von Neuigkeiten und wenig bekannten Informationen empfunden. Die Vorliebe entwickelte sich beizeiten zu einem Talent. Seit er im Alter von zwanzig Jahren seine Grundallgemeinbildung abgeschlossen hatte, war nie ein Zweifel daran gewesen, daß er den Beruf eines Journalisten ergreifen würde. Mit seinen Fähigkeiten fiel es ihm leicht, ein Unterkommen zu fmden. Er hätte bei jeder der großen, milchstraßenweit bekannten Nachrichtenagenturen Karriere machen und Unsummen verdienen können. Aber er hatte eine bestimmte Vorstellung, wie Informationen gesammelt und wie sie unters Publikum gebracht werden müßten. Eines Tages traf er mit Henetar Godden zusammen und stellte fest, daß dieser ähnliche Ideen hatte wie er. Er nahm den Posten bei UWI an und war dem Unternehmen treu geblieben, obwohl er im Laufe der Zeit erkennen mußte, daß in der Branche des Journalismus die Aufrichtigkeit weniger bewertet wurde als das Marktschreiertum. UWI war ein seriöses Unternehmen. Es hatte seine Stammkundschaft, und Reuben Shayn rechnete es sich selbst als nicht geringes Verdienst an, diese Stammkundschaft über die Jahre hinweg gehalten zu haben.
    Aber der Stamm war klein und auf Dauer nicht in der Lage, ein kleines Unternehmen wie UWI am Leben zu erhalten.
    Reuben Shayn liebte seinen Beruf. Das Unternehmen Wesentliche Informationen war seine Heimat, der er die Treue zu halten gedachte. Er hatte die Achtzig überschritten. Älter als 95 Jahre war, soweit er wußte, noch kein Träger des Binderman-Syndroms geworden. Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
    Er würde dafür sorgen, daß UWI weiterlebte.
    Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und die Augen geschlossen. Der Servo hatte die optische Darstellung gelöscht. Reuben Shayn war im Begriff, in den Schlaf hinüberzugleiten, da meldete sich plötzlich Fritjob Upjohns Stimme. „Reuben, wir haben Funkkontakt mit einem, der aus dem Nichts zu uns spricht", sagte der Pilot. „Du solltest dir das vielleicht anhören."
     
    *
     
    Er brauchte zwanzig Sekunden, um den Kontrollraum zu erreichen. Mitten im Rund schwebte eine Bildfläche,
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