1625 - ... dann holt dich der Teufel
Mörder. Das ist der große Unterschied, so konnte ich dem Inspektor auch nichts sagen.«
»Schade.«
»Sie sagen es.«
Lulu senkte den Kopf. Sie blickte auf ihre Knie. »Was soll ich dazu sagen? Ich meine, jeder von uns will doch wissen, wer so etwas getan hat. Dass hier im Zug ein Mörder war oder noch ist, das macht mich ganz nervös.«
»Das müssen Sie nicht sein. Er ist ja inzwischen verschwunden. Oder glauben Sie das nicht?«
»Hm - das weiß ich nicht.«
»Meinen Sie, dass er noch hier ist?«
»Ich kann mir alles vorstellen, wenn ich ehrlich sein soll. Wirklich alles, Bill.«
Der Reporter lächelte und fragte: »Wie weit würden Sie denn mit einer Erklärung gehen?«
»Keine Ahnung.«
Bill ließ nicht locker. »Sehr weit?«
Die Blonde senkte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich glaube fast, dass alles möglich ist.«
»Das müssten Sie mir genauer erklären.«
»Kann ich nicht.«
»Haben Sie auch keine Ahnung oder vielleicht eine Idee?«
»Nein.« Sie deutete auf ihre Brust. »Nur ein Gefühl.« Dann legte sie den Kopf zurück und fing an zu lachen. »Nun ja, wenn Sie auch nichts gesehen haben, ist das schon okay.«
»Stört Sie das?«
»Nein, wieso?«
Bill hob die Schultern. »Ich wundere mich nur über Ihr Interesse an der Sache.«
»Ist das so unnormal?«
»Eigentlich nicht. Aber…«
Sie streckte den rechten Zeigefinger vor und unterbrach Bill. »Wissen Sie, das ist so: Ich bin es nicht gewohnt, einen Mörder in meiner Nähe zu wissen. Aber ich bin auch neugierig darauf, wie so ein Mensch aussieht.«
Bill grinste breit. »Aber Sie haben mich doch nicht in Verdacht?«
»Auf keinen Fall. Ich habe nur jemanden gesucht, der ähnlich denkt wie ich.«
»Sorry, aber ich weiß auch nichts.«
Lulu nickte. Sie blickte Bill dabei ins Gesicht, und der Reporter sah, dass ihre Augen einen kalten und zugleich lauernden Ausdruck angenommen hatten. Zum Thema sagte sie nichts mehr, stand auf und nickte dem Reporter zu.
»Ich werde mir mal ein wenig die Beine vertreten, soweit dies möglich ist. Wenn Sie mich begleiten wollen, ich habe nichts gegen männlichen Schutz.«
»Nein, nein, gehen Sie ruhig. Ich bleibe hier. Vielleicht kann ich noch ein wenig schlafen, denn ich denke nicht, dass der Mörder jetzt noch mal zuschlägt. Es ist einfach zu viel Polizei in der Nähe. Das kann er sich nicht leisten.«
»Ja, Bill, das ist auch für mich ein Trost.« Sie ging zur Tür, zog sie halb auf und winkte Bill zu. »Wir sehen uns noch.«
»Würde mich freuen.«
»Bis dann.«
Wenig später war sie verschwunden, und der Reporter schaute nachdenklich zu Boden. Er wusste nicht, wie er den Besuch einstufen sollte. War es reine Neugierde? Wollte diese Lulu einfach nur unter Menschen sein? Oder war es mehr? Einige seltsame Fragen hatte sie schon gestellt. Das aber schob Bill ihrer Neugierde zu. Dass sie etwas mit der Tat zu tun hatte, konnte er sich nicht vorstellen.
Er würde warten müssen und wollte versuchen, sich die Wartezeit durch Schlaf zu verkürzen. Deshalb nahm er eine bequemere Haltung ein und schloss die Augen.
Es war nicht so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte. Diese Lulu wollte ihm einfach nicht aus dem Sinn. Er sah sie immer nur vor sich und mit einem Gesicht, das ein wissendes Lächeln zeigte…
***
»Was hast du vor?«, fragte Suko, als ich nach meiner Jacke griff und sie überstreifte.
»Ich will mich mit diesem Vie Coltraine treffen, der mich angerufen hat.«
Suko blieb neugierig. »Um was geht es denn?«
»Kann ich dir nicht sagen. Der Mann hat geheimnisvoll getan. Da er früher mal Polizist gewesen ist und dann zu einer Sicherheitsfirma ging, wollte ich mich nicht stur stellen und einige Sätze mit ihm reden. Seine Stimme klang schon recht ernst.«
»Okay, das ist deine Sache.«
Ich war schon an der Tür und hob grüßend die Hand. »Wir sehen uns spätestens morgen.«
»Bis dann.«
Ich ging durch das leere Vorzimmer, denn Glenda Perkins war im Moment nicht anwesend. Über diesen Vie Coltraine wusste ich nicht viel.
Ich hatte den Namen zuvor auch noch nie gehört, aber er hatte ein Problem, da war ich mir sicher.
Und ich dachte daran, dass wir durch Aussagen von Zeugen oder Wissenden schon öfter auf eine Spur gebracht worden waren, an deren Ende ein Fall stand, der für uns wichtig war.
Der Treffpunkt war ein Internet-Café, in dem wir unsere Ruhe hatten, das jedenfalls hatte Coltraine mir gesagt. Zudem lag der Laden nicht weit vom Yard entfernt. Ich konnte ihn bequem zu
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