1625 - ... dann holt dich der Teufel
Fuß erreichen, was ich auch in Angriff nahm.
Ich brauchte mich nicht in den Verkehr zu stürzen, ging um drei Ecken und hatte mein Ziel erreicht. Das Café war nicht zu übersehen. Über dem Eingang fiel die hellblaue Schrift auf, und man konnte auch durch ein Fenster in das Café hineinschauen, an dem die Gäste an den Tischen und vor den Laptops saßen. Das würden Coltraine und ich bestimmt nicht tun. Ich wusste, dass es hier auch Ecken gab, in denen man sitzen konnte, ohne durch irgendwelche Monitore abgelenkt zu werden. Das war im Hintergrund des Cafés der Fall.
Wie Vic Coltraine aussah, wusste ich nicht. Er würde mich kennen, das allein zählte.
Keiner der Besucher ließ sich stören. Niemand schaute hoch, wenn ein neuer Gast den Raum betrat. Man war mit sich und den Geräten beschäftigt.
Im Hintergrund gab es die normale Ecke. Dort konnte man sitzen, etwas bestellen und sich unterhalten. Das war alles okay, und an einem Zweiertisch saß ein Mann allein, der sein Gesicht dem Eingang zugedreht hielt, mich sah und den rechten Arm hob.
Das musste Vic Coltraine sein. Er stand auf. Ein großer Mann mit breiten Schultern, auf dessen Kopf eisgraues und lockiges Haar wuchs. Er trug eine schwarze Lederjacke und Jeans. Sein Händedruck war kräftig, und das Lächeln auf seinem Gesicht wirkte erleichtert.
»Danke, dass Sie gekommen sind, Mr. Sinclair. Was kann ich Ihnen zu trinken bestellen?«
»Ach, ein Wasser.«
»Gut.« Coltraine winkte einem jungen Mann, der bediente. Für sich bestellte er ebenfalls ein Wasser, setzte sich mir gegenüber und gab sich erleichtert.
»Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, dass Sie gekommen sind, Mr. Sinclair.«
»Sind Ihre Probleme so groß?«
»Soll ich ehrlich sein?«
»Ich bitte darum.«
»Das kann ich Ihnen gar nicht sagen.«
»Ach, das ist seltsam.«
»Moment, Moment. Würde ich an Ihrer Stelle auch sagen. Aber es geht hier nicht um mich.«
»Sondern?«
Die Antwort ließ auf sich warten, denn unser Wasser wurde serviert.
Nach den ersten Schlucken übernahm Vic Coltraine wieder das Wort.
»Es geht um einen guten Freund von mir.«
»Wie heißt er?«
»Mike Short.«
Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Den Namen kannte ich nicht, und das sagte ich ihm auch.
»Kann ich mir vorstellen. Wir sind Kollegen. Arbeiten bei derselben Firma.«
»War Ihr Freund auch Polizist?«
»Nein. Er hat mich zu dieser Firma geholt. Darum geht es indirekt auch. Aber ich möchte der Reihe nach erzählen.«
»Bitte.«
Er beugte sich vor und senkte seine Stimme, weil er nicht wollte, dass jemand mithörte.
»Mike hat unter einer irrsinnigen Angst gelitten. Er fühlte sich verfolgt und hat mich vorgestern Abend noch aus Glasgow angerufen. Da war er der Meinung, dass sein oder seine Verfolger ihm dicht auf den Fersen waren.«
»Und? Waren sie das?«
Vic Coltraine nickte. Sein Gesicht bekam einen traurigen Ausdruck.
»Leider waren sie das. Sie haben Mike auf der Zugstrecke erwischt und ihn umgebracht.«
»Oh, das ist schlimm.«
Coltraine senkte den Blick. »Sie sagen es.«
»Ich will Ihre Absichten ja nicht schlecht machen, Mr. Coltraine, aber kann es nicht sein, dass dieser Mord eine Angelegenheit für die normale Polizei ist?«
»Da stimme ich Ihnen zu.«
»Aber?« Ich nahm mein Glas hoch und trank einen Schluck. Dabei sah ich, dass Coltraine den Kopf schüttelte.
»Das war kein normaler Mord, Mr. Sinclair. Das war eine grauenhafte Tat. So etwas kann nur ein menschlicher Teufel getan haben. Mike wurde nicht einfach nur ermordet, man hat ihn regelrecht abgeschlachtet, so schlimm sich das auch anhört.«
»Das wissen Sie genau?«
»Ja.«
»Woher?«
»Nun ja, mein Chef hat mich eingeweiht. Er bekam Bescheid, und ich muss Ihnen auch sagen, dass die Polizei vor einem Rätsel steht. Eine derartige grauenvolle Tat hat man noch nie gesehen. Das war einfach nicht zu fassen. Und dieser Mord ist im fahrenden Zug passiert. Aber niemand hat den Täter gesehen. Er konnte auch nicht zwischendurch aussteigen, denn jemand hat den Mord sehr schnell entdeckt. Auf dem nächsten Bahnhof wartete bereits die Polizei. Sie hat die Fahrgäste verhört. Es konnte niemand zuvor aussteigen. Der Erfolg war gleich null. Niemand hat etwas gesehen. An keinem der Fahrgäste haben sich Blutspuren gezeigt, was eigentlich hätte sein müssen. Man hat auch in den kleinen Waschräumen nichts gefunden, was auf diese Tat hingedeutet hätte. Da hat sich niemand gereinigt und Spuren hinterlassen. Das
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