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1627 - Panik

1627 - Panik

Titel: 1627 - Panik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bahnte.
    Aus der Finsternis flogen sie heran. Es waren schreckliche Ungeheuer, aber auch dunkle Schatten. Die großen Köpfe, die riesigen Mäuler, in denen Menschen in den letzten Zuckungen lagen. Nackte Körper, durch Bisse und tiefe Wunden gezeichnet, aus denen das Blut tropfte und wie ein schwerer Regen zu Boden fiel.
    Sir James lebte noch.
    Er konnte seinen eigenen Herzschlag hören und spürte sogar dessen Echos in seinem Kopf. Er bekam sogar Luft und hatte den Mund weit aufgerissen, um tief einatmen zu können.
    Noch gelang ihm das. Aber er merkte auch, dass die Menge an Luft immer weniger wurde.
    Er japste, er war nicht mehr fähig durchzuatmen, und genau dieses Gefühl sorgte für einen weiteren Schub seiner Panik. Sein Gesicht veränderte den Ausdruck. Von wahnsinnigen Schmerzen malträtiert, zog es sich in die Breite. Er konnte nichts mehr für sich tun. Die andere Gewalt hielt ihn fest, und er fühlte die Schmerzen der Gefolterten beinahe körperlich.
    Aus seinem Mund drangen keine Atemstöße mehr. Es waren nur keuchende, japsende Laute, die darauf hindeuteten, dass er noch immer versuchte, Luft zu holen.
    Er brauchte sie. Er wollte nicht ersticken, aber der innere Druck war so stark, dass seine Glieder sogar zuckten und er für einen Moment seine Starre verlor.
    Sir James merkte dies. Sein Kopf kippte nach vorn und zur Seite hin.
    Da waren die Bilder zwar nicht verschwunden, aber nicht mehr in ihrer Klarheit zu sehen. Etwas anderes schob sich dazwischen. Es war die Realität, die ihn umgab.
    Und er sah einen glänzenden Gegenstand, der in seiner Nähe lag. Ja, zum Greifen nahe!
    Plötzlich zuckte etwas durch seinen Kopf, das sich zu einem Gedanken zusammenfügte.
    Das Kreuz!
    Nicht nur ein Kreuz! Es war John Sinclairs Kreuz. Eines, das ihn retten konnte.
    Sir James kämpfte. Die andere Seite gab nicht so leicht auf. Die schrecklichen Szenen blieben. Sie sorgten dafür, dass der Mann seine Hoffnungen verlor. Er sah alles nur pessimistisch, und seine Angst steigerte sich noch mehr.
    Es gab um ihn herum nur noch das Grauen. Nichts anderes mehr. Kein positives Geschehen. Ausschließlich das Sterben der Menschen auf eine schreckliche Weise.
    Wenn es je stumme Schreie gegeben hatte, dann sah er sie jetzt. Zu hören war nichts. Das empfand er als besonders schlimm. Es war ein stummes, furchtbares Grauen. Es machte ihn fertig. Er war kaum mehr in der Lage, etwas zu tun.
    Er kämpfte trotzdem weiter. Auch wenn ihn die schrecklichsten Vorstellungen umgaben, Sir James sah eine Hoffung. Es war das auf dem Schreibtisch liegende Kreuz. Er musste nur zugreifen, dann würde er wieder so werden wie zuvor.
    Sein Pech war, dass er nicht direkt vor dem Schreibtisch saß. Er hatte sich mit seinem Stuhl nach links gedreht, sodass Sinclairs Kreuz nicht in seiner direkten Greif weite lag.
    Er musste hin!
    Eine Drehung vielleicht. Sich zusammenreißen, nicht mehr fertigmachen zu lassen. Dieser zweite Ansturm war schlimmer als der erste. Da hatte die andere Seite brutal zugeschlagen. Über seinem Kopf sah er die Menschen hängen, die allmählich ausbluteten. In roten Fäden lief das Blut an den nackten Körpern herab, sammelte sich an geschundenen Füßen und tropfte Sir James entgegen, ohne ihn allerdings zu treffen.
    Er kämpfte. Er musste etwas tun, bevor seine Panik so groß wurde, dass sie ihn unter Umständen in den Tod trieb.
    Ein Schrei drang aus seinem Mund. Es war der Beginn einer letzten Attacke.
    Was danach passierten würde, wusste er nicht. Er musste es schaffen.
    Er wollte nicht enden wie Albert Finch.
    Sein Körper zuckte. Er brachte ihn in eine bestimmte Richtung. Es war alles, was er noch tun konnte. Inmitten einer Wolke von Blut und Knochensplittern schaffte er es, seinen Körper zu bewegen. Es war eine zu schnelle und zu hektische Bewegung. Zudem hatte er sich dabei vorgebeugt.
    Sir James verlor das Gleichgewicht. Er kippte und würde zwischen Stuhl und Schreibtisch auf dem Boden landen. Einen Arm hob er an und schlug ihn wieder nach unten.
    Dass die Hand dabei auf den Schreibtisch prallte, war reiner Zufall. Und es mochte eine Fügung des Schicksals sein, dass sie auch das Kreuz bedeckte.
    Sie riss es mit vom Schreibtisch. Es landete auf dem Boden, auf den auch Sir James fiel - und den Kontakt mit dem Kreuz beibehielt. Es war genau das, was ihn rettete. Plötzlich lösten sich die Gestalten vor seinen Augen auf.
    Es gab kein Blut mehr. Keine geschundenen Körper der Gefolterten. Es war alles anders geworden.

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