1627 - Panik
zum Appell aufstellen.
Dale Brookman lächelte. Er konnte sich auf seine Leute verlassen. Das hatten ihm die Einsätze bewiesen. In der letzten Zeit hatten sie zum Glück nur Übungen abzuhalten brauchen. Aber er wusste, unter welchem Druck seine Leute standen, da war es wichtig, dass die psychologische Seite nicht aus den Augen gelassen wurde.
Darum war es auch in dem Vortrag gegangen, den dieser Abel Suharto gehalten hatte. Er hatte sich als Psychologe vorgestellt, der in extremen Situationen immer genau den richtigen Rat wusste. Zumindest in der Theorie.
Brookman musste zugeben, dass ihn die Aussagen des Mannes beeindruckt hatten. Der hatte etwas an sich, dem man sich nicht entziehen konnte. Das hatte Brookman zwar nicht gepasst, aber er hatte es auch nicht ändern können.
Er riss sich von den Gedanken los und schaute auf seine Uhr.
Es waren noch gut zehn Minuten Zeit bis zu seinem Einsatz. Er wollte keine Minute früher erscheinen, denn auch Pünktlichkeit gehörte zu den Tugenden, auf die er Wert legte.
Vom Äußeren her war er der geborene Offizier und Chef. Man konnte ihn als schneidig bezeichnen. Kein Gramm Fett zu viel am Körper. Trotz seiner fünfzig Jahre war er sportlich auf der Höhe, das wussten auch seine Leute, die ihn deshalb respektierten.
Er wollte sich schon vom Fenster abwenden und sich so langsam auf den Weg machen, da spürte er den Stich, der ihn im Kopf erwischte.
Damit hatte Brookman nicht gerechnet. Er ging einen Schritt zurück und fasste sich dabei an die Schläfen.
Was war das?
So etwas hatte er noch nie erlebt. Über Kopfschmerzen konnte er nur lachen, damit hatte er sich nie herumplagen müssen. Umso verwunderlicher waren die Stiche, die auf eine Veränderung in seinem Kopf hindeuteten.
Er warf einen erneuten Blick durch die Scheibe in den großen Innenhof.
Es gab ihn noch, aber er hatte sich verändert. Es sah so aus, als wäre der Nebel aus zahlreichen Löchern gedrungen und hätte seinen Dunst über dem Gelände ausgebreitet.
Das gab es doch nicht! Ein derartiges Naturphänomen war einfach nicht zu begreifen. So etwas musste ein Irrtum sein.
Brookman wischte über seine Augen, schaute wieder hin - und sah das gleiche Bild. Zumindest beim ersten Blick. Als er dann noch einmal hinschaute, fiel ihm etwas auf.
Der Hof war nicht mehr leer.
Aber es waren nicht seine Männer, die sich dort bewegten, sondern andere Gestalten, die aus einem Film hätten stammen können.
Monströse Körper, Mischungen aus Mensch und Tier. Gestalten, die es nicht geben konnte, die aber trotzdem vorhanden waren, bewegten sich in einer Reihe über den Hof. Sie waren mit Lanzen und Keulen bewaffnet. Ihre Köpfe hätten auch zu einem Krokodil oder einem Löwen gepasst, aber sie gingen auf zwei Beinen und waren so gut wie nackt.
Er hörte ein Geräusch. Es hatte wie ein Lachen geklungen, und er drehte sich um, weil er sehen wollte, wer diesen Laut abgegeben hatte. Doch da war niemand, und so kam er zu der Erkenntnis, dass der Laut von ihm stammte.
Brookman drehte sich wieder dem Fenster zu.
Sie waren noch da!
Aber sie gingen nicht mehr weiter, und sie wurden auch von keinem seiner Männer gesehen, was eigentlich hätte sein müssen.
»Verdammt noch mal, ich bin doch nicht verrückt! Das ist ja irre, was da abläuft…«
Er wollte sich abwenden, schaffte es aber nicht. Er dachte auch nicht mehr an den Anruf von Sir James. Bei ihm war alles durcheinander, und trotzdem dachte er an seine Pflicht.
Gegen das, was er da sah, musste etwas getan werden, und er zögerte keine Sekunde. Diese Gestalten sahen aus, als würden sie ein Blutbad anrichten. Mit einer scharfen Bewegung drehte er sich um und verspürte dabei einen leichten Schwindel.
Zwar war Brookman kein Polizist, eine Waffe besaß er trotzdem. Sie lag in einer Schublade seines Schreibtisches, versteckt unter Papieren. Er nahm die Luger an sich, lud sie durch und steckte sie vorn in seinen Hosenbund.
Bevor er ging, warf er noch einen Blick nach draußen - und erstarrte.
Sie waren noch da, aber sie standen jetzt nicht mehr allein, denn vor ihnen hielten sich Menschen auf, die darauf zu warten schienen, getötet zu werden.
Sie knieten vor den Gestalten, sie hatten die Hände bittend erhoben, um Gnade zu erlangen.
Ob die Monster zuschlugen und ein Blutbad anrichteten, bekam er nicht mehr mit. Brookman drehte sich abrupt um. Er wollte so schnell wie möglich in den Hof, um seinen Männern Bescheid zu sagen und sie zu fragen, warum sie das
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