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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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dort los ist, seit die Altpräsidentin, zugleich das Oberhaupt der Familie, mit ihrer Enkeltochter entführt wurde. Sie baten mich um Zusammenarbeit.«
    Vogler schürzte verachtungsvoll die Lippen. »Die… mit uns?«
    »Sei kein Narr«, erwiderte der Alte. »Wir haben keine Wahl! Die legen unseren Wald in Schutt und Asche, nur um ihre Angehörigen zu finden! Hast du vergessen, was das letzte Mal geschehen ist?«
    »Keiner wird das je vergessen, noch verzeihen«, stieß Vogler hervor. »Sie sind zu weit gegangen, und das weißt du!«
    »Deshalb müssen wir jetzt unsere und deren Kinder retten«, sagte Starkholz. »Wir müssen notgedrungen Kompromisse eingehen, bevor ein noch schlimmeres Unglück geschieht. Denn überlege, nun geben sie wiederum unserem Volk die Schuld an diesem neuerlichen Vorfall. Die Steinernen mögen uns davor bewahren, dass den Geiseln etwas geschieht.«
    Der Baumsprecher starrte in die grüne Flut des Waldes hinaus. »Wo können sie sein?«
    »Wir können sie nicht erreichen – noch nicht«, antwortete Starkholz. »Sternsang, den sie natürlich auch informiert haben, vermutet, dass sie in eine Höhle oder etwas Ähnliches gebracht wurden. Die Tsuyoshis überwachen den Wald aus der Luft, und meine Sippe ist überall als Suchtrupp unterwegs. Noch kann ich die Städter daran hindern, durch unsere Wälder zu trampeln. Aber wir sind immer noch zu wenige. Deshalb bat ich dich zu kommen, Vogler. Werdet ihr uns helfen?«
    »Alle werden helfen«, antwortete der jüngere Baumsprecher sofort. »Wir dürfen es nicht zulassen, dass Bruder gegen Bruder kämpft. Was da geschehen ist… es ist so unfassbar. Das Felsenvolk muss unvorstellbar krank sein, wenn es so etwas tun kann. Das hat es noch nie gegeben.«
    »Alles verändert sich«, sagte Starkholz leise.
    ***
    Es war still und dunkel.
    Nomi wagte kaum zu atmen. Angespannt lauschte sie.
    Schließlich hielt sie es nicht mehr aus.
    »Seid ihr noch da?«, wisperte sie mit dünner Stimme.
    »Natürlich«, erklang die sanfte, raue Stimme der Großmutter. »Es ist alles in Ordnung, Nomi.«
    »Ich hab Durst«, sagte das Kind. »Und… und Hunger.«
    »Sie werden uns bestimmt bald etwas geben«, tröstete Morgenblüte. »Mach dir keine Sorgen, kleine Schwester. Uns wird nichts geschehen.«
    »Ich hab trotzdem Angst«, gestand das kleine Mädchen zaghaft. »Weil… wenn sie uns nichts tun wollen, warum sperren sie uns dann ein?«
    Darauf wusste anscheinend keiner eine Antwort, nicht einmal die weise Großmutter, die Präsidentin gewesen war und eigentlich zu allen Fragen immer eine Antwort parat hatte. Sie war noch viel klüger als die Mutter. Oder früher der Vater…
    Nach einer Weile hörte Nomi ein leises Kratzen und Schaben. »Morgenblüte?«
    »Ja, Nomi. Ich grabe. Ich suche nach einem Ausweg. Irgendetwas.«
    »Aber du bist doch kein Tunnelbohrer.« Es gab in trockenen Regionen eine Wurmart, etwa einen halben Meter lang, die sich mit kräftigen Kiefern durch gebackenen Sand grub, auf der Suche nach Pflanzenresten, kleinen Insekten und Larven. Ihr Biss hinterließ eine schmerzhafte Wunde, die sich schnell entzündete.
    Das Schaben ging weiter. »Ich glaube, ich bin zu einem Hohlraum unter Wurzelwerk durchgestoßen«, erklang Morgenblütes gedämpfte Stimme. »Wenn der Hohlraum nahe genug an die Oberfläche reicht, kann ich mich vielleicht durchgraben.« Morgenblüte war sehr schmal und biegsam, ihr Körper durch regelmäßige Tänze gut trainiert.
    »Soll ich dir helfen?«, fragte Nomi aufgeregt. »Ich kann gut graben, wirklich!« Sie tastete sich auf allen Vieren durch die Dunkelheit, bis sie an Morgenblütes Fuß stieß.
    Gemeinsam buddelten sie.
    Plötzlich sagte Vera Akinora scharf: »Psst!«
    Erschrocken verharrte Nomi, und Morgenblüte hielt ihre Hand fest.
    »Da kommt jemand!«, fuhr die alte Frau fort. »Ich spüre die Erschütterung. Ich glaube, sie holen uns hier raus!«
    »Verflixt«, beschwerte sich Morgenblüte. »Und wir waren schon so weit…«
    Tatsächlich wurde es plötzlich hell über ihnen, als die Sperre beiseite geschoben wurde, und sie beschatteten die blinzelnden Augen.
    Ein Kopf erschien in der Luke. »Los, raus!«, sagte er. »Wir müssen weiter.«
    Nomi streckte die Hände aus. »Au!«, beschwerte sie sich, als sie unsanft gepackt und in die Höhe gerissen wurde.
    »Wie siehst du denn aus?«, sagte der junge Mann, als er sie abstellte, und klopfte ihr Erdkrumen vom Anzug.
    »Ich saß in einem Erdloch«, erklärte Nomi wütend.

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