163 - Der Zauberhelm
stillgestanden.
Seine Lebensuhr hatte angefangen zu laufen, und heute war Parembao, genau wie die Diebe, 20 Jahre älter. Er hatte die Hoffnung niemals aufgegeben, seine toten Stammesbrüder zu rächen und sich sein Eigentum wiederzuholen.
Was die Briten sonst noch an Gold und Smaragden erbeutet hatten, interessierte ihn nicht. Er wollte lediglich seinen Zauberhelm wiederhaben, um die Zeit erneut anhalten zu können; und die Diebe wollte er bestrafen.
Nachdem sein letzter Stammesgefährte gestorben war, hatte Parembao den Urwald verlassen. Er hatte sich in die Zivilisation begeben und sich eingegliedert.
Obwohl er seit undenklichen Zeiten im Dschungel gelebt hatte, war es ihm nicht schwergefallen, sich anzupassen. Mit den verschiedensten Zaubern hatte er sich geholfen und durchgeschlagen. Bis nach Rio de Janeiro kam er, und da ihm das Tanzen im Blut lag, wurde er Mitglied einer der vielen Sambatruppen, die es in dieser Stadt gab.
Seine ekstatischen Tänze (er versetzte sich dazu vorher häufig in Trance) waren so mitreißend, wie man es noch nie erlebt hatte. Parembao verkörperte eine unvorstellbare Naturgewalt.
Ihm beim Tanzen zuzusehen, war ein einmaliges Erlebnis. Parembao so g sein Publikum in einen dämonischen Bann.
Er wurde in kurzer Zeit der absolute Star der Truppe. Neidlos erkannten die anderen seine Leistung an. Sie gingen auf Tournee, und in Amerika verlieh man Parembao den Titel »Mr. Samba«. Daß ihn ein schreckliches Geheimnis umhüllte, wußte keiner von denen, die ihm zujubelten.
Parembao - Mr. Samba - war ein Höllendiener, ein schwarzer Zauberer, der sich erschreckend gut in schwarzer Magie auskannte und diese auch immer wieder einsetzte.
Doch seine ganze Kraft konnte er nur entfalten, wenn er den Zauberhelm aufsetzte. Er war einer der wenigen, die das gefahrlos tun konnten.
20 Jahre sind eine lange Zeit, doch Parembaos Haß loderte heute noch genauso intensiv wie damals, und die Flamme würde so lange brennen, wie die Diebe lebten.
Erst wenn sie tot waren, würde das eiskalte Feuer des Hasses erlöschen. Nie hatte Parembao daran gezweifelt, die Spur der Diebe eines Tages zu finden.
Er hatte lesen gelernt und alles abgelegt, was er früher gewesen war. Er besaß ein Haus an der Copacabana, einen großen amerikanischen Wagen, zwei Dutzend Anzüge…
Der »Wilde« war er nur noch auf der Bühne. Dort aber so präsent, daß man meinen konnte, er wäre vor einer Stunde erst aus dem Urwald gekommen.
Als Jesus Gilbertos Buch erschien, suchte er den Autor auf. Mit einem schwarzmagischen Zauber machte er ihn zu seinem Verbündeten und erfuhr - ohne Anwendung von Gewalt -die Namen der Diebe. Erst später bekam der Schriftsteller Besuch von Barry Shaddock und Jerry Dreyfuss.
Und nun befand sich Parembao in London, der Stadt, in der die Diebe lebten und in der sich sein goldener Zauberhelm befand. Er fieberte dem Augenblick entgegen, wo er wieder Kraft von diesem Helm beziehen würde.
Ein großes Ziel war fast erreicht. Parembao brauchte nur noch die Hand nach seinem Eigentum auszustrecken, dann war er wieder so stark wie einst - und altern würde er auch nicht mehr.
Nie mehr! Denn er würde dafür sorgen, daß man ihm den Zyklopenhelm kein zweitesmal stehlen konnte.
***
Er saß in seiner Garderobe und bereitete sich auf seinen Auftritt vor. Es war noch reichlich Zeit. Parembao hatte vorsichtig seine Fühler ausgestreckt und wichtige Erkundigungen eingeholt.
Er wußte, wo Caulfield und Sullivan wohnten, wie sie lebten - und er war der einzige, der auch wußte, wie sie sterben würden.
Es klopfte. Mr. Samba drehte sich um, dicke Striche im Gesicht - weiß, rot und schwarz; wie früher, als er noch einem Stamm angehört hatte.
Die Striche verliehen ihm ein furchterregendes Aussehen. Sein dunkelhäutiges Gesicht glich einer grausamen Fratze. »Ja!« rief er.
Die Tür öffnete sich, und ein junger rothaariger Mann erschien. Er gehörte zum Theater. »Da ist jemand, der Sie sprechen möchte, Mr. Samba. Ich habe ihm gesagt, daß das vor der Vorstellung schlecht möglich ist, aber er läßt sich nicht abweisen. Er behauptet, es wäre sehr wichtig für ihn und Sie, daß Sie ihn empfangen. Kann ein Trick sein. Wenn Sie ihn nicht sehen wollen, hole ich mir Verstärkung und setze den Knaben an die Luft.«
»Lassen Sie ihn herein«, erwiderte Parembao auf Englisch, der Sprache seiner Todfeinde.
Der rothaarige Mann nickte. »Okay.« Er trat zurück und winkte jemandem. »In Ordnung, Sie können
Weitere Kostenlose Bücher