163 - Der Zauberhelm
Kraft, sich zu erheben.
Dreyfuss war so entgegenkommend, ihm auf die Beine zu helfen, aber nur, um ihn nachher hochzustemmen und kraftvoll durch das Zimmer zu werfen.
Gilberto landete auf einem Tisch aus hellem Kirschholz, der unter seinem Gewicht zusammenbrach, und Jerry Dreyfuss walzte gleich wieder heran.
Als er sich bückte, um den Schriftsteller hochzuzerren, kapitulierte dieser. »Laß ihn mal, Jerry!« sagte Barry Shaddock sofort. »Ich glaube, jetzt hat er uns etwas zu sagen.«
Jesus Gilberto sah schlimm aus. Augen und Nase waren dick geschwollen, die Lippen waren aufgeplatzt, ein roter Blutfilm bedeckte seine Zähne. Er war in seinem ganzen Leben noch nie so schrecklich behandelt worden.
Er mußte reden, sonst erschlug ihn dieser brutale Typ noch. Dieser vierschrötige Kerl hatte kein Gewissen.
Barry Shaddock stellte einen Sessel auf, den Dreyfuss umgestoßen hatte. »Setz ihn hier hin, Jerry.«
Dreyfuss gehorchte wie ein auf den Mann dressierter Hund. Shaddock konnte alles von ihm verlangen, wirklich alles, einschließlich Mord.
Jerry Dreyfuss machte mit Vergnügen die Drecksarbeit für seinen Boß, und Shaddock revanchierte sich mit großzügigen finanziellen Zuwendungen.
Jerry Dreyfuss ging es richtig gut. Er konnte sich eine Menge Wünsche erfüllen. Wünsche, von denen er früher nur geträumt hatte.
Als Dreyfuss den Schriftsteller losließ, plumpste dieser in den Sessel. Barry Shaddock verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf, während er sich zu Jesus Gilberto hinunterbeugte.
»Furchtbar sehen Sie aus. Wenn ich Ihnen einen Spiegel Vorhalten würde, würden Sie sich nicht wiedererkennen, Gilberto. Nun mal ehrlich, war das nötig? Sie hätten das einfacher -und vor allem schmerzloser - haben können. Warum waren Sie nur so entsetzlich unvernünftig. Ich tue Jerry niemandem gern an, das müssen Sie mir glauben, denn mein Freund ist ein Killer ohne Maß und Ziel. Wenn ich ihn nicht gebremst hätte, hätte er weitergemacht. Ich weiß nicht, warum er die Menschen so sehr haßt. Irgendwie kommt er mit ihnen nicht klar, deshalb ist er mir sehr dankbar, wenn ich ihm die Gelegenheit gebe, sich an ihnen abzureagieren.«
Jesus Gilberto hätte die Gangster aus England am liebsten zum Teufel gewünscht, aber er wagte nicht mehr, so mit ihnen zu reden. Jerry Dreyfuss hatte seinen Widerstand mit seinen harten Fäusten regelrecht zertrümmert.
Barry zupfte sein weißes Stecktuch aus der Brusttasche und wischte das Blut von Gilbertos Gesicht. Bei jeder Berührung zuckte der Brasilianer zusammen und zog die Luft scharf ein.
»Schlimm, wirklich schlimm«, bemerkte Shaddock mitfühlend. »Ich hoffe, das wird Ihnen eine Lehre sein. Wie hießen also die drei Männer, die sich damals zu den Wabaro-Indianern begaben?«
Ein Zittern geisterte über das Gesicht des Schriftstellers. Shaddock erkannte die Bereitschaft des Mannes, das Geheimnis endlich preiszugeben, und ein äußerst zufriedener Ausdruck erschien in seinen Augen.
»Vincent Kerr…« kam es undeutlich über Jesus Gilbertos dicke Lippen. »Er wurde auf dem Rückweg… von Parembao getötet.«
»Und die Namen der beiden anderen?«
»Wendell Caulfield und Dean Sullivan… Sie leben in London.«
»Das trifft sich gut«, meinte Barry Shaddock grinsend. »Wir auch.« Der Gangsterboß stopfte dem Autor ein paar Geldscheine ins blutbesudelte Hemd. »Eine kleine Reparationszahlung. Sie können es auch als Schmerzensgeld ansehen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie dieses Treffen streng vertraulich behandeln würden. Hängen Sie es lieber nicht an die große Glocke, und vermeiden Sie vor allem den Umgang mit der Polizei. Wenn Sie den Bullen etwas stecken würden, müßte ich das als krassen Vertrauensbruch auffassen. In diesem Fall würde ich meinem Freund noch mal ein Ticket kaufen und ihn zu Ihnen schicken. Sie könnten sich verstecken, wo Sie wollten, er würde Sie überall finden. Jerry ist ein hervorragender Spürhund. Der beste, den ich kenne. Komm, Jerry, wir gehen. Mr. Gilberto hat jetzt dringend ein bißchen Ruhe nötig.«
Zwei Namen brachten die Gangster mit nach London - zollfrei. Es dauerte nur vier Tage, bis der Gangsterboß über Wendell Caulfield und Dean Sullivan bestens Bescheid wußte. Amüsiert stellte er fest, daß in seinem Schrank etliche Sullivan-Schuhe standen, teure Modelle, die sich hervorragend tragen ließen.
Es verband ihn mit Sullivan seit Jahren etwas, ohne daß er es gewußt hatte. Aber der Mann war nach seinen
Weitere Kostenlose Bücher