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1631 - Die Taiga-Göttin

1631 - Die Taiga-Göttin

Titel: 1631 - Die Taiga-Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den sie hatten zurücklassen müssen.
    Aber auch über andere Dinge dachten sie nach. Vor allem darüber, wie es der anderen Seite gelungen war, auf diese unglaubliche Weise das Haus zu betreten.
    Es hatte für sie keine Hindernisse gegeben. Sie waren einfach durch die geschlossene Tür gegangen. Das war etwas, worüber beide nicht hinwegkamen. Es zeigte ihnen aber auch, welch eine Macht die andere Seite besaß.
    Den Weg, den sie gingen, kannten sie. Während des mehrmaligen Aufenthaltes hier hatten sie den Wald oft genug erkundet. An Häusern kamen sie nicht mehr vorbei. Je mehr sie in südliche Richtung gingen, umso dichter standen die Bäume. Dort gab es keinen Platz mehr für irgendwelche Wochenendhäuser.
    Die beiden Männer rahmten sie ein. Helen kannte ihre Entführer nicht. Bei Igor verhielt es sich anders. Zumindest einen der Entführer hatte er schon mal gesehen, und zwar in der Botschaft. Nicht als Mitarbeiter, sondern als Besucher.
    Helen hielt die Hand ihres Mannes fest. Sie drückte sie hin und wieder, um ihm zu zeigen, dass sie zu ihm hielt. Egal, was auch passierte. Sie würde ihn nicht im Stich lassen.
    Und gerade diese Bewegung ließ das schlechte Gewissen in ihm anschwellen.
    Jahrelang hatte er geschwiegen. Jetzt musste er die Folgen dafür tragen. Die konnten durchaus tödlich sein, da machte er sich nichts vor.
    Es wurde dunkler. Das lag nicht nur an den immer zahlreicher werdenden Bäumen, es lag auch daran, dass die Zeit vergangen war und der Tag allmählich zu Ende ging.
    So wurde es in der Umgebung und zwischen den Bäumen immer schummriger Die beiden Männer sprachen kein Wort. Sie gingen zielsicher weiter. Den Pfad hatten sie längst verlassen. Schon seit geraumer Zeit gingen sie quer durch den Wald.
    Das heißt, bei dem Begriff Zeit musste Igor Sarow passen. Er wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war, seit sie das Haus verlassen hatten.
    Und er war gespannt darauf, wer noch alles auf sie wartete. Er glaubte nicht, dass es nur die beiden waren, die sie entführt hatten. Zum Club gehörten mehrere Personen, und Igor richtete sich darauf ein, auf bekannte Gesichter zu treffen.
    »Gib nicht auf!«, flüsterte Helen ihm zu. »Solange wir leben, besteht Hoffnung.«
    »Ja, das sagt man so leicht.«
    »Ich glaube daran.«
    »Für dich ist das auch so. Sie werden dir nichts tun. Das ist bei mir anders.«
    »Warum?«
    »Sie werden mich bestrafen wollen.«
    »Für was?«
    »Für das, was damals geschehen ist. Und dass ich die Dinge nicht ernst genommen habe.«
    »Aber das ist lange her.«
    »Das interessiert sie nicht.«
    Helen beschäftigten weitere Fragen, die sie nicht zurückhielt. »Kannst du mir auch erklären, weshalb sie diese komische Verkleidung tragen? Weißt du mehr darüber?«
    »Da kann ich nur raten.«
    »Bitte.«
    »Sie wollen der Taiga-Göttin nahe sein und ihr zeigen, wie sehr sie mit der Natur verbunden sind.«
    »Das kann ich nicht begreifen.«
    Igor hob nur die Schultern. Er begriff es auch nicht, und er fragte sich wieder einmal, wie er damals nur so dumm hatte sein können, um diesen Hokuspokus mitzumachen. Aber das waren andere Zeiten gewesen. Da hatten sie sich in Russland Freiräume gesucht. Sie waren jung gewesen und hatten gierig alles aufgesaugt.
    Die Umgebung sorgte dafür, dass er aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er sah das Ziel erst, als er direkt davor stand, und er spürte, wie die Hand seiner Frau zitterte.
    Ihr Blick war frei.
    Sie schauten auf eine Lichtung, und dort hielten sich drei weitere Gestalten auf.
    Männer, die ebenfalls verkleidet waren. Nur einer von ihnen trug noch eine Mütze mit dem Geweih darauf. Die beiden anderen hatten sich Felle von Wölfen umgehängt, deren offene Schnauzen auf ihren Köpfen lagen.
    Einer der Entführer war hinter den Sarows stehen geblieben. Mit einem kräftigen Schlag löste er die Hände der beiden. Er zischte dabei einige Worte, die keiner verstand, dann erhielt Igor einen Stoß in den Rücken. Die Wucht schleuderte ihn nach vorn.
    Er war froh, sich auf den Beinen halten zu können, als er auf die Lichtung zutaumelte. Dort aber fiel er über seine eigenen Füße und landete auf dem Boden, in den er sich am liebsten eingegraben hätte.
    Ein scharf gesprochener Befehl erreichte seine Ohren.
    »Komm wieder hoch!«
    Igor wusste, dass er sich nicht weigern durfte. Hätte er das getan, wäre es zur Gewaltanwendung gekommen, und das wollte er auf jeden Fall vermeiden.
    Er stemmte sich hoch. Ihm war schwindlig.

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