1632 - Teuflischer Trödel
die Schultern. »Es war das äußere Zeichen. Ich kann mir vorstellen, dass mehr dahintersteckt. Es ist eine teuflische Manipulation gewesen.«
»Durch diesen Gauche?«
»Ja, und ich glaube, dass sich hinter seiner Fassade etwas anderes versteckt. Das kann böse und gemein sein. Vielleicht sogar vom Teufel geschaffen.«
Tommy Ryback sagte erst mal nichts. Er staunte nur und stöhnte dabei auf. Dann hatte er sich wieder gefangen und meinte mit leiser Stimme: »Dann war mein Verdacht, dass beim Selbstmord meines Vaters nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, gar nicht so verkehrt?«
»Das denke ich jetzt auch. Dein Vater hat sich zwar umgebracht, aber eine andere Kraft, die durch die Pistole übertragen wurde, hat ihn dazu gezwungen.«
»Das ist verrückt.«
»Stimmt. Und auch grausam.«
Tommy schaute zur Tür. Er sah dort nichts.
Gauche kehrte nicht zurück, und das war schon mal ein Vorteil.
»Kann ich dich fragen, wie es jetzt weitergehen soll, Johnny?«
»Das kannst du. Es wird nur schwer mit der Antwort sein. Ich weiß im Moment keine.«
Das schien Tommy irgendwie zu beruhigen. Er schien nicht mal enttäuscht und wollte nur wissen, ob damit zu rechnen war, dass der Trödler noch mal zurückkehrte.
Johnny überlegte, bevor er sagte: »Ich weiß nicht, welche Ziele er verfolgt und ob er sich damit zufrieden gibt, dass er die Pistole wieder an sich gebracht hat. Ich denke eher nicht. Wir beide leben noch, wir wissen etwas über ihn. Wir sind Zeugen, und das wird ihm nicht gefallen.«
»Dann müssen wir uns darauf einrichten, dass er versucht, uns irgendwie auszuschalten?«
»Ich denke schon.«
Die Antwort hatte Tommy nicht gefallen. Er senkte den Kopf und wirkte plötzlich schutzbedürftig, sodass Johnny Mitleid mit ihm bekam.
»Keine Sorge, wir schaffen das.«
»Und wie?«
»Das ist ganz einfach. Wir werden Helfer benötigen, und die bekommen wir. Darauf kannst du dich verlassen. Diesem verdammten Elsässer muss das Handwerk gelegt werden.«
»Das hört sich gut an.«
»Wir werden es in die Tat umsetzen. Dieser Karsten Gauche kann sich schon mal verdammt warm anziehen.«
»Und was wird aus mir? Soll ich hier allein in der Wohnung bleiben?«
»Auf keinen Fall«, erwiderte Johnny heftig. »Du kommst mit zu mir.«
»Zu deinen Eltern?«
»Klar, ich habe noch keine Wohnung. Gerade mein Vater wird für mich Verständnis haben.« Johnny lächelte. »Und da gibt es noch jemanden, der unbedingt Bescheid wissen muss…«
***
Karsten Gauche hatte sich die Pistole zurückgeholt, die jetzt in seiner rechten Tasche steckte. Er selbst saß in seinem Kastenwagen, einem kleinen Transporter mit einer geschlossenen Ladefläche. Er brauchte den Wagen, um hin und wieder Gegenstände zu seinem Laden oder zu Kunden zu transportieren.
Die Waffe war wichtig. Sehr wichtig sogar. Sie gehörte zu den Gegenständen, auf die er keinesfalls verzichten wollte.
Er rollte durch London. Sein Geschäft lag nahe der Portobello Road. In einem Viertel, wo der Laden nicht weiter auffiel, weil es dort zahlreiche seiner Kollegen hingezogen hatte, die ihren Trödel verkaufen wollten. Im Sommer oft auf der Straße. Da gab es jeden Tag einen Flohmarkt, doch daran beteiligte sich der Mann nicht.
Der Elsässer ging seinen eigenen Weg. Er hatte auch nichts mit seinen Kollegen am Hut. Als Franzose war er sowieso ein Fremder, aber daran störte sich kein Tourist, denn mit ihnen machte er die besten Geschäfte.
Auch deshalb, weil er mit Sachen handelte, die wirklich alt waren und auch eine Geschichte hatten. Auf ihnen klebte kein Zettel mit der Aufschrift: Made in China.
Die Portobello Road und deren Umgebung Notting Hill war sein Revier.
Leider waren die Preise für Grundstücke und für Mieten in den letzten Jahren immens gestiegen, und auch Gauche hatte tiefer in die Tasche greifen müssen, aber er hatte auch gut verkauft. Das englische Pfund war dem Euro gegenüber stark gefallen. So hatten die Gäste vom Festland mehr Geld.
Er war froh, sein Geschäft erreicht zu haben. Es lag an der Ecke. Es gab zwei Schaufenster und über dem Eingang war auf grünes Holz Der Elsässer gemalt.
Hier einen Parkplatz zu bekommen war so gut wie unmöglich. Gauche hatte da keine Probleme. Er konnte seinen Wagen nicht weit entfernt in einem Hinterhof abstellen, zahlte für den Platz zwar viel Geld, doch das war ihm egal.
Betrieb herrschte in dieser Gegend immer. Das war auch jetzt der Fall, als Gauche seinen Wagen durch die schmale Einfahrt
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