1632 - Teuflischer Trödel
sein.«
»Ich will ihn haben!«
Karsten Gauche betrachtete sie mit teils spöttischen und teils überheblichen Blicken. »Ja, wir haben mal über den Stein geredet, aber ich denke nicht daran, ihn dir zu geben. Du kannst in einer Woche wiederkommen, dann reden wir weiter.«
»Das will ich aber nicht.«
»Ist mir egal. Hier zählt nur, was ich will. Und ich will dich hier nicht mehr sehen.«
Mandy blieb hart. »Du hast es mir versprochen. Du hast gesagt, dass du mich näher an den Teufel heranführen kannst. Und das will ich jetzt bewiesen haben.«
Er schaute sie länger an. »Du bist verrückt.«
»Nein!«
»Du weißt nicht, wer ich bin.«
»Doch, das weiß ich. Du bist einer, der mich verarscht hat. Und verarschen lasse ich mich nicht gern.«
Gauche überlegte. Diese Mandy war wie eine Zecke. Und Zecken musste man vernichten. Er konnte sich auch einen Teil der Schuld selbst zuschreiben. Er hatte sich mit ihr eingelassen und ihr einiges über die andere Welt berichtet. Vielleicht hatte er ihr zu viel gesagt, jedenfalls wurde er sie nicht wieder los.
»Ich will den Stein, ich will wissen, ob er mir tatsächlich den Weg zum Teufel zeigt. Ich will endlich einen Blick in die Hölle werfen können.«
»Ich gebe ihn dir heute nicht.«
»Ja, weiß ich. Das hast du schon oft gesagt. Aber ich lasse mich nicht mehr abwimmeln. Ich werde ihn mir holen. Du selbst hast gesagt, dass es bei dir viele Dinge gibt, die magisch aufgeladen sind. Und du selbst hast von einem Kontakt zur Hölle gesprochen.«
»Der für dich nicht gut wäre.«
»Ich will ihn trotzdem!«
Der Trödler schaute in die Augen der jungen Frau. Er entdeckte dort den festen Willen, keinen einzigen Schritt zurückzuweichen, und so nickte er.
»Soll das heißen, dass du mir den Stein geben willst?«
»Ja, das wolltest du doch.«
»Und ob ich das will«, flüsterte Mandy. »Ich habe schon viel zu lange darauf gewartet. Alles muss einmal ein Ende haben.«
Er nickte. »Wie recht du doch hast. Alles hat einmal ein Ende. Auch für dich, Mandy.«
»He, wie soll ich das denn verstehen?«
»Das wirst du noch merken.«
»Gib mir den Stein.«
»Keine Sorge, ich hole ihn dir.«
Er drehte sich um und ging auf die Hintertür zu, misstrauisch von Mandy beobachtet. Sie hatte einfach zu schlechte Erfahrungen mit dem Trödler gemacht.
Dessen Grinsen sah sie nicht. Gauches Gesicht hatte sich verzogen, als bestünde die Haut aus Gummi, das über die Knochen gespannt worden war.
Diesmal trat er an den Safe. Was er dort aufbewahrte, war normalerweise nicht für die Blicke seiner Kunden bestimmt. Bei Mandy hatte er eine Ausnahme gemacht. Sie hatte ihn fasziniert, und er, der bisher mit Frauen wenig im Sinn gehabt hatte, war in den Wahn verfallen, mit ihr ins Bett zu steigen, um dort in einen Rausch zu geraten, in dem alles möglich war.
Sie hatte sich geweigert. Sie wollte nur die Kette, von der er ihr erzählt hatte. Erst dann würde sie es sich überlegen, ob sie für gewisse Dinge bereit war.
»Du wirst den Teufel im Leib haben!«, hatte er ihr versprochen, aber sie hatte nichts darauf gegeben.
Dann sollte sie die Kette eben ohne Gegenleistung bekommen, und sie würde sich wundern, was dann mit ihr geschah.
Karsten Gauche kicherte wie ein Teenager, als er sich mit diesen Gedanken beschäftigte. Er konnte die Schnur mit dem Stein gar nicht schnell genug aus dem Safe holen.
Er schaute sich den Stein noch einmal an.
Er war nichts Besonderes. Ob echt oder nicht, das ließ sich auf die Schnelle nicht feststellen, aber darauf kam es auch nicht an. Wichtig war die Kraft, die in ihm steckte, und die stammte nicht von dieser Welt.
Es war ähnlich wie bei der Pistole. Auch sie würde er nicht abgeben.
Der Stein sollte angeblich aus dem Grab eines Höllendieners stammen, der dort lebendig gelegen hatte und erst gestorben war, als er dieses wertvolle Stück nicht mehr hatte.
Die Form konnte man mit einem schiefen Viereck vergleichen. Es gab Ecken und Kanten, die nicht rund geschliffen waren. Ein angenehmes Tragen würde es wohl nicht sein.
Gauche schloss den Safe wieder und ging zurück in den Laden, wo Mandy wartete.
»Du hast dir ja verdammt viel Zeit gelassen. Ich dachte schon, du wolltest dich wieder drücken.«
»Nein, wie kommst du darauf?«
»Schon gut. Hast du den Stein?«
»Sicher.«
»Wo?«, flüsterte sie gierig.
Gauche hatte die Hände hinter dem Rücken versteckt gehalten. Auf seinen Lippen lag ein lauerndes Grinsen, als er die Hände nach
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