1632 - Teuflischer Trödel
ein verschmierter Fleck.
Dann begann der Wahnsinn.
Mandy stieß einen leisen Schrei aus, denn sie sah plötzlich, dass sich dort, wo sich der Stein befand, kleine Flammen bildeten, die hin- und herzuckten, als würde jemand in sie hineinlasen.
Blitzartig breiteten sie sich aus. Sie waren wie ein Umhang, der plötzlich ihren ganzen Körper umhüllte.
Und Mandy erlebte etwas Furchtbares. Sie glaubte, dass ihr die Haut in Streifen vom Körper abgezogen wurde. Sie hätte nie gedacht, dass ein Mensch derartige Schmerzen empfinden konnte. Aber sie konnte nicht schreien.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und noch während sie stand, verlor sie das Bewusstsein.
Sie schaffte es nicht, sich auf den Beinen zu halten. Ihre Körperfunktionen waren ausgeschaltet. Die kleinen Flammen aber blieben und fraßen sich in sie hinein.
Es gab keinen Rauch, es gab keine Hitze, es gab nur die brennende Mandy, die auf der Stelle zusammenbrach und schwer zu Boden fiel, wo sie leblos liegen blieb.
Karsten Gauche hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Er hatte einfach zugeschaut und schließlich genickt, als Mandy am Boden lag.
Er schaute auf einen Körper, der nichts mehr mit dem zu tun hatte, den er kannte. Es gab auch keine Kleidung mehr. Sie war von diesen ungewöhnlichen Flammen in Asche verwandelt worden.
Aber Mandy gab es noch immer, auch wenn sie anders aussah.
Ihre Haut war schwarz. Einfach nur verkohlt. Selbst das Weiße in den Augen war nicht mehr zu sehen. Anhand des Gesichts war nicht zu erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Das Feuer hatte alles gleich gemacht.
Gauche lächelte. Es war das Lächeln eines Teufels. Genau das zeigte, wie es wirklich in ihm aussah. Er war kein Mensch, der noch Mitleid empfinden konnte. Er setzte auf eine andere Macht. Für ihn stand diese an erster Stelle. Und er hatte die Mittel, diese finstere Kraft auch wirken zu lassen.
Eines lag auf der Brust der verbrannten Gestalt. Ihm war nichts passiert.
Es hatte sogar wieder seine ursprüngliche Form angenommen, und der kantige verbrannte Stein von schwach grüner Farbe hob sich deutlich von der verbrannten Haut ab.
Auch das Leder der Schnur war nicht verbrannt.
Gauche zog sie über den Kopf des Leichnams, wog den Stein auf seiner Handfläche und spürte, dass ihn ein Strom der Macht durchschoss. Er hatte das Gefühl, nicht mehr auf dem Boden zu stehen, sondern über ihm zu schweben - wie ein böser Engel aus der Hölle.
Seine Augen leuchteten. Er küsste den Stein, und sein Gesicht veränderte sich auf eine widerliche Weise. Seine Haut schien zu Gummi geworden zu sein, die sich ständig bewegte, sodass sich ständig neue Gesichtsformen bildeten. Auch die Augen, die hin und wieder aus den Höhlen traten, wurden davon nicht verschont, sodass sie mit denen von Insekten zu vergleichen waren.
Niemand, bestimmt niemand würde ihm etwas anhaben können. Er war es, der die Menschen manipulierte und nicht umgekehrt.
Ihm fiel ein, dass er seine Ladentür nicht abgeschlossen hatte. Jeden Augenblick konnte ein anderer Kunde seinen Laden betreten. Dass dies in den vergangenen Minuten nicht passiert war, war reines Glück gewesen. Darauf wollte er sich nicht weiter verlassen.
Er ging zur Tür, um sie abzuschließen. Zuvor wollte er einen Blick nach draußen werfen, um zu schauen, ob sich der Betrieb bereits auf seinem Höhepunkt befand.
Es ging. Käufer waren schon unterwegs, auch an seinem Schaufenster drückten sich einige die Nasen platt. Sie gingen schnell weg, als er sie anschaute. Gauche schloss die Tür und ging dorthin zurück, wo der verbrannte Körper lag. Er musste ihn wegschaffen. Er konnte ihn nicht liegen lassen, und er wusste schon einen Ort, wo man die Verbrannte nicht fand.
Er fasste die Tote unter den Achseln und wunderte sich darüber, wie leicht die Gestalt war. Er schleifte sie hinter seine Theke und von dort aus durch die Hintertür.
Dahinter legte er sie auf dem Boden ab. Entsorgen wollte er sie später.
Gauche rieb seine Hände. Er fühlte sich stark. Ein Hindernis war aus dem Weg geräumt worden.
Jetzt musste er sich erst einmal um den normalen Tagesablauf kümmern. Dabei dachte er an die beiden jungen Männer. Es gefiel ihm nicht, dass sie noch am Leben waren. Sie waren Zeugen. Er würde sich auch später um die kümmern müssen.
Gauche ging wieder zurück in seinen Laden. Er war in Gedanken versunken - und schreckte Sekunden später zusammen, als er den Typ vor sich stehen sah, der sich die alte
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