1632 - Teuflischer Trödel
musste ihm nichts erklären, denn der Trödler wusste instinktiv, dass er Mandys Freund war. Die beiden passten einfach zusammen.
Auch der Typ war dunkel gekleidet. T-Shirt, Hose, eine schwarze Weste aus Leder, die an beiden Seiten zwei dicke Silberplatten hängen hatte, in die Fratzen eingraviert waren.
Auf Ascans Kopf wuchsen keine Haare. Sie mussten aber mal schwarz gewesen sein, darauf wiesen die dunklen Brauen über den Augen hin, die wie Striche aussahen.
»Was hast du mit ihr gemacht, du verdammter Bastard?«
Gauche gab sich ahnungslos und schüttelte den Kopf, bevor er fragte: »Was soll ich denn mit ihr gemacht haben?«
»Du hast sie umgebracht!« Ascan konnte kaum sprechen, so stark war der Druck in seinem Innern.
»Ach? Hast du das gesehen?«
»Das weiß ich.«
»Und wo ist die Leiche?«
»Du hast sie weggeschafft.«
Karsten Gauche blieb weiterhin cool. Dann grinste er, und wieder veränderte sich dabei sein Gesicht.
Ascan hielt die schwere Pistole mit beiden Händen. Er wollte nicht zittern, doch er konnte es nicht vermeiden. Zudem ärgerte er sich über die Gelassenheit des Trödlers. Der schien ihn überhaupt nicht ernst zu nehmen.
»Wo ist sie?«
»Wen meinst du?«
»Meine Freundin, verdammt, Mandy! Sie ist hier in diesen Laden gegangen.«
»Wie du?«
»Ja!«, schrie er.
»Und was wolltet ihr hier?«
»Uns umschauen. Vielleicht etwas kaufen. Verdammt noch mal, dafür gibt es den Laden.«
Gauche sagte wieder nichts. Er zeigte erneut sein Lächeln, und Ascan hätte am liebsten in diese widerliche Visage hineingeschlagen. Das ließ er bleiben. Es war wichtiger, dass er - dass er…
Seine Gedanken überschlugen sich. In seinem Kopf war plötzlich etwas, das er nicht nachvollziehen konnte.
»Hast du Probleme?«, fragte Gauche.
»Ich-Ich…«
»Wolltest du mich nicht töten?«
»Ich werde…«, ein schwerer Atemzug, »… ich werde …«
»Was wirst du?«
Ascan konnte keine Antwort geben. Gauche hielt ihn voll und ganz unter seiner Kontrolle, und der Eindringling merkte, dass etwas Fremdes von ihm Besitz nahm.
Es kroch in ihn hinein.
Vielleicht war es sogar schon in ihm gewesen und kam erst jetzt zum Ausbruch. Er vernahm so etwas wie innere Befehle, die sich gegen ihn selbst richteten. Sie alle hingen mit der schweren Pistole zusammen, die er kaum noch in den Händen halten konnte. Die fremde Macht in seinem Kopf ließ ihn nicht los. Sie war weiterhin vorhanden und gab ihm neue Befehle, die Ascan befolgte.
Er drehte die Waffe. Es ging plötzlich ganz leicht. Die Macht in seinem Kopf behielt ihn weiterhin unter Kontrolle. Sein freier Wille war ausgeschaltet. Er starrte dabei noch immer in die böse Visage des Trödlers.
Gauche war in seinem Element. Andere Menschen zu manipulieren, das war das Größte, und er freute sich diebisch, als er sah, dass der junge Mann genau das tat, was er wollte.
Er hob die Pistole noch ein Stück weiter an, und plötzlich zeigte die Mündung genau auf seine Nasenwurzel.
Das gefiel Karsten Gauche. Er hatte seinen Spaß. Aus seinem offenen Mund drangen kichernde Laute, die Ascan nicht mitbekam. Für ihn hatte sich die Welt völlig verändert. Es gab seinen eigenen Willen nicht mehr, da war etwas Fremdes in ihm, das ihm auch weiterhin seine Befehle gab.
»Drück ab! Schieß endlich…«
Er nickte.
Sein rechter Zeigefinger lag längst am Abzug. Aber noch war der Druckpunkt nicht überwunden.
Sekunden später schon.
Da peitschte der Schuss auf. Die Waffe zuckte in den Händen des jungen Mannes. Hätte er sie weiter von seinem Gesicht entfernt gehalten, wäre die Kugel möglicherweise an ihm vorbei geflogen. So aber jagte das Bleigeschoss genau über der Nasenwurzel in die Stirn hinein, schlug dort ein blutiges Loch, und Sekunden später knickten die Beine des Mannes weg. Seitlich kippte er zu Boden, schlug hart auf und blieb als zweiter Toter liegen…
***
Geschafft!, dachte Karsten Gauche. Ich habe auch das zweite Problem gelöst. Ich bin perfekt. Es ist wunderbar.
Er trat hinter dem Tresentisch hervor und blieb dort stehen, wo Mandys Freund lag. Die Kugel hatte ihm ein Loch in die Stirn gestanzt. Daraus hatte sich ein dünner Blutfaden gelöst, der erst auf der Oberlippe zum Stillstand gekommen war.
Es lief alles gut. Seine Widersacher würden alle sterben. So musste es auch sein. Alles andere würde sich dann ergeben, aber darüber machte er sich keine Gedanken. Bisher hatte er alles geschafft, was er wollte.
Und besonders dann, wenn er so
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