1634 - Strigen-Terror
ein gellender Schrei aus ihrer Kehle stieg.
»Suko!« Sie brüllte den Namen des Chinesen mit aller Kraft. »Ich habe Carlotta gefunden!«
***
Carlotta wusste nicht mehr, was mit ihr geschehen war. Der Treffer am Kopf hatte bei ihr alles ausgelöscht. Sie klatschte ins Wasser und sank in die Tiefe, die sich hier noch in Grenzen hielt.
Der Schock der Kälte brachte sie wieder zu sich. Und sie reagierte instinktiv.
Sie hielt den Mund geschlossen. Ohne nachzudenken machte sie heftige Schwimmbewegungen. So geriet sie tatsächlich wieder an die Oberfläche, konnte den Mund öffnen und Luft holen. Aber sie war noch wie paralysiert. Das Wasser trug sie nicht unbedingt. Sie sackte wieder weg und trieb dicht unter der Oberfläche darin.
Diesmal hielt sie den Mund nicht geschlossen. Wasser drang hinein, das musste sie schlucken, und sie trat wieder heftig mit den Beinen, sodass sie mit dem Kopf abermals die Wasseroberfläche durchstieß.
Sie schnappte nach Luft. Sie musste auch husten, sank aber wieder unter und versuchte es jetzt mit Schwimmbewegungen, was nicht besonders gut klappte, denn ihr Körper war zu schwer geworden und sie litt weiterhin an den Folgen des Aufpralls.
Das Vogelmädchen erlebte einen Zustand zwischen Wachsein und Ohnmacht.
Ihre Schwimmbewegungen waren zu langsam. Sie wirkte müde und verzweifelt. Eine gefährliche Lethargie breitete sich in ihrem Körper aus. Ihre Bewegungen waren auf ein Minimum reduziert, sodass es aussah, als wären sie gar nicht mehr vorhanden…
Genau das hatte auch Maxine Wells gesehen. Sie brauchte nicht lange, um herauszufinden, mit wem sie es zu tun hatte. Aber sie wusste auch, dass es nicht so leicht sein würde, an das Vogelmädchen heranzukommen.
Das Ufer ließ ein Rennen nicht zu. Sich mit dem Boot auf den Weg zu machen, hätte ebenfalls zu viel Zeit gekostet. Da war es am Besten, wenn sie schwamm.
Mit einem Hechtsprung stürzte sie in das Wasser. Zuvor hatte sie noch Sukos Namen geschrien, dann schlugen die Wellen über ihr zusammen.
Maxine war keine perfekte Schwimmerin, aber der Gedanke an Carlotta trieb sie voran.
Wenige Augenblicke später erschien neben ihr ein Schatten, der sie überholte. Es war ihr Glück gewesen, dass sie nach Suko gerufen hatte.
Der hatte nicht gezögert und sofort gehandelt. Aber er war nicht geschwommen, sondern saß im Boot, dessen Ruder er mit großer Kraft durch das Wasser zog.
Er war schnell und hielt auch nicht an, um Maxine in das Boot klettern zu lassen. Jetzt ging es erst einmal um das Vogelmädchen, das immer weiter von der Insel wegtrieb.
Zum Glück war Suko schneller. Er setzte alle Kraft ein, die in ihm steckte, und so erreichte er den treibenden Körper.
Suko wusste, dass Carlotta mit einer kräftigen Lunge ausgestattet war.
Sie hatte ein größeres Volumen als die eines normalen Menschen, und das gab ihm Hoffnung.
Er holte die Ruder ein, um die Hände frei zu haben. Zur Seite hin beugte er sich aus dem Boot. Soeben wollte eine Welle den Körper wieder wegtragen, doch das ließ Suko nicht zu. Seine Arme waren lang genug, um Carlotta greifen zu können.
Er zerrte sie zu sich heran. Das Boot geriet in gefährliche Schwankungen, als Suko den bewegungslosen Körper zu sich in das Boot holte.
Er wusste nicht, was mit dem Vogelmädchen passiert war. Er sah nur das so totenblasse Gesicht, den offenen Mund, aber auch das Zucken darin. Er rollte Carlotta auf den Bauch, drückte gegen ihren Rücken, und dann löste sich tatsächlich das Wasser. Sie spie es aus, und plötzlich konnte sie keuchen.
Ihre Flügel lagen wie angeklebt auf dem Körper. Die waren im Moment nicht zu gebrauchen. Carlotta holte sich selbst wieder ins Leben zurück.
Sie spie, hustete, zuckte mit den Beinen und Armen, und sogar Tränen rannen über ihr Gesicht.
Suko lächelte. Es war noch mal gut gegangen. Dann hörte er die leise Stimme, die wie ein Hilferuf klang. Er drehte sich und sah Maxine Wells auf das Boot zu schwimmen. Ihre Bewegungen waren schon mehr als schlapp. Sie tauchte öfter ein, als es gut für sie war.
Suko fasste nach den Rudern. Er musste das Boot erst leicht drehen, dann zog er die Blätter durch das Wasser, und beim dritten Mal hatte er Maxine erreicht. Auch sie musste er aus dem Wasser ziehen.
Völlig erschöpft lag sie dann auf den Planken. Maxine musste erst zu sich selbst finden, aber sie war gerettet, nur das zählte. Bis sie wieder auf dem Damm war, wollte sich Suko um das Vogelmädchen kümmern, das nicht mehr lag,
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