1634 - Strigen-Terror
sondern saß.
Die nassen Haare klebten wie Gummibänder an ihrem Kopf. Noch immer ging ihr Atem unregelmäßig.
Während sie noch immer Luft pumpte, fragte sie mit leicht keuchender Stimme: »Du hast mich rausgeholt?«
Suko lächelte. »Es ging nicht anders.«
»Danke, Suko. Ich hätte es nicht geschafft. Du hast mir das Leben gerettet und…«
»Bitte, hör auf. Das will ich nicht hören. Das ist mir peinlich. Es war nichts Besonderes. Maxine war ebenfalls auf dem Weg zu dir.«
»Ja, ich weiß.« Carlotta fing an zu weinen.
Eine Hand berührte Sukos Schulter. Er hörte die leise Stimme der Tierärztin und drehte sich um.
Erschöpft sah sie ihn an. »Auch ich muss dir danken. Ich glaube nicht, dass ich es geschafft hätte.«
Erneut wurde Suko verlegen. »Bitte, Maxine, das war selbstverständlich. Jeder hätte das getan.«
Bevor Suko reagieren konnte, wurde er an beiden Schultern umfasst, und dann hauchte Maxine ihm einen Kuss auf die Lippen.
Der Inspektor bekam nicht oft einen roten Kopf vor Verlegenheit. In diesem Fall war das so. Er schaute schnell weg zu Carlotta hin, die sich wieder gefangen hatte und das Ufer der Insel beobachtete.
»Von dort ist es passiert«, sagte sie mit leiser Stimme.
Suko horchte auf. Ihm fiel ein, dass Carlotta noch nicht darüber gesprochen hatten, wie sie in diese Lage hatte geraten können. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, und Suko stellte die Fragen nach John Sinclair zunächst mal zurück.
»Ich denke, das solltest du uns genauer berichten. Haben die Strigen dich erwischt?«
Carlotta riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. »Nein, wo denkst du hin? Das war keine Bluteule.«
Mit dieser Antwort hatte Suko nicht gerechnet. Das Gleiche galt für Maxine Wells, die aus weit geöffneten Augen schaute und nur den Kopf schüttelte.
»Du bist dir sicher?« Carlotta nickte Suko zu. »Wer war es dann?«
Sie hob die Schultern. »Eine Frau mit schwarzen Haaren. Sie hielt etwas in der Hand, und dann flog etwas auf mich zu. Es war so schnell, dass ich nicht ausweichen konnte. Und schon traf es mich am Kopf. Ein harter Gegenstand.« Sie wies auf ihre kleine Beide. »Ein Stein oder etwas in dieser Richtung.«
Suko sah sich das Ufer an. »Dann muss der Gegenstand aber mit großer Wucht geschleudert worden sein.«
»Schon«, gab das Vogelmädchen zu und streckte seinen Arm aus. »Ich befand mich auch näher am Ufer als jetzt. Und ich bin mir sicher, dass es keine Strige gewesen ist.«
»Sondern?«
Sie senkte leicht den Kopf, als würde sie sich vor der nächsten Antwort schämen. »Wie schon gesagt, eine Frau. Und sie konnte zielsicher werfen.« Sie hob die Schultern. »Wenn man näher darüber nachdenkt, ist das nicht gut. Dann ist jemand über meine Existenz informiert.«
Nach diesen Worten herrschte Schweigen. Nur das Plätschern der Wellen war zu hören.
»Die Strigen könnten also Helfer haben«, sagte Suko nachdenklich. »Es kann durchaus jemanden geben, der sich bei ihnen aufhält.«
»Denkst du an diese Frau?«, fragte Maxine.
»Warum nicht?«
»Aber das ist doch…«, sie schüttelte den Kopf. »Beinahe hätte ich gesagt, unmöglich.«
Suko breitete die Arme aus. »Ich wäre vorsichtig mit diesem Begriff. Unmöglich ist nichts. Es kann durchaus den einen oder anderen Menschen geben, der mit ihnen paktiert.«
»Dieser Strigus?«
»Nein, Maxine. Strigus ist kein Mensch. Er ist der Anführer. Er ist eine Superstrige. Aber er kann einen Menschen ins Boot geholt haben. Damit müssen wir rechnen.«
»Das ist natürlich hart«, murmelte die Tierärztin. Erneut suchte sie das breite Ufer der Insel ab und meinte dann: »Dass wir ein Boot gefunden haben, deutet auf einen Menschen hin - oder?«
»Ja«, gab Suko zu.
»Und von John Sinclair habt ihr noch gar nicht gesprochen«, bemerkte Carlotta.
Mit diesem Satz hatte sie genau das richtige Thema angeschnitten.
Keiner gab eine Antwort. Alle waren still, bis die Tierärztin sagte: »Du hast recht. Du bist mit John zusammen gewesen.«
»Klar. Und ich bin wieder geflogen, um euch Bescheid zu sagen. So ist das gewesen.«
»Okay. Und weiter?« Maxine beugte sich vor. »Habt ihr auf der Insel etwas gefunden?«
»Nein, ich nicht. Nichts Konkretes. Aber John glaubte, etwas gespürt zu haben. Deshalb hat er mich losgeschickt. Ich hätte euch durch den Wald zu ihm geführt. Er wartet auf uns.«
Maxine schaute Suko ins Gesicht. »Willst du versuchen, ihn anzurufen?«
Es war eine schwere Entscheidung, die Suko nicht auf
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