1634 - Strigen-Terror
gefallen.
Auf menschliche Knochen - und ich hatte durch mein Gewicht sogar einen alten Totenschädel zertrümmert.
Jetzt war mir klar, welches Schicksal dem bevorstand, der in dieser Fallgrube landete. Vielleicht hatte man die Skelette auch später hineingeworfen. Jedenfalls sah ich mich von einigen Knochen umgeben.
Ich schüttelte meinen Ekel ab. Wichtig war es jetzt erst einmal, mich aus der Fallgrube zu befreien.
Ich schaute in die Höhe und war noch immer froh, mir nichts gebrochen oder verstaucht zu haben. Die Ränder sah ich gut. Nur waren sie zu hoch, um sie mit einem Sprung zu erreichen. Wer immer die Fallgrube angelegt hatte, er hatte genau gewusst, was er wollte. Wer hier unten stand, kam ohne fremde Hilfe nicht mehr raus.
Ich tat zunächst mal nichts und wartete nur. Auch wollte ich mich an die neue Umgebung gewöhnen und die Seiten absuchen. Möglicherweise fand ich dort eine Möglichkeit, die Fallgrube zu verlassen.
Der erste schnelle Blick über die Innenwände bewies mir, dass ich mir da nicht viel auszurechnen brauchte. Die Wände waren glatt, lehmig, an einigen Stellen auch feucht. An ihnen hochzuklettern war nicht möglich, auch wenn ich ein paar Pflanzen sah, die hin und wieder aus den Grubenseiten hervor wuchsen.
Es lief eben nicht alles so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich war nicht allein. Suko und Maxine würden bestimmt schon Bescheid wissen und waren bereits unterwegs. Die Fallgrube jedenfalls war nicht zu übersehen.
Ich blieb also weiter in Warteposition und horchte plötzlich auf, als ein Geräusch die Stille unterbrach. Ich hörte es von oben her, wo auch sonst, und musste mich darauf gefasst machen, dass jemand an den Rand der Grube trat.
Das war sicherlich keiner von meinen Freunden.
Ich dachte an die Frau, die ich kurz vor meinem Fall in die Tiefe gesehen hatte.
Wer sonst hätte kommen sollen?
Dann verstummten die Schritte.
Noch hielt sich die Person zurück. Sie wollte es wohl bewusst spannend machen. Sekunden verstrichen, summierten sich zu einer knappen Minute, dann hörte ich wieder das leichte Rascheln, und einen Moment später erschien die Gestalt am Rand der Grube und schaute in die Tiefe.
Ich sah hoch und erkannte, dass es sich um die Frau handelte, die ich zuvor gesehen hatte. Sie machte nicht den Eindruck, als wollte sie mich befreien. Sie schaute auf mich nieder, und ihr Gesicht verzog sich dabei zu einem bösartigen Grinsen, sodass ich schon ahnte, was mir blühen würde…
***
Das Vogelmädchen hatte John Sinclair im Wald zurückgelassen und fühlte sich dabei alles andere als wohl. Deshalb hatte sich Carlotta vorgenommen, so schnell wie möglich zu den beiden Wartenden zurückzufliegen und ihnen Bescheid zu geben.
Auch wenn der Ort an einer anderen Stelle der Insel lag, sie würden ihn recht schnell finden. Im Notfall würde sich Carlotta ihre Ziehmutter auf die Schulter laden.
Sie flog dicht am Ufer entlang und auf halber Höhe der dort wachsenden Bäume, die teilweise ihre Zweige und Äste über das Wasser streckten.
Strigen hatte Carlotta keine gesehen. Trotzdem musste sie hin und wieder daran denken.
Die Überraschung erwischte sie, da hatte sie noch nicht die Hälfte der Strecke zurückgelegt.
Es glich schon einem Zufall, als sie rechts von sich die Bewegung wahrnahm.
Sie wäre auch fast vorbeigeflogen. Im allerletzten Moment stoppte sie ab, schaute hin - und sah tatsächlich eine Frau mit schwarzen Haaren.
Sie winkte dem Vogelmädchen zu, als sei dies das Normalste auf der Welt.
Mit einer derartigen Begegnung hatte Carlotta nie im Leben gerechnet.
Die Frau hatte auch nichts von einer Strige an sich. Sie war völlig normal, lachte sogar und winkte Carlotta mit der rechten Hand zu sich.
Das Vogelmädchen steckte in der Klemme.
Sollte sie hinfliegen und mit der Person reden? Verbergen konnte sie sich vor der Frau nicht mehr. Sie hatte sie als einen fliegenden Menschen gesehen.
Die Frau hatte noch eine andere Hand. Die war jetzt zu sehen, und sie hielt etwas fest. Mit der rechten Hand zog die an einem Gummi und legte in das Gummi einen Stein hinein.
Es war eine Steinschleuder, eine Zwille. Man konnte es auch als ein böses Kinderspielzeug einstufen. Wer es beherrschte, der konnte es zu einer tödlichen Waffe werden lassen.
Carlotta kannte es nicht. Sie war ahnungslos und wunderte sich nur, als die Frau mit den schwarzen Haaren das Ding in ihrer Hand anhob. Sie sagte kein Wort. Sie zielte nur, hatte das starke Gummi dabei straff
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