1635 - Die Gespenster-Jäger
er da sah, musste von woanders her gesteuert werden. Von wem?
Die andere Macht. Es konnte nur sie sein, die auch Gina und Cole geholt hatte. Das war der Nebel, der sie letztendlich verschluckt hatte und vielleicht nie mehr freigeben würde.
Peter Terry war immer ein Mann schneller Entschlüsse gewesen.
Diesmal nicht. Da war er völlig von der Rolle, denn was er da sah, überforderte ihn.
Der Nebel wallte. Er breitete sich aus, er zog sich zusammen, er wurde lichter, sodass er besser zu durchschauen war.
Im Hintergrund bewegte sich was. Zwei dunkle Figuren, die menschliche Konturen hatten. Eigentlich wollte Peter es nicht zugeben, aber er kam nicht daran vorbei. Zudem musste er nicht großartig darüber nachdenken, wer sich ihm da zeigte. Das konnten nur Gina und Cole sein, die der Nebel immer mehr freigab.
Peter Terry sah sie jetzt besser. Er stand bewegungslos auf der Stelle.
Sein Gesicht hatte sich in eine starre Maske verwandelt. Immer deutlicher sah er die Erscheinungen. Gina Rankin und Cole Parker waren deutlich zu erkennen.
Sie waren als Gespensterjäger unterwegs gewesen, und jetzt waren sie selbst zu Gespenstern oder Geistern geworden, eine andere Möglichkeit gab es nicht für ihn.
Eigentlich sahen sie aus wie immer. Sie waren nur bleicher geworden, als hätte man ihre Gesichter mit einem kalkigen Puder bestrichen. Und er glaubte zudem, dass darin ein Grinsen wie festgeschrieben stand.
Immer mehr rückten sie dem vorderen Rand des Bildschirms entgegen.
Das brachte den Zuschauer auf den Gedanken, dass sie tatsächlich in der Lage waren, aus ihm hervor in die normale Welt zu treten.
Eigentlich unmöglich, aber sie schafften es trotzdem. Dabei überließ Cole Parker Gina den Vortritt.
Eigentlich hätte Peter Terry jetzt schreien müssen. Er tat es nicht. Er konnte es nicht. Seine Kehle saß zu. So musste er hinnehmen, dass seine beiden Gespensterjäger aus dem Fernseher heraustraten und sich in seine Richtung bewegten.
Waren sie noch Menschen?
Das konnte er nicht mit Bestimmtheit behaupten, denn sie waren von einem Nebelschleier umgeben oder bestanden selbst aus dieser Masse.
So genau fand er das nicht heraus.
Er sah nur, dass sie ihm den Fluchtweg zur Tür versperrten. Und er bemerkte noch etwas. Die Luft um ihn herum war kälter geworden. Nur empfand er die Kälte als unnatürlich. Sie war auf keinen Fall mit der eines Wintertages zu vergleichen.
Er hatte diese Kälte noch nie zuvor erlebt. Sie war in seinem Innern stärker zu spüren als auf der Haut. Er fing an zu zittern, seine Zähne schlugen aufeinander. Er flüsterte Worte, die er selbst nicht verstand und begriff dann, dass er angesprochen wurde.
Die Stimme war ungewöhnlich hoch und sirrend. Als wäre sie künstlich.
»Hallo, Peter, wir sind wieder da. Ja, wir sind zurück. Nicht als Menschen. Jetzt sind wir die Gespenster, die wir zuvor gejagt haben. Sie haben uns in ihr Reich geholt. Da wir auf der anderen Seite stehen, sind heute diejenigen unsere Feinde, die wir früher zu unseren Freunden gezählt haben. Aus Freunden wurden Feinde, und so werden wir unserer Aufgabe nachkommen.«
Peter Terry wunderte sich darüber, dass er sprechen konnte. Er begriff immer noch nichts und fragte deshalb: »Verdammt, was wollt ihr von mir?«
»Dich, Peter, dich. Danach holen wir uns die anderen, die mitgemischt haben. Es soll keine Gespensterjäger mehr geben. Wir wollen unsere Ruhe haben und nicht lächerlich gemacht werden. Das solltest du inzwischen begriffen haben.«
»Ihr seid verrückt. Das kann es nicht geben, verdammt! Das mit der Gespensterjagd war doch nur ein Fake. Nichts Reales. Wer hat denn schon daran geglaubt?« Er lachte.
»Wir glauben daran, Peter. Weil wir der Beweis dafür sind. Das muss dir klar sein.«
Nein, ihm war nichts klar. Er hatte seine Probleme, aber eines stand für ihn fest: Bevor die Kälte noch stärker wurde und ihn lähmte, wollte er verschwinden.
Er musste an den beiden vorbei.
Noch mal Luft holen, dann laufen.
Er hatte es sich vorgenommen und führte es auch durch. Alles sollte blitzschnell gehen. Er durfte keine Sekunde verlieren. Augen zu und durch.
Er rannte auf die beiden zu. Er wusste nicht, ob sie einen Körper hatten oder feinstofflich waren. Das war in den nächsten Sekunden auch nicht wichtig, und doch zerplatzte sein Traum von der Flucht wie eine Seifenblase.
Peter Terry spürte den Widerstand und hatte keine Ahnung, woher er kam. Er war einfach da. Er war nicht hart, er war dafür kalt
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