1635 - Die Gespenster-Jäger
tot?«, hauchte eine Zitterstimme.
»Ich glaube.«
»Nein, das will ich nicht hoffen.«
»Das ist ja schrecklich.«
Plötzlich sprachen alle durcheinander. Aber niemand traute sich, auf die Liegende zuzugehen und nachzuschauen, ob sie tatsächlich nicht mehr am Leben war.
»Wir müssen weg! Die Polizei muss her!« Das sagte ein Mann im grünen Leinenanzug, der sich immer wieder über die Augen wischte. Es gab keinen, der widersprach. Sie alle wollten weg, aber dagegen hatten die beiden Gespenster etwas.
Sie waren noch nicht verschwunden. Sie lösten sich von der Wand und nahmen an Dichte zu. Jeder konnte sie sehen, und eine Frau flüsterte: »Gütiger Gott, das sind die Toten! Die Geister aus dem Jenseits. Sie holen uns…«
Ob tot oder nicht, die Regie in diesem Raum führten noch immer die beiden Gespenster. Sie bewiesen den Zeugen, wozu sie fähig waren.
Zehn ungläubige Augenpaare waren auf die beiden gerichtet, als sie ihren feinstofflichen Zustand verloren. Sie wurden fest, sie verwandelten sich in Menschen.
Sie standen nebeneinander. Das Gesicht des Mannes war zu einem kalten Lächeln verzogen, und er wollte nicht mehr länger stumm bleiben.
Er sprach die Zuschauer an.
»Wir sind die ehemaligen Gespensterjäger. Es gibt uns noch. Nun aber stehen wir auf der anderen Seite. Wir gehorchen anderen Gesetzen. Hütet euch - hütet euch…«
Alle hatten gehört, was da gesagt wurde. Und jetzt hatten auch die Letzten begriffen, dass sie kein Spiel erlebten. Das hier war tödlicher Ernst.
»Weg, wir müssen weg!«, flüsterte eine Stimme. »Hier können wir nicht bleiben. Die bringen uns alle um…«
»Ja, lauft nur!« Der Mann lachte. »Lauft weg! Versucht euer Glück. Aber ich sage euch, dass ihr es nicht schafft, uns zu entkommen. Eine andere Macht hat uns zu dem gemacht, was wir jetzt sind, und wir werden von nun an immer die Sieger bleiben. Immer…«
Das letzte Wort hatte er förmlich hinausgeschrien, und es war zugleich ein Startsignal für die Besucher. Es hielt keinen mehr auf seinem Platz.
Niemand wollte weiterhin mit dem Grauen konfrontiert werden. Es galt, das eigene Leben zu retten. Und das ging nur, wenn sie durch die Tür liefen und flüchteten.
Es war der Mann im grünen Anzug, der als Erster die Tür aufriss. Sein Gesicht war hochrot. Er stolperte in einen Flur hinein, an dessen Ende die normale Gaststätte lag.
Es gab keinen, der noch länger in dem Horror-Raum geblieben wäre.
Jeder wollte ihn so schnell wie möglich verlassen, und so entstand an der Tür ein wildes Gedränge.
Gina Rankin und Cole Parker blieben. Sie schauten zu. Sie amüsierten sich. Sie wussten, dass sie gut waren, und es war klar, dass sie noch mehr Leichen zurücklassen würden.
Als der letzte Besucher den Raum verlassen hatte, setzten auch sie sich in Bewegung. Als normale Menschen gingen sie auf die Tür zu und auch hindurch. Nur führte ihr Weg nicht in den Pub. Sie nahmen einen zweiten Eingang, der nur zu diesem Horrorhaus führte.
Wenig später standen sie im Freien, gingen einige Meter nach links und freuten sich über ihren gelungenen Sieg. Sie lachten, sie benahmen sich wie Menschen. Niemand sah ihnen an, in welchen Zustand sie sich noch versetzen konnten.
Es war alles so leicht und so einmalig, sich in zwei Ebenen bewegen zu können.
Bis zu dem Augenblick, als sich bei Cole Parker das Handy meldete…
***
Peter Terry saß wie festgewachsen auf seinem Stuhl. Er hatte einen Satz gesagt, mehr schaffte er nicht.
»Wer ist es?«, fragte Bill.
»Cole Parker.« Er hauchte die Antwort mehr, als dass er sie sprach.
»Stellen Sie auf laut.«
Bills Wunsch kapierte er zum Glück, und so waren wir in der Lage, mitzuhören.
»Hallo, hallo? Wer ist denn da, verdammt?«
Es war eine normale Männerstimme. Da regte sich bei uns nicht der Hauch eines Verdachts.
»Ich bin es - Peter.«
»Peter Terry?«
»Ja, das ist richtig.«
Für einen Moment war nichts zu hören. Die andere Seite schien überrascht.
Schließlich drang ein nicht eben angenehm klingendes Lachen an unsere Ohren. Dem folgte die seidenweiche Stimme. »Peter, wie schön. Wo steckst du denn?«
Ich gab dem Regisseur durch mein Nicken ein Zeichen, dass er weitersprechen sollte.
»Warum willst du das wissen?«
»Wir könnten uns treffen.«
»Und dann?«
»Werden wir reden.«
Ich reichte Peter Terry einen Zettel, auf dem ich mir einige Notizen gemacht hatte. Dabei hoffte ich stark, dass er sie auch lesen konnte.
Terry schaute, runzelte die
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