1635 - Schach der Blauen Schlange
schön Stück für Stück, um die primitiven Gehirne nicht zu überlasten.
Wenn sie wiederkommen, folgt die nächste Lektion, und Irgendwann bleiben sie im Fremdenhaus zurück. So einfach ist das."
„Du könntest recht haben. Aber jetzt suchen wir uns wirklich einen Schlafplatz. Ich war über zehn Stunden wach. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie müde ich bin."
Nach vierzehn Stunden Schlaf erwachte er; bei bestem, freundlichem Wetter. Syla und Moran hatten die Daten durchgearbeitet, aber nicht viel mehr herausgefunden, als bereits bekannt war.
In einem Fußmarsch durch Gebüsch und an Wasserläufen entlang führten die beiden ihn ins Baumdorf der Szal-Miener.
Der Stärkste des Stammes nahm ihn freundlich auf, und Cortos einzige Pflicht bestand darin, erfundene Geschichten aus den südlichen Ländern zu erzählen. Zu essen gab man ihm warme Tsuin-Wurzeln - und mit Erstaunen stellte er fest, daß es sich um eine echte Delikatesse handelte.
In den folgenden Tagen sah sich Cortos gründlich um. Die Spur führte zu einer Frau namens Fhem, die genau wie er erst einen Tag später aus dem Fremdenhaus N'Akona zurückgekehrt war. Mit aller Vorsicht versuchte er, sie auszuhorchen, und bekam tatsächlich ein paar verwirrende Brocken zu hören, die akonisch klangen. Zudem wußte sie über die Sterne und Planeten Bescheid - alles Details, die Szal-Miener eigentlich nicht einmal ahnen konnten.
Also doch ... Die Weste der Akonen war alles andere als weiß. Aber was nutzte es, wenn ihre künftigen Arbeitskräfte über Astronomie Bescheid wußten? „Wir haben uns eine Erklärung zurechtgelegt", sagte Moran Rautar. „In dem, was die Roboter als Hypnowissen übermitteln, finden sich Fragmente aus den unterschiedlichsten Gebieten. Auf den ersten Blick scheint das Ganze zusammenhanglos. Aber wir glauben, daß es den Akonen nur zu mühsam war, das Wissen für die Szal-Miener perfekt abzustimmen. Sie haben einfach alle Dateien zusammengewürfelt, in denen sich etwas Wissenswertes befand, und anschließend die Inhalte gestrichen, die ihnen gefährlich erschienen."
„Und was soll das Ganze?"
„Wenn die Szal-Miener die komplette Lektion erhalten haben, sind sie imstande, Bergbaumaschinen zu bedienen, Höhlen zu graben und bis zu einem gewissen Grad mit einfacher Technik umzugehen."
„Das, was man so braucht...", murmelte Corto. „Richtig. Aber alles das führt uns nicht zum Ziel. Wir suchen keine Sklavenkolonie, sondern einen geheimen Stützpunkt der Blauen Legion."
Geduldig wartete er die nächsten beiden Tage ab, bis erneut die Regenzeit begann. Nach einem langen Erntetag war erneut das Fremdenhaus N'Akona das Ziel des Stammes. Und auch diesmal setzte im Korridor, auf dem Rückweg, derselbe suggestive Einfluß ein. Dieselben fünf Personen blieben stehen, unter ihnen die Szal-Mienerin namens Fhem.
Da waren die Roboter - und mit beeindruckender Geschwindigkeit waren die Siganesen mit ihrer Mikrotechnik zur Stelle. „Sie können dich nicht sehen", sagte Moran. „Aber Syla hat da etwas ... Ja, es scheint, als ob das heute schon die letzte Lektion für diese Gruppe wäre ... Was jetzt, Corto?"
„Wenn ich das mal selber wüßte! -Halt! Seid ihr imstande, einen der Roboter ohne Alarmmeldung völlig lahmzulegen?"
„Kein Problem", erklärte Moran großspurig. „Die Einheiten werden nur alle zwei Minuten routinemäßig von der Funkzentrale abgefragt. Wir programmieren alle zwei Minuten die OK-Meldung, sämtliche anderen Programmabläufe werden ausgesetzt."
„Hervorragend. Syla soll sich beeilen."
„Gib ihr ein paar Sekunden."
Corto wartete mit atemloser Spannung ab. „Ist es schon soweit?"
„Gleich ... Jetzt! Die Einheit ganz rechts, von dir aus gesehen."
Corto hob die Arme und ließ die Siganesen ins Freie schlüpfen. „Kümmert euch um das Außenschott", wies er die beiden an. „Wir müssen es für ein paar Sekunden öffnen, ohne daß jemand in der Zentrale Verdacht schöpft."
„Kein Problem", piepste der „Athlet". „Das erledigen wir schon."
Während die beiden in Windeseile an seiner Borkenhaut bis in Hüfthöhe kletterten, zu Boden sprangen und in Richtung Schott eilten, wandte er sich dem lahmgelegten Roboter und dem Szal-Miener zu. Vorsichtig zupfte er die Kontakte von der Stirn des Mannes. Keine Schwierigkeit dabei. Anschließend faßte er den schlaffen Körper unter den Achseln und zerrte ihn in Richtung Ausgang. „Seid ihr soweit?" keuchte er gedämpft.
Die Antwort der grünen Winzlinge
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