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1638 - Leichenspur des Künstlers

1638 - Leichenspur des Künstlers

Titel: 1638 - Leichenspur des Künstlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dann löschte er das Licht der Kerzen und machte sich auf den Rückweg.
    Niemand hatte ihn in den Keller hineingehen sehen. Niemand sah ihn, wie er die unterirdische Welt wieder verließ. Nach jeder Stufe, die er hinter sich gelassen hatte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck.
    Nichts war mehr von diesem Wahnsinn zu sehen, der sich unten im Keller in seine Augen gelegt hatte.
    Jetzt war er wieder der Nette, der Freundliche. Perfekter konnte eine Maske nicht sein, und er freute sich auf den Zeitpunkt, an dem er sie ablegen konnte…
    ***
    Nach dieser Antwort schwiegen wir. Es war für uns eine Überraschung gewesen, die wir nicht so leicht verdauen konnten. Ich riss mich zusammen und fand zuerst meine Sprache wieder.
    »Sind Sie sicher, Lilly?«
    »Ja. Die Technik lügt nicht.«
    »Danke.«
    Lilly Lechner lächelte etwas verkrampft und ließ uns allein.
    Ich trank einen Schluck von meiner Weinschorle, weil ich den schalen Geschmack aus dem Mund haben wollte. Dabei schaute ich meinen Freund Harry an und nickte.
    »Er hat uns unter Kontrolle.«
    »Du sagst es, John. Der Killer ist in der Nähe. Er hat genau das erreicht, was er wollte. Du bist da. Er freut sich. Er sieht dich als sein nächstes Opfer an. Er wird es nicht bei Frauen belassen, denn jetzt bist du an der Reihe.«
    »Ich hoffe, dass er die Frauen in Ruhe lässt und sich nur um mich kümmern wird.«
    Harry wiegte den Kopf. »Nun ja, mach es dir nicht zu leicht. Dieser Typ ist nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Er ist der Künstler, und ich denke, dass er äußerst kreativ ist, was das Töten betrifft. Darauf sollest du dich einstellen.«
    »Das werde ich auch. Oder habe ich schon. Ich finde es trotzdem sehr interessant und warte darauf, wie es weitergeht. Er will an mich herankommen, und da muss er sich etwas einfallen lassen. Ich glaube nicht, dass er plötzlich vor mir steht und ruft: He, hier bin ich.«
    »Das mag wohl stimmen.«
    »Eben.« Ich trank mein Glas leer und machte Anstalten, mich zu erheben.
    »Keinen Kaffee mehr, John?«
    »Doch, aber lass uns ins Hotel gehen. Ich habe da eine Bar gesehen.«
    Harry hatte nichts dagegen. Wir standen auf, ich legte einen Fünf-Euro-Schein auf den Tisch, und als wir Lilly trafen, erklärten wir ihr, dass sie die Rechnung aufs Zimmer buchen sollte.
    »Danke, das mache ich gern.«
    Unter unseren Füßen knirschte der Kies, was bald darauf aufhörte, als wir den kleinen Garten verlassen hatten. Wir betraten das Hotel, in dem uns sofort eine angenehme Kühle umgab. Die Bar lag an der linken Seite und war leer.
    Hinter ihr arbeitete ein Mann mit braunen Haaren, der um die dreißig Jahre alt sein mochte. Er war sehr schlank, trug zum weißen Hemd eine schwarze Hose und auch eine Weste. Er polierte Gläser und schaute uns dabei entgegen.
    Als wir unsere Plätze eingenommen hatten, wurden wir mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Der Keeper war auch näher gekommen, sodass wir den Namen auf dem Schild lesen konnten, das an seiner Weste befestigt war.
    Der Mann hieß Frank.
    »Was kann ich denn für Sie tun, meine Herren?«
    Wir bestellten zwei Tassen Kaffee.
    »Gern.«
    Der Kaffee lief aus der Maschine. Während das passierte, holte Harry Stahl sein Handy hervor. Schon auf dem Weg hierher hatte er davon gesprochen, dass er seinen Kollegen Brenner anrufen wollte. Es konnte ja sein, dass die Spezialisten inzwischen doch etwas herausgefunden hatten, was uns weiterbrachte, denn die Tote Iris Gerwin würde genau untersucht werden.
    Ich hielt mich zurück und nickte lächelnd, als Frank uns den Kaffee servierte.
    Als Harry das Gespräch beendet hatte, drehte er sich halb zu mir um.
    »Nichts?«, fragte ich.
    »Keine Spur.«
    »Du meinst damit die DNA?«
    »Sicher.«
    »Unser Killer ist verdammt schlau. Der kennt sich aus, und ich denke mal, dass er scharf darauf ist, in die Öffentlichkeit zu gelangen. Er kann irgendwelche Komplexe haben, er will, dass man über ihn spricht und dass die Leute mitbekommen, wie er die Polizei an der Nase herumführt.«
    »Du redest wie ein Profiler, John.«
    »Das muss ich nicht sein. So etwas sagt mir der normale Menschenverstand.«
    »Denke ich auch. Allerdings frage ich mich, wie es jetzt weitergehen soll.«
    Die Frage hatte ich mir auch schon mehrmals gestellt. Ich wusste es nicht. Wir standen vor einem Problem und kamen nicht weiter. Es gab nichts, wo wir hätten ansetzen können, und das war fatal.
    »Wir müssen uns wohl leider darauf einstellen, dass es zu einer neuen Tat

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