1638 - Leichenspur des Künstlers
gleich nach Cochem fahren. Wir müssen zu einem Geburtstag.«
»Viel Spaß.«
»So habe ich das nicht gemeint. Wir sind auch über Nacht weg. Wenn Sie das Haus verlassen und zum Dienst gehen, dann schließen Sie bitte die Tür ab. Der Mörder läuft noch frei herum. Man kann nie wissen.«
»Mach ich doch glatt, Frau Kraft. Ihnen und Ihrem Mann wünsche ich viel Spaß.«
»Danke sehr.«
Lilly war froh, endlich gehen zu können. Wenn die Frau mal ihren Redeschwall losließ, war es fast unmöglich, ihm zu entkommen. So stieg Lilly den Rest der Treppe hoch und stellte fest, dass die Luft immer wärmer und stickiger wurde. Das Dach war schlecht isoliert, und das bekam sie jetzt wieder voll mit.
Hinter der letzten Stufe befand sich so etwas wie ein Podest. Es bestand aus dem gleichen Holz wie die Treppe. Nur ein langer Schritt trennte sie von der Wohnungstür.
Lilly schloss auf und betrat die Dachkammer, in der es noch wärmer war.
Draußen knallte die Sonne. Obwohl das Rollo vor dem schrägen Dachfenster hing, hatte sich die Luft aufgeheizt. Die junge Frau geriet sofort ins Schwitzen.
Es hatte keinen Sinn, wenn sie jetzt das Fenster öffnete. Das konnte sie tun, wenn die Sonne weitergewandert war. Das Bett war der größte Einrichtungsgegenstand in diesem Raum. Dann gab es noch ein Regal und einen schmalen Schrank. Eine Küchenzeile war nicht vorhanden, aber Lilly hatte sich eine kleine Kochplatte besorgt, um zumindest etwas aufwärmen oder sich eine Tasse Kaffee kochen zu können.
Die Glotze stand auf dem Boden. Lilly schaltete sie nicht ein. Auch wenn bisher im Hotel nicht so viel zu tun gewesen war, fühlte sie sich doch matt und wie erschlagen. Das musste am Wetter liegen, denn vielen Menschen erging es ähnlich wie ihr.
Das Bett lockte. Die Hitze war Lilly egal. Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen, zog den Rock und die Bluse aus und fiel einfach nur auf das Bett.
Es dauerte nicht mal eine halbe Minute, da war sie eingeschlafen. Und es war ein tiefer Schlaf. Sie war regelrecht weggesackt. Als wäre sie in eine Fallgrube gestürzt.
Keine Träume quälten sie. Es gab keinen Killer, der ihr erschienen wäre, der Tief schlaf hielt sie in seinen Krallen, aber Lilly wusste genau, wann sie wieder wach werden musste. Nicht zum ersten Mal war sie am Mittag eingeschlafen. Sie hatte einen bestimmten Weckmechanismus in ihrem Innern, der auch jetzt anschlug, als sie nach knapp einer Stunde die Augen öffnete.
Lilly Lechner blieb erst mal liegen. Es war zwar ein schnelles Erwachen gewesen, dennoch fühlte sie sich irgendwie matt und war nicht in der Lage, aufzustehen.
Auf dem Rücken blieb sie liegen. Lilly trug nur ihren BH und den Slip, und sie spürte, dass ihr Rücken unter den Schulterblättern schweißnass war.
Die stickige Hitze im Zimmer hatte sich noch verstärkt. Erholt fühlte sich die junge Frau nicht. Den Zustand kannte sie. So musste sie erst mal liegen bleiben und wieder zu sich finden. Dann würde sie weitersehen.
Nach einigen Minuten wälzte sie sich zur Seite, setzte sich hin und strich mit beiden Händen durch ihr Gesicht. Sie schüttelte den Kopf, schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es noch eine Stunde dauerte, bis ihr Dienst begann.
Nach dem Aufstehen öffnete sie zunächst das Fenster. Sie kippte es hoch und war froh, dass die Sonne nicht mehr direkt hineinschien.
Allerdings war die Wärme nach wie vor da.
Lilly wollte ihren Schweiß loswerden. Dagegen half nur eine Dusche. Zu ihr führte eine zweite Tür, und dahinter lag eine Nasszelle.
Toilette und Dusche waren nebeneinander geklemmt. Ein Fenster gab es nicht, das hätte auch nicht viel gebracht.
Sie zog sich aus und stand wenig später unter den lauwarmen Strahlen.
Das war ihr auch zu heiß. Sie stellte das Wasser auf kalt und schauderte, was ihr allerdings gut tat.
Sie schäumte sich ein, dachte dabei an ihren Job und hoffte, dass an diesem vor ihr liegenden Abend nicht alle Tisch ausgebucht waren. Dann würde es hart für sie werden.
Der Schaum verschwand mit dem Wasser zusammen im Ausguss. Lilly stellte die Dusche ab. Sie schlüpfte in einen Bademantel und sorgte so dafür, dass ihr Körper trocken wurde.
Danach ging sie ins Zimmer. In der Schachtel befanden sich noch vier Zigaretten. Sie rauchte in aller Ruhe eine, saß dabei auf einem Hocker und schaute zum Fenster hin, gegen dessen Öffnung sie die Rauchwolken blies, die langsam auf das Dach hinaustrieben.
Nach dem Aufstehen hatte sie sich im Kopf wie leer
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