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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spüren, ob sich das Maleom auf irgendeine Art und Weise bemerkbar machte.
    Vorläufig empfand er nichts. Es gab keine hypnosuggestiven Impulse, die ihn ins Verderben zu locken versuchten. Er tat seine Schritte aus freier Entscheidung.
    Er folgte dem Verlauf des Stollens, der jetzt eine weit ausholende Biegung beschrieb. Das Geräusch schwoll weiter an. Er fragte sich, woher es wohl kommen mochte. Üblicherweise hörte man in einer Spiegelung nichts, weil die Schallwellen die Grenze zwischen den Realitäten nicht zu überqueren vermochten. Aber das Rauschen und Tosen, das Dröhnen und Donnern erschienen real. Boris glaubte zu spüren, wie der Boden unter den Stiefelsohlen vibrierte.
    Der Gang weitete sich. Er führte in einer sich nach rechts drehende Krümmung eine leichte Schräge hinunter. Von links her mündeten in kurzen Abständen mehrere Seitengänge, in denen es finster war. Boris kümmerte sich nicht um sie. Er folgte der Krümmung des Stollens, hatte dabei jedoch keineswegs das Gefühl, bergab zu gehen. Er bewegte sich in einer fremden Welt, aber die Konturen dieser Welt waren für ihn, den Eindringling aus einer anderen Sphäre, ohne Bedeutung. Der Gang sah so aus, als führte er in die Tiefe.
    Aber Boris' Gleichgewichtssinn und die Reaktion der Beinmuskeln besagten klar und deutlich, daß der Weg über ebenes Gelände ging.
    Jedesmal, wenn Boris stehenblieb, um nach dem Maleom zu horchen, schaltete er eine Zeitlang den Brustscheinwerfer aus. wartete, bis die Augen sich adaptiert hatten, und blickte sich um. Bisher war es ringsum immer finster gewesen. Jetzt auf einmal glaubte er, einen schwachen Lichtschimmer zu bemerken, der von irgendwo weiter vorne kam und von der Wand des Stollens reflektiert wurde.
    Er verzichtete darauf, den Scheinwerfer wieder einzuschalten, und hastete den Gang entlang. Das Licht wurde deutlicher.
    Bald war es so kräftig, daß sich der annähernd rechteckige Umriß des Stollens deutlich vor Boris' Blick abzeichnete. Der Gang verlief jetzt wieder gerade. Ein paar hundert Meter weiter mündete er entweder in einen anderen Gang oder in einen Raum. Wie es im einzelnen dort vorne aussah, konnte Boris nicht erkennen. Die Wißbegierde hatte ihn gepackt. Er rannte jetzt, so schnell ihn die Beine trugen. Und mit jedem Schritt, den er tat, wurde das Gedröhn lauter, schwoll zu infernalischem Weltuntergangsdonner an und zerrte an den Nerven.
    Dort, wo der Stollen mündete, erblickte Boris zunächst eine etwa acht Meter breite freie Fläche, die auf der gegenüberliegenden Seite von einer Balustrade begrenzt wurde. Staunend schaute Boris in die Höhe. Über ihm wölbte sich eine mächtige Felsenkuppel, wenigstens einhundert Meter hoch. Die Wände der Kuppel waren sorgfältig geglättet und reflektierten die Helligkeit Hunderter von grellen Lampen, die wahllos in die Kuppeldecke eingebettet waren, in verwirrendem Lichterspiel.
    Das donnernde, dröhnende Geräusch kam aus der Tiefe. Boris trat an die Brüstung. Während er die freie Fläche überquerte, stellte er fest, daß er sich auf einem Rundgang befand, der den riesigen Felsenraum wie eine Art Empore gürtete. Über die Balustrade hinweg blickte er in die Tiefe. Er traute seinen Augen nicht, als er sah, was sich dort, zweihundert Meter unter ihm, abspielte.
    In der ersten Sekunde glaubte er, eine homogene Masse teigiger, brodelnder Substanz zu sehen. Dann erkannte er, daß die Masse eine gewisse Granulation besaß. Das war keine tote Materie dort unten, es waren individuelle Wesen, fremdartige Geschöpfe, Zehntausende, die sich in dem weiten Felsenkessel drängten! Sie strömten aus Öffnungen, die aus allen Richtungen in die Sohle des Kuppelraums mündeten. Und dort drüben, auf der anderen Seite des felsigen Runds, gab es einen breiten, rechteckigen Durchlaß, durch den der Strom der fremden Wesen abfloß.
    Boris konnte nicht erkennen, wie sie äußerlich beschaffen waren. Dazu war die Entfernung zu groß. Außerdem lag eine Art Schleier über dem Bild, der die Umrisse verwischte und das Identifizieren von Einzelheiten erschwerte. Fasziniert beobachtete er leuchtende Entladungen, die wie Blitze aufzuckten und vielfach gewunden und geschlängelt durch die Luft fuhren. Er wußte nicht, wie sie zustande kamen, und konnte sie sich nicht erklären.
    Eines war ihm klar: Das immerwährende Donnern und Dröhnen, das ihm allmählich den Geist zu zerrütten drohte, kam nicht von der Vielfalt exotischer Lebewesen dort unten im Kessel. Es hatte

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