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1639 - Signale aus NGC 6503

Titel: 1639 - Signale aus NGC 6503 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen anderen Ursprung. Zum erstenmal wurde ihm bewußt, daß es nicht wirklich ein Geräusch war, das er mit den Ohren wahrnahm, sondern ein Eindruck, der unmittelbar in seinem Gehirn entstand. Telepathisches Gedonner!
    Er schritt die Empore entlang und suchte nach einem Weg, der abwärts führte, irgendwohin, von wo aus er das Treiben auf der Sohle des Felsendoms aus geringerer Entfernung beobachten konnte. Da gewahrte er aus den Augenwinkeln heraus eine hastige, schattenhafte Bewegung. Er wandte sich um und erstarrte vor Schreck.
    Sie brausten heran. Vor ihnen her waberte eine Nebelwand.
    Boris sah ihre Gestalten nur wie Schemen. Sie schienen ihm insektenhaft. Große Facettenaugen starrten durch den Dunst.
    Mochten die Physiognomien noch so undeutlich und fremdartig sein: Was aus den unnatürlich weit aufgerissenen Augen leuchtete, war reine, unverfälschte Panik. Eigenartig geformte Münder öffneten sich zu lautlosen Schreien. In ungezügelter Todesangst kam die Horde dahergestürmt, gespenstisch in ihrer Lautlosigkeit.
    Boris wich zurück. Die rasende Menge mußte aus demselben Gang gekommen sein, durch den auch er hierhergelangt war.
    Er wollte sich gegen die Brüstung drücken, um die vor Angst außer Rand und Band geratene Meute an sich vorbeizulassen.
    Aber es blieb kein Raum. Die Horde füllte die gesamte Breite der Empore. Boris spannte unwillkürlich die Muskeln, um gegen den Aufprall gerüstet zu sein.
    Nichts geschah. Sie brandeten um ihn herum. Sie glitten durch ihn hindurch, materielose Schemen, deren Umrisse er nur schattenhaft erkennen konnte. Ein Blitz zuckte. Boris duckte sich unwillkürlich. Eine leuchtende Entladung fuhr über ihn hinweg, schlängelte sich, drosch auf die Leiber der Dahinrasenden ein.
    Neuropeitsche! schoß es ihm durch den Sinn.
    Er sah, wie die Getroffenen sich aufbäumten. In panischer Angst stürmten sie noch schneller vorwärts als bisher, nur darauf bedacht, dem schmerzenden Schlag der Peitsche zu entgehen. Es gab aber auch welche, deren Kräfte zu einer erhöhten Anstrengung nicht mehr ausreichten. Sie gingen zu Boden, und die wildgewordene Menge trampelte über sie hinweg. Immer wieder zuckten die geschlängelten Leuchtbahnen der Peitschen durch die Luft. Die Peitschen, die rasende Meute und die, die kraftlos stürzten, sie alle befanden sich in ein und derselben Wirklichkeit. Was Boris Siankow als Projektion an sich vorbeigleiten ließ, war für die Hastenden und die Gestürzten brutale Realität. Die Peitschenschläge schmerzten auf den Leibern der Getroffenen, und die Gestürzten wurden von ihresgleichen erbarmungslos zu Tode getrampelt.
    Da tauchten aus dem nebligen Dunst Gestalten auf, die anders aussahen als die, die bisher an Boris vorbeigerannt waren. Er sah sie nicht deutlich. Sie wirkten humanoid und trugen weiße, uniformähnliche Kleidung. Sie schwangen die Stäbe, aus denen die züngelnden Peitschenentladungen kamen.
    Sie bildeten die Nachhut. Ihre Aufgabe war es, die Insektenhaften zur Eile anzutreiben. Der Spuk war vorbei.
    Boris blickte der tobenden, von Panik erfüllten Menge fassungslos hinterher. Der Schreck, das Entsetzen und der Abscheu steckten ihm noch in den Knochen. Die Wesen verschwanden, von den schmerzhaften Blitzschlägen der Neuropeitschen dirigiert, durch eine Öffnung in der Felswand.
    Dort mußte es einen Weg geben, der nach unten führte. Die Kreaturen, die soeben an Boris vorbeigehastet waren, gehörten ohne Zweifel zu der brodelnden Menge, die dort unten auf dem Grund der Felsenkammer zusammen- und durch den Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite hinausgetrieben würde.
    Keine Sekunde lang war Boris Siankow sich darüber im unklaren, was für ein Vorgang das war, dem er hier als Augenzeuge beiwohnte. Die Weißgekleideten mit den Neuropeitschen waren Sintas Häscher. Die Hilflosen, die sie vor sich her trieben, würden zu Kriegersklaven in Sintas Heeren gemacht werden.
    Noch immer benommen von dem, was er soeben erlebt hatte, ging Boris die Empore entlang bis zu dem Punkt, an dem er die peitschengetriebene Horde hatte verschwinden sehen. Dort gab es eine breite Öffnung in der Felswand. Er sah eine Rampe, die sich steil in die Tiefe senkte. Er setzte vorsichtig einen Fuß vor den ändern aus Angst, er könnte den Halt verlieren und stürzen.
    Das Gravo-Paks getraute er sich in dieser fremdartigen Umgebung nicht zu benützen.
    Aber es war wie zuvor. Der Gang neigte sich deutlich nach unten, mit einem Winkel von gewiß nicht weniger

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