1639 - Signale aus NGC 6503
Überwachungssysteme dies meldeten, schickte Myles Kantor eine Gruppe von Robotern in die Schleuse, damit sie den Nakken in Empfang nähmen und zum Konferenzraum brächten. In der Zwischenzeit lud Myles seine beiden Mitarbeiter Xii-Gien-Qek und Boris Siankow ein, an dem bevorstehenden Gespräch teilzunehmen.
Diesmal gab es keine Begrüßung. Paunaro kam unmittelbar zu Sache. „Feststellung", begann er. „Ich habe alle mir zur Verfügung stehenden Daten und Informationen analysiert. Ich nenne das Ergebnis: Es sind weitere Nachforschungen notwendig."
Er schwieg, als hätte er damit schon alles gesagt, was es zu sagen gab. Myles Kantor gab sich Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen. Aber auf so einfache Art und Weise würde er sich auf keinen Fall abspeisen lassen. „Für wie groß erachtest du die Gefahr, daß die fremde Macht Sinta einen Durchgang von ihrem Universum in unseres findet und uns angreift?" fragte er. „Ich beantworte deine Frage: Ich halte diese Gefahr für nicht existent."
„Wie bitte?"
Der Zwischenruf war Myles gerade so entfahren. Er ermahnte sich, künftig besser auf seine Sprache zu achten. Einwürfe dieser Art waren für Nakken völlig unverständlich. „Ich setze meine Überlegung fort", begann Paunaro von neuem. „Du sprichst von Sintas Universum und von unserem Universum. Ich stelle eine Hypothese auf: Sinta existiert nicht in einem anderen Universum."
„Wo soll man Sinta dann suchen?" fragte Myles Kantor verblüfft. „In unserem Universum womöglich?"
„Ich treffe eine Feststellung", sagte Paunaro. „Ich kenne die Antwort auf deine Frage nicht. Ich ziehe es vor, von Sphären zu sprechen, in denen Sinta und wir leben. Die beiden Sphären unterscheiden sich voneinander, aber ich weiß nicht, in welcher Hinsicht. Fest steht nur das eine: Es ist nicht ohne weiteres möglich, aus einer Sphäre in die andere zu gelangen."
„Wie ist das mit der negativen Strangeness?" fragte Boris Siankow. „Welche Bedeutung hat es, wenn die Strangeness unter den Wert null sinkt?"
„Eine weitere Feststellung", antwortete der Nakk. „Auch darauf weiß ich keine Antwort."
„Das erste Objekt, an dem wir eine negative Strangeness feststellten, war der ausgeglühte Zellaktivator, den unser Freund Icho Tolot auf der Welt Lingora fand", sagte Boris. „Du bist über die Zusammenhänge informiert?"
„Antwort: ja."
„Wir wissen, daß der Aktivator in ein Zeitparadoxon verwickelt war. Er hat über längere Zeit hinweg an zwei Orten gleichzeitig existiert. Daher meine Frage." Boris fixierte den Nakken, als wollte er ihn durch Hypnose zwingen, eine brauchbare Antwort zu geben. „Kann man von der negativen Strangeness auch als von einer Strangeness der Zeit sprechen?"
Diesmal ließ sich Paunaro mehr Zeit als üblich, bis er zu antworten begann. „Abermals eine Hypothese: Es gibt gewisse Anzeichen, die dazu verleiten, von der negativen Strangeness als einer Strangeness der Zeit zu sprechen. Aber die Anzeichen sind oberflächlicher Natur. Sie halten näherer Untersuchung nicht stand. Wir haben es mit einem bisher unbekannten Phänomen zu tun."
Das war deutlich genug. Der Nakk wußte nicht, was er mit der negativen Strangeness anfangen sollte. Boris Siankow nahm zur Kenntnis, daß er bis zur Befriedigung seiner Wißbegierde noch eine Zeitlang würde warten müssen. „Ich schließe jetzt", sagte Paunaro. „Die TARFALA wird bei nächster Gelegenheit in die Wechselzone aufbrechen. Ich habe gehört, daß man auf dem Planeten Mettradrei Anzeichen abnormaler Strangeness gefunden hat. Mettradrei ist mein Ziel."
Mettra III war eine wesentlich weniger freundliche Welt als Gromat V. Sie hatte marsähnlichen Charakter. Die dünne Atmosphäre war eben noch atembar. Ein großer Teil der Planetenoberfläche war von Sand- und Steinwüste bedeckt.
Wasser gab es nur in Form von Seen, keiner davon größer als der Lake Superior im terranischen Bezirk Nordamerika.
Zwei Fahrzeuge hatten den Flug ins Mettra-System unternommen: die TARFALA und die NJALA. Die NJALA war ein diskusförmiges Raumschiff kartanischer Produktion.
Dao-Lin-H'ay hatte entschieden, daß sie von nun an aktiver an der Erforschung der Toten Zone mitarbeiten wollte. Es hatte keinen Widerspruch gegeben, als sie erklärte, sie wolle mit ihrem Raumschiff den Dreizack des Nakken begleiten.
Myles Kantor hatte es verstanden, sich Paunaro anzubiedern, und wurde von diesem als Fahrgast an Bord der TARFALA mitgenommen. Boris Siankow, Xii-Gien-Qek und ein
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