164 - Der Todessarkophag
scheußlichen Alpträumen, die mich gelegentlich quälten, waren meine Träume immer bedeutungslos gewesen, denn ich verfügte über keine hellseherischen Fähigkeiten.
Den Zigarettenstummel drückte ich aus, doch ich wälzte mich lange Zeit ruhelos herum, endlich schlief ich wieder ein. Doch ich träumte weiter.
Aber daran konnte ich mich nicht mehr erinnern, als ich erwachte.
Coco kam aus dem Badezimmer und setzte sich auf das Bett.
„Seit wann bist du wach?" fragte ich.
„Du hast mich vor einer halben Stunde geweckt", antwortete sie. „So etwas habe ich bei dir nie zuvor erlebt. Du hast in mehr als zwanzig Sprachen gesprochen, von denen mir einige unbekannt waren. Aber die Namen habe ich verstanden. Olivaro, Hekate, Machu, Picchu, Libussa, Asmodi, Alfred von Wartstein, Wallenstein. Den guten Hermon hast du mit wenig schmeichelhaften Namen belegt."
„Sprach ich in zusammenhängenden Sätzen?" erkundigte ich mich.
„Teilweise. Aber mindestens zehnmal hast du fast gebrüllt: Du bekommst Coco nicht, Olivaro!' Was hat das zu bedeuten?"
Nun berichtete ich ihr, woran ich mich entsinnen konnte. Dabei schilderte ich ganz ausführlich die Szene, in der ich Coco, Machu Picchu und Olivaro gesehen hatte.
„Ja, genauso hat sich damals alles abgespielt. Darüber haben wir aber nur ganz flüchtig gesprochen, und das ist auch schon lange her. Du hast Details geträumt, die du nicht wissen konntest. Das alles führe ich auf Olivaros ungewöhnliche Kontaktaufnahme zurück. Darüber würde ich mir nicht allzu viele Gedanken machen, Dorian."
Ihre Worte beruhigten mich ein wenig, denn ihre Vermutung klang durchaus logisch. Nun verschwand ich im Badezimmer, doch noch immer kreisten meine Gedanken um Olivaros Nachricht und meine Träume.
Im sogenannten Rittersaal hatten sich bereits alle Burgbewohner versammelt, als ich zum Frühstück erschien.
Besonders herzlich begrüßte ich Martin und Tirso, dem Coco die Erinnerung an seinen unheilvollen Auftritt genommen hatte, bei dem er sie und mich fast getötet hatte. Phillip, der Hermaphrodit, hatte uns das Leben gerettet und den rasenden Tirso ausgeschaltet, doch dabei war er selbst fast gestorben.
Die Stimmung war überraschend gut, obzwar allgemein bedauert wurde, daß Coco und ich die Burg verlassen wollten. Aber damit mußten sie sich abfinden, und Burkhard Kramer hatte auch schon die Flugverbindungen nach Chile erfragt.
„Morgen könntet ihr von Paris aus direkt nach Santiago fliegen", sagte er.
Phillip ließ das Besteck fallen, und wir sahen ihn verwundert an. Ihn würde ich wohl nie verstehen, doch seine Reaktion war doch ziemlich eindeutig. Mit seinen unerklärlichen Sinnen konnte er Dinge erahnen, von denen wir nichts wußten.
„Gegen diesen Vorschlag hat Phillip etwas", sagte Coco.
Das goldäugige Zwittergeschöpf aß nun ruhig weiter.
„Na schön", brummte der pferdegesichtige Burke. „Am Freitag gibt es einen Flug via Madrid und Buenos Aires."
Erwartungsvoll warteten wir auf Phillips Reaktion, die jedoch ausblieb. Genußvoll kaute er an einem Stück Schinken.
„Da Phillip offensichtlich nichts dagegen hat, werde ich für euch diesen Flug buchen." „Einverstanden", sagte Coco.
Ein wenig wunderte ich mich über meine Gefährtin, die sich doch sonst immer so um ihre Freundin Rebecca sorgte. Olivaro hatte behauptet, daß die Vampirin in Gefahr schwebte und getötet werden sollte. Coco schien dies nicht sonderlich zu beunruhigen. Verschwieg sie mir etwas? Oder war sie von Rebeccas Fähigkeiten so überzeugt, daß sie Olivaros Befürchtungen auf die leichte Schulter nahm?
Eigentlich war es mir auch ziemlich egal, da ich Rebeccas Pläne noch immer als lächerlich empfand. Ein Zusammenschluß aller Vampire hörte sich zwar ganz gut an, doch was sollte er schon bringen? Der Einfluß des Kometen schwand immer mehr, seine Auswirkungen waren diesmal eher unbedeutend gewesen. Es war zu gelegentlichen magielosen Zuständen gekommen, doch meine Hoffnung, daß dies die Schwarze Familie und Luguri stärker treffen würde, hatte sich leider nicht erfüllt. Der Erzdämon war zwar ein paar Wochen verschwunden, doch nach den letzten Berichten, die wir erhalten hatten, griff er nun wieder aktiv ins Geschehen ein. Zakum hielt sich zurück, doch ich war sicher, daß er Luguri mit seinen Ratschlägen half. Ich befürchtete, daß sich Luguri nun eine ganz neue Taktik zugelegt hatte. Mit ein paar Ausnahmen war er äußerst erfolglos gewesen, mit seinen wirren Ideen konnte
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