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164 - Der vielarmige Tod

164 - Der vielarmige Tod

Titel: 164 - Der vielarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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aus Landán?«
    Der Russe schaute sie überrascht an. »Mit denen hatte ich zwar noch nicht zu tun, wohl aber mit zwei Typen, die mir von ihnen berichtet haben. In Sibirja haben wir ein tolldreistes Abenteuer erlebt. Ich könnte es dir erzählen, aber du würdest es mir vermutlich nicht glauben. [1] – Nun, eigentlich kamen sie ja aus Meeraka…«
    Aruula war mit einem Sprung bei ihm und packte ihn bei den Aufschlägen seiner Jacke. Nur wenige Menschen auf diesem Kontinent kannten überhaupt den Namen Meeraka, und wenn, dann hielten sie es für ein mythisches Landjenseits des großen Wassers. »Wie heißen deine Freunde? Sag mir die Namen!«
    »Äh… Mr. Blekk und Mr. Dekker.«
    »Mr. Black und Mr. Hacker?«, fragte Aruula.
    »Ja, genau.« Pofski schaute noch verdutzter drein. »Du kennst sie?«
    »Zumindest Mr. Black kenne ich seit Jahren.«
    »Wo stecken die beiden?«
    »Ich weiß es nicht. Der verdammte Krieg hat alle Freunde verstreut… und viele getötet.«
    Zum Glück kam Aruula nicht dazu, den Gedanken zu vertiefen, denn in diesem Moment warfen die Frauen die Ballonhülle zu Boden. Andere falteten sie zusammen und legten sie unter einem Vordach ab. Die Männer standen zusammen, gafften Aruula an und tuschelten, rührten jedoch keinen Finger.
    Es war kalt geworden. Aruula fröstelte. Die Bäume wiegten sich im Wind. Vereinzelte Wedel rissen von den Palmen ab und taumelten durch die Luft.
    »Wer sind diese Kerle da?«, fragte Kapitän Pofski und deutete mit dem Kinn auf die Männer. »Was spielen die hier für eine Rolle?«
    »Knechte scheinen sie nicht zu sein.« Aruula schüttelte den Kopf. »Aber Herren auch nicht.« Sie schaute den Männern zu, die weiße Stäbchen zwischen ihre Zähne klemmten. Der eine zog Feuersteine aus der Tasche und schlug sie aneinander, bis Funken sprühten. Sie setzten die Spitzen der Stäbchen in Brand, saugten daran und stießen weißgraue Wölkchen aus.
    »Machorka…« Kapitän Pofski hielt Aruula einen kleinen Lederbeutel unter die Nase. »Was hältst du davon, wenn wir uns auch eine durchziehen?«
    Das roch nach einer Droge, und mit Drogen hatte Aruula vor kurzem erst traumatische Erfahrungen gemacht. [2] Ihre Miene verdüsterte sich, doch bevor sie antworten konnte, kam Indiira zu ihnen. Sie deutete zum Himmel hinauf und wies die Frauen an, den Korb aus dem Weg zu räumen. Aruula und Pofski fassten mit an. Gemeinsam schafften sie es, den Korb mitsamt dem Ofen und seinem sonstigen Inhalt in einen Pfahlbau zu tragen.
    »Was führt dich nach Induu, Aruula?« Kapitän Pofski reichte Aruula ein Stäbchen, das er mit flinken Fingern gedreht hatte. Sie schüttelte den Kopf. Sollte er den Dreck allein rauchen.
    »Eine Vision«, sagte sie dann zurückhaltend. Sie wusste nicht, ob sie den kleinen Mann ins Vertrauen ziehen konnte.
    »Aber dich sollte viel mehr interessieren, wie ich hier in diese Siedlung gekommen bin.«
    »Wie bist du eigentlich in diese Siedlung gekommen?«
    »Auf dem Rücken eines Kamshaas namens Rapushnik, der vorhin das Pech hatte, mit einem Propeller zusammenzustoßen, der wohl dazu dient, einen roten Ballon zu steuern…«
    »Oh, Wudan! Du warst das?« Kapitän Pofskis Miene zeigte größte Betroffenheit. »Verzeih mir, Aruula… Es war ein Unfall… Ich glaube, ich bin dir was schuldig…«
    »Darüber reden wir später«, sagte Aruula, »wenn du mich mit deinem Ballon dorthin gebracht hast, wo Pushnik mich hätte hinbringen sollen.«
    Der Russe nickte aufgeregt. »Aber natürlich! Wohin du auch willst!«
    »Und was führt dich hierher?«
    »Die Wissenschaft der Kartographie.« Pofski warf sich in die Brust. »Ich arbeite an einer Landkarte, die die gesamte Erdscheibe und alle bewohnten Orte verzeichnet…«
    Erdscheibe? Hatte sie von Bord der Raumstation aus nicht selbst gesehen, dass die Erde eine Kugel war? Nun ja, es war wohl besser, wenn sie nicht darauf beharrte. Womöglich hielt man sie sonst für wirr im Kopf.
    Nun rauschte der Regen herab. Er weichte den Boden im Nu auf. Die Männer gingen eine Treppe hinauf. Aruula sah ihre Blicke und fühlte sich gemustert. Ihr blieb nicht verborgen, dass sie über sie tuschelten.
    Indiira bedeutete Aruula und Pofski, den Männern und den anderen Frauen zu folgen. Sie schritten über eine Treppe in einen großen Pfahlbau hinauf.
    »Die Burschen reden über dich«, sagte Kapitän Pofski. »Ich habe den Eindruck, die führen nichts Gutes im Schilde.«
    »Ich weiß mich meiner Haut zu wehren.« Aruula winkte

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