1640 - Ein teuflischer Nachbar
die sich in der Mundhöhle hin und her bewegte. Dass sie hin und wieder gegen zwei spitze Zähne stieß, nahm sie nicht wahr. Sie gab sich dieser neuen Lage einfach nur hin und wollte sich regelrecht festsaugen.
Die Cavallo blieb cool. Sie spürte die fremden Hände, die über ihren Körper glitten. Das Leder war so dünn wie eine Haut, und Claudine suchte nach den Brüsten, um sie zu kneten.
Justine ließ ihr den Spaß. Bei ihr war alles pure Berechnung. Claudine sollte ruhig noch ihren Spaß haben, bis sie den Übergang in ihr neues Leben erlebte.
Justine stemmte sich gegen den anderen Körper. Sie drückte ihn zurück, weil sie ihn in eine bestimmte Position bringen wollte. Nach wie vor war die Couch der ideale Platz.
Wenig später lag Claudine auf dem Rücken. Ihre Arme wollten Justine nicht loslassen. Sie klammerte sich an deren Hals fest, doch die Vampirin war der Meinung, dass es reichte.
Sie befreite sich aus dem Griff, löste ihren Mund von Claudines Lippen und schaute sie an.
Claudine hatte die Augen verdreht. Der lange Kuss hatte ihr die Luft geraubt.
Jetzt musste sie wieder zu Atem kommen.
»Weiter«, keuchte sie, »weiter! Hör nicht auf, verstehst du? Ich will es so!«
»Aber sicher, meine Liebe.« Mit einer Hand strich die Cavallo das dunkle Haar zur Seite, denn sie wollte freie Bahn haben. Sie hatte den Eindruck, das Blut pochen zu hören und schien sogar dessen Hitze zu spüren.
Justine lächelte.
Claudine schaute in ihr Gesicht. Das Lächeln empfand sie als so wunderbar, und sie wollte es erwidern, aber wenig später erstarrten ihre Züge.
Die Cavallo hatte den Mund weit geöffnet. Die beiden Zähne konnte sie nicht mehr verbergen. Die Spitzen zeigten wie Pfeile auf sie, und Claudine wurde aus ihren kühnsten Träumen gerissen. Vom Himmel in die Hölle, so kam es ihr vor.
»Du bekommst, was du willst, Claudine. Und ich bekomme auch, was ich will.« Ein kurzes Lachen, der Glanz in den Augen, dann biss die Vampirin zu.
Tief drangen die Zähne in die dünne und straffe Haut an der linken Halsseite, trafen die Ader, und das Blut sprudelte in den Mund der Cavallo, die alles andere vergaß und nur noch schluckte…
***
Adrian Block befand sich im Haus und hielt sich versteckt. Er hatte es soeben noch geschafft, zu verschwinden. Für einen Moment war er nicht zu sehen gewesen, aber das blieb nicht lange so. Die Unsichtbarkeit entstand immer nur dann, wenn er ein Hindernis überwand, danach war er wieder sichtbar, und das war jetzt der Fall, als er die Treppe hinter sich gelassen hatte und nahe der Wohnungstür stand.
Er wusste, dass er zwar normal geworden war, aber nicht wieder normal aussah. Sein Gesicht war zu einer Fratze geworden, und das blieb auch weiterhin bestehen.
Wenn er zwei Schritte nach vorn ging, würde er die Wohnungstür erreichen. Das tat er noch nicht. Er wartete ab und lauschte in die Tiefe, denn dort hielten sich drei Personen auf, die nicht eben zu seinen Freunden zählten.
Es war auch wieder dieser Blonde dabei. Als er in dessen Nähe gelangt war, hatte er etwas gespürt, das ihm körperliche Schmerzen bereitet hatte. Zum ersten Mal hatte er so etwas wie Furcht empfunden und es war ein Stück vom Gefühl seiner Unbesiegbarkeit abgebröckelt.
Er wusste, wo sie hin wollten.
Genau dorthin würde er auch gehen. Er freute sich schon darauf, wenn die drei Verfolger vor der verschlossenen Tür standen. Es würde für sie nicht so leicht werden, sie zu öffnen, denn er würde es nicht tun. Er wollte sie auflaufen lassen.
Noch unterhielten sie sich. Die Frau, die ihnen geöffnet hatte, war nicht mehr zuhören.
Dafür vernahm er ihre Schritte auf den Treppenstufen, als sie sich der ersten Etage näherten.
Block zog seine Konsequenzen. Er trug die Maske. Er verließ sich auf die Kraft seines Freundes aus der Hölle.
Wenig später ging er durch die Tür, als wäre sie nicht vorhanden…
***
Justine Cavallo trank!
Sie trank das Blut der Menschen nicht oft, denn sie konnte ihre Gier auch im Zaum halten. Aber wenn sie einmal ein Opfer gefunden hatte, dann ließ sie es nicht mehr los.
So war es auch hier.
Claudine van Staaten hatte ihr keine Gegenwehr entgegengesetzt. Sie war zu sehr überrascht worden. Ein paar Mal hatte sie gezuckt, das war auch alles gewesen. Danach war sie bewegungslos auf der Couch liegen geblieben.
Bis zum letzten Blutstropfen trank die Cavallo ihr Opfer leer. Als nichts mehr kam, löste sie ihre Lippen vom Hals der Frau und hob den Kopf an.
Sie
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