1640 - Ein teuflischer Nachbar
hatte…
***
Jetzt ging ich erst recht nicht weiter.
Diesmal hörte ich Janes Stimme. »Was ist denn jetzt passiert?«
»Er ist da, glaube ich.«
»Wer? Block?«
»Ja.«
»Aber ich sehe ihn nicht.«
»Genau das ist unser Problem, Jane.« Mir fiel wieder ein, dass wir auch am Haus der Ermordeten keine Spuren eines Einbruchs gesehen hatten.
Dass Ann Duras völlig überrascht gewesen sein musste, und plötzlich hatte ich hier dieses Erlebnis.
Er war da und nicht zu sehen. Da gab es nur eine Erklärung, und die sprach Suko aus.
»Ich denke, dass wir es mit einem Unsichtbaren zu tun haben könnten, John.«
Dazu sagte ich nichts. Mir schössen zahlreiche Gedanken durch den Kopf, und ich dachte daran, dass wir dieses Phänomen schon erlebt hatten. Suko sogar am eigenen Leib, wenn er die Krone der Ninja trug.
Aber auch dann gab es für ihn Grenzen. So war es ihm nicht möglich, durch feste Materie zu gehen.
Und jetzt?
Wir mussten uns auf alles gefasst machen, als wir hintereinander wachsam die Treppe zur ersten Etage hochstiegen…
***
Claudine van Straaten hatte den Rest des Champagners in die beiden Gläser verteilt und hielt eines Justine entgegen.
»Wer war das?«
Die Vampirin hob die Schultern. »Irgendein Idiot«, erwiderte sie. »Nicht weiter wichtig. Er wollte woanders hin, hat sich aber geirrt.« Sie dachte gar nicht daran, ihrer Gespielin die Wahrheit zu erzählen. Bisher war alles wunderbar für sie gelaufen, und das sollte auch weiterhin so bleiben. Dafür würde sie alles tun.
»Die Stimmung ist trotzdem weg!«
Justine winkte ab. »Unsinn, die holen wir uns wieder. Keine Sorge.«
»Meinst du?«
Justine nahm ihr ein Glas ab. »Der Anfang ist doch schon gemacht oder?«
Claudine strahlte. »Wenn du das so siehst, bin ich zufrieden.« Sie setzte das Glas an und leerte es zur Hälfte.
Auch Justine trank. Sie dachte nach und gab zu, dass nicht alles so optimal lief. Klar, dass Sinclair und die beiden Verbündeten nicht im Zimmer gegenüber bleiben würden. Justine hatte nur nicht damit gerechnet, dass sie schon so früh erscheinen würden. Sie dachte auch daran, was ihr gesagt worden war. Dieser Adrian Block hatte das Haus bereits betreten, und er war in dieser Rechnung eine unbekannte Größe.
Er war gefährlich, davon ging sie aus. Er hatte es geschafft, den Teufel auf seine Seite zu ziehen, und der würde ihm den nötigen Schutz geben und natürlich auch die Kraft, die er brauchte.
Justine war keine Person, die sich so leicht fürchtete. Allerdings wusste sie auch gern, woran sie war, und das war hier leider nicht der Fall.
Deshalb machte sie sich schon Gedanken, was auch Claudine auffiel, denn die Domina schüttelte den Kopf und fragte nur: »Was ist denn mit dir? Du siehst so anders aus. Hast du keine Lust mehr?«
»Doch, doch…« Justine lächelte und warf ihrem Gegenüber einen kalten Blick zu. Sie dachte wieder an das Blut in den Adern der Frau, die sich nicht wieder angezogen hatte und nur ihren String trug. Jetzt hob sie ihr Glas wieder an und kippte den Rest des Edelgetränks in ihre Kehle.
Danach warf sie das Glas kurzerhand weg. »Ich will da weitermachen, wo ich aufgehört habe.«
»Okay, ich auch.«
»Dann zieh dich auch aus. Ich will dich nackt sehen. Wir können auch nach hinten gehen. Du kannst mit mir machen, was du willst. Bitte, tu es nur.«
»Darauf kannst du dich verlassen«, erwiderte die Vampirin und stellte ebenfalls ihr Glas weg.
»Gehen wir nach hinten?«
»Nein, wir bleiben hier.«
»Dann küss mich!«
Justine musste innerlich lachen. Ja, sie würde Claudine küssen, aber auf ihre Art, das stand fest. Diese Domina war Wachs in ihren Händen, und das wollte die Blutsaugerin ausnutzen, so lange ihr noch Zeit blieb. Sie ging einen Schritt vor, und dann lag Claudine in ihren Armen. Sie sah deren Gesicht dicht vor sich, hörte das Stöhnen der Frau, bevor sich deren Lippen auf ihren Mund pressten.
Die Domina holte sich den Kuss, und Justine dachte gar nicht daran, sich von ihr zu befreien. Spaß machte es ihr nicht, denn sie war eine Person, die ohne menschliche Gefühle existierte. Es gab nur eine Ausnahme. Das Blut der Menschen. Das war für sie alles. Danach sehnte sie sich. Ihm galt ihr Sinnen und Trachten, und sie lachte innerlich, als sie merkte, mit welch einer Inbrunst sich diese Frau an sie hängte.
Es war nicht nur ein normaler Kuss. Claudine ließ ihre Zunge wandern.
Sie erforschte den Mund der Blutsaugerin, sie war wie eine kleine Schlange,
Weitere Kostenlose Bücher