1640 - Ein teuflischer Nachbar
dann vor der Tür zur Seite wich und uns die Chance gab, ein Ohr gegen das Holz zu drücken.
Diese Tür war nicht mit der Haustür zu vergleichen. Viel weniger dick, und wir hörten, dass jemand in dem Zimmer dahinter war und sprach.
Was er sagte, verstanden wir nicht. Es war auch niemand da, der ihm eine Antwort gab. Er musste also mit sich selbst reden.
Suko war es leid. Er wollte nicht länger lauschen. Er legte seine Hand auf die Klinke und bewegte sie nach unten.
Eine etwas kühle Luft strömte uns durch den Spalt entgegen. Es lag nicht daran, dass ein Fenster offen stand. Das war nämlich geschlossen, wie wir erkannten.
Niemand hielt uns auf, und so drückte Suko die Tür weiter nach innen.
Wir bekamen eine bessere Sicht, sahen jetzt auch das Fenster aus einer anderen Perspektive.
Dafür interessierten wir uns nicht, denn es ging uns um den Mann, der sich in dem dunklen Raum aufhielt. Wir sahen von ihm nur den Hinterkopf. Er stand auch nicht, sondern saß in einer gefüllten kleinen Badewanne aus Zink, wobei nur sein grauer Kopf über den Rand hervorschaute.
Es war kühl. Eine graue Farbe bildete den Hintergrund, aber auf ihr waren Teufelsfratzen zu sehen, deren Augen sich rollend bewegten.
Ich ließ meine Hand in die rechte Jackentasche gleiten. Die Wärme des Kreuzes war zu spüren und bedeutete mir, dass wir hier eine schwarzmagische Zone betreten hatten.
Adrian Block blieb in seiner Wanne sitzen. Er nahm von uns keine Notiz.
Er sprach weiter. Was er sagte, hörte sich an wie ein Gebet, nur galt das dem Teufel, denn der Begriff Satanas fiel nicht nur einmal.
»Ich gehe vor«, hauchte ich meinen Freunden zu. »Deckt ihr mir den Rücken.«
Suko war einverstanden. Er hatte inzwischen seine Dämonenpeitsche gezogen und schlug den Kreis um die drei Riemen aus der Öffnung rutschen zu lassen.
Block merkte nichts oder wollte nichts merken. Er murmelte weiterhin seine Litanei, als wollte er noch mehr Kraft aus der Hölle sammeln.
Ein letzten Nicken, dann ging ich vor.
Auch jetzt war ich kaum zu hören. Der Mann betete weiterhin vor sich hin, und er drehte auch nicht den Kopf.
Noch zwei Schritte, dann musste er mich sehen.
Und er sah mich. Seine Litanei verstummte, er sprach mich mit seiner normalen Stimme an, und was er sagte, überraschte mich schon.
»Da bist du ja endlich!«
»Ja«, erwiderte ich und nickte. »Hast du mich erwartet?«
»Genau. Seit ich den Fehler begangen habe und dich nicht getötet habe, konnte ich mich darauf einstellen. Ich habe gespürt, dass du anders bist und mich suchen würdest.«
»Und jetzt habe ich dich gefunden!«
»Stimmt.«
Er gab sich sehr sicher. Wahrscheinlich vertraute er voll und ganz auf die Macht der Hölle, die ihn zu ihrem Diener gemacht hatte. Wie er es geschafft hatte, sich dem Bösen so weit zu nähern, wusste ich nicht. Es konnte mit der dunklen Flüssigkeit zusammenhängen, die sich in der Wanne befand.
Und ich hatte natürlich sein Gesicht gesehen. Es war nicht das eines Menschen. Eine dünne zweite Haut lag darüber und hatte Adrian Block in eine andere Gestalt verwandelt. Die Ohren sahen lächerlich aus und in den Augen leuchtete dieses gelbe Licht, das ich auch in den Fratzen an der Wand sah.
»Wer bist du genau?«, fragte ich Block.
»Was willst du wissen?«
»Die Wahrheit!«
»Schau mich an!«
»Das tue ich die ganze Zeit.«
»Dann musst du die Wahrheit erkannt haben. Ich gehöre ihm, verstehst du? Ich habe mich ihm geweiht, und er hat dafür gesorgt, dass mein Leben eine andere Richtung genommen hat. Mein Gesicht ist er, nur er, der wahre Herrscher der Welt!«
Ich schüttelte den Kopf, bevor ich die Antwort gab. »Das haben schon viele gesagt und bis zu ihrem Ende ihren Irrtum nicht eingesehen. So wird es auch dir ergehen.«
Er drehte sein Gesicht so, dass er mich besser anschauen konnte.
»Willst du dich gegen den Teufel stellen?«
»Ja, das will ich. Das habe ich schon immer getan. Der Teufel und ich sind Todfeinde.«
Er sagte nichts. Bewegungslos saß er in seiner Flüssigkeit. Ob es normales Wasser war, wusste ich nicht. Dann fing er an zu sprechen.
»Er hat mir meinen neuen Weg gezeigt. Ich habe mein Leben geändert. Ich bin so gut wie unbesiegbar. Er hat mir Kraft und Macht gegeben. Es ist sein Weihwasser, in dem ich bade. Es ist das Wasser des Lebens. Das Wasser, das mich stark macht, sodass ich meine Feinde besiegen kann. Auch euch.«
Er hatte genug gesprochen. Ich hinderte ihn nicht daran, als er sich erhob und uns
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