1640 - Ein teuflischer Nachbar
Freundin, der Staatsanwältin Purdy Prentiss, einen Gefallen tun, denn sie hatte uns darum gebeten.
Die Frau, um die es ging, hieß Ann Duras. Sie arbeitete als Strafverteidigerin und war als toughe Person bekannt, die sich die Butter nicht so leicht vom Brot nehmen ließ.
Wie wir von Purdy Prentiss erfahren hatten, arbeitete sie auch für Klienten, die man durchaus als Unterweltgrößen ansehen konnte.
Allerdings waren es Herren mit weißen Kragen, denen man nichts nachweisen konnte. Da ging es um Steuerhinterziehung, um dunkle Investmentgeschäfte, und Ann Duras gehörte zu den Frauen, die sich in diesem Metier auskannten.
Doch auch bei ihr gab es Grenzen. So war sie auf einen Fall gestoßen, bei dem sie nicht mehr mitmachen wollte. Es ging dabei um viele Millionen, die verschoben worden waren, dann gewaschen und jetzt als gutes Geld investiert werden sollte.
Da sollte ein Teil des Londoner Hafens ausgebaut werden. Sehr lukrativ für bestimmte Menschen. Für andere weniger, denn die wurden einfach vertrieben oder entmietet, um das entsprechende Land in Besitz nehmen zu können.
Das hatte Ann Duras nicht mehr mitgemacht und sich an Purdy Prentiss gewandt. Allerdings hatten ihre Auftraggeber ebenfalls Wind davon bekommen und sie bedroht.
Von ihnen war sofort volles Geschütz aufgefahren worden. Man wollte Ann Duras ermorden und ihr den Teufel persönlich schicken.
Der Teufel persönlich!
Man hätte darüber lachen können, aber Purdy Prentiss hatte es nicht getan. Sie hatte mehr auf ihr Gefühl gehört und sich an Suko und mich gewandt.
Es war nicht offiziell gewesen. Es ging allein darum, dass wir uns gut kannten und wir Ann Duras eine Nacht beschützen sollten. Den Tag darauf würde sie nicht mehr in London verbringen, sondem irgendwo in Frankreich, wo Verwandte von ihr lebten. Für eine Flucht war alles vorbereitet worden.
Purdy Prentiss und ihre Leute wollten sich dann um die Hintermänner kümmern.
Ann Duras lebte allein in einem Bungalow, der zu einer kleinen Siedlung gehörte, die vor gut dreißig Jahren errichtet worden war. Sie lag in der Nähe eines Tennisclubs im vornehmen Belgravia, und das Haus, das Ann Duras bewohnte, war das letzte in der Reihe. Danach begann das Gelände des Tennisclubs, das nicht eingesehen werden konnte, weil Büsche und Bäume eine natürliche Begrenzung bildeten.
Es gab dort auch einen Platz, an dem wir den Rover abgestellt hatten, wo er zudem nicht so leicht entdeckt werden konnte.
Ann Duras war von Purdy Prentiss nicht vorgewarnt worden. Zudem hatte sie eine Schutzhaft abgelehnt, und dass der Teufel sie besuchen würde, hielt sie mehr für einen Witz.
Suko und ich hatten dazu keinen Kommentar abgegeben, aber wir hatten den Wunsch der Staatsanwältin erfüllt und waren bereit, uns die Nacht um die Ohren zu schlagen.
Vom Wagen aus konnten wir das Haus der Anwältin sehen, denn die Seite des Grundstücks hier war so gut wie frei.
»Dann werde ich wohl gleich zuschauen können, wie du langsam einschläfst«, meinte Suko, als wir unsere Gurte gelöst hatten.
»Haha. Wie kommst du denn darauf?«
»Wer sich in der letzten Zeit in der halben Welt herumgetrieben hat, muss einfach müde sein.«
Da hatte Suko nicht unrecht. Ich war zuletzt in Las Vegas gewesen, hatte dort eine Invasion der Wölfe erlebt, und zuvor hatte es mich nach Deutschland an die Mosel getrieben, wo es galt, einen brutalen Killer zu stellen. Für eine Erholung hatte ich keine Zeit gehabt. Hier in London ging es gleich weiter.
Purdy Prentiss, der wir ja einen Gefallen taten, wäre gern bei uns gewesen. Das war nicht möglich, denn sie hatte zu einem Juristentreffen gemusst und konnte uns nur die Daumen drücken, dass es uns gelang, die Anwältin Ann Duras zu schützen.
Falls es überhaupt etwas zu schützen gab. Bisher deutete nichts darauf hin, dass sie sich in Gefahr befand. Der Abend war auch schon weit fortgeschritten.
Außerdem befanden wir uns in einer ruhigen Wohngegend. Hier gab es keine Schreierei, keine wilden Feten. Man hielt eben Abstand und lebte für sich.
Ann Duras befand sich im Haus. Das war auch für uns zu sehen. Sie hatte es bisher nicht für nötig gehalten, die Rollos nach unten rollen zu lassen oder die Gardinen vorzuziehen. In welches Zimmer wir genau hineinschauen konnten, war nicht zu sagen, es konnte durchaus der Wohnraum sein, den Ann hin und wieder durchquerte. Sie hatte es sich dabei bequem gemacht, die Berufskleidung abgelegt und sich für ein lässiges Outfit
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