1640 - Ein teuflischer Nachbar
Stechen im Kopf blieb, aber es ließ sich ertragen. So etwas war mir nicht neu, die Blendung schon. So wie in diesem Fall hatte mich noch niemand reingelegt, und das machte mich wütend.
Aber wer war es gewesen?
Auch bei dieser Frage ließ mich mein Erinnerungsvermögen nicht im Stich.
Ich konstatierte, einen Mann gesehen zu haben. Aber einen, der kein normales Gesicht gehabt hatte. Man konnte schon von einer Fratze sprechen, und die hatte Ähnlichkeit mit der des Teufels gezeigt. So wie sich der Höllenherrscher gern zeigte und er den Menschen Furcht und Schrecken einjagen konnte.
Wenn ich diese Fratze auch nur für einen winzigen Moment gesehen hatte, ihr Aussehen hatte sich in mein Gedächtnis eingegraben, und so leicht würde ich sie nicht vergessen.
In meiner Nähe hörte ich eine bekannte Stimme. Es war Suko, der sprach und dabei fluchte.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Hör auf, John. Kannst du sehen?«
»Nur sehr schlecht.«
»Dann können wir uns die Hand reichen. Dieser Hundesohn hat uns kalt erwischt.«
Ja, das stimmte. Noch immer tränten meine Augen, aber es ging allmählich besser. Ich stellte fest, dass wir uns noch vor dem Haus befanden. Die Helligkeit wurde durch die Außenleuchte gespendet, und jetzt fiel mein Blick auf den Umriss der Tür.
Das war alles noch verschwommen, aber es würde wieder werden. Ich gab mir noch einige Sekunden. Die Stiche im Kopf störten meinen Denkapparat nicht, und so kam ich zu dem Ergebnis, dass der Unbekannte mit der Teufelsfratze es nicht unbedingt auf uns abgesehen hatte. Wir waren ihm mehr zufällig über den Weg gelaufen, und er hatte entsprechend reagiert. Möglicherweise konnten wir von Glück sagen, dass man uns nicht getötet hatte.
Dann fiel mir noch etwas ein. Hatte mich das Kreuz nicht kurz vor der Blendung gewarnt? Ich glaubte nicht, dass ich es mir eingebildet hatte.
Da war tatsächlich etwas passiert.
Durch den Schleier sah ich jemanden auf mich zukommen. Suko war aufgestanden und wollte sehen, wie es mir ging.
»Du siehst verheult aus.«
»Toll. Soll ich jetzt lachen?«
»Ja. Freu dich darüber, dass wir noch leben. Ich denke, dass der Typ einen anderen Auftrag hatte.«
Das befürchtete ich auch. Dann fragte ich Suko, ob er auch das Gesicht gesehen hatte.
»Habe ich.«
»Und?«
»Das war eine dämonische Fratze.«
»War sie echt? Oder nur eine Maske?«
»Frag mich was Leichteres. Ich weiß es nicht.« Danach streckte Suko mir die rechte Hand entgegen und zog mich auf die Beine.
Ich stand kaum, als sich die Schmerzen in meinem Kopf vermehrten, aber zum Glück bald darauf wieder schwächer wurden.
Auch die Wirkung der Blendung hatte stark nachgelassen, sodass ich wieder einigermaßen sehen konnte, und das war bei Suko sicherlich auch der Fall.
Mit einem Taschentuch wischte ich mein Gesicht trocken. Ich musste mir auch die Nase putzen, tupfte die Augen ab und stellte fest, dass meine Sehkraft fast wieder die Normalstärke erreicht hatte.
Die Haustür vor mir war klar zu sehen.
In der Mitte hatte sie einen Glaseinsatz, durch den wir ins Innere schauen konnten. Es war zu erkennen, dass auch im Haus Licht brannte. Ob dort etwas passiert war, wussten wir nicht. Wir hörten auch nichts. Keine Musik, keine Stimmen.
Suko hatte einen Klingelknopf entdeckt. Er drückte ihn, und im Haus schlug eine Glocke an, die wohl nicht gehört wurde, denn es kam niemand, um die Tür zu öffnen.
»Das ist schlecht«, sagte ich.
»Und wir haben uns wie Idioten benommen. Wir sind wie zwei Anfänger reingelegt worden. Ich gehe mal um das Haus herum. Vielleicht kann ich etwas sehen.«
Es verging nur wenig Zeit, da stand Suko wieder neben mir. »Sorry, da sind die Rollos vorgezogen worden. Ich konnte nicht ins Wohnzimmer schauen. Nur in die Küche. Da war leider niemand.«
»Was ist mit dem Schlafzimmer?«
»Dunkel. Keine Spur von Ann Duras.«
Genau das bereitete uns beiden große Sorgen. In der Zeit, in der wir außer Gefecht gesetzt worden waren, hatte viel passieren können, und es war viel passiert, davon ging ich aus.
Rein mussten wir, aber es klappte nicht durch die Haustür. Sie war durch das Schloss einfach zu gut gesichert. Auch die Scheiben ließen sich nicht so leicht einschlagen. Zumindest besaßen wir nicht das richtige Werkzeug dafür.
So blieb uns nichts anderes übrig, als einen Spezialisten kommen zu lassen, und wir rechneten damit, eine böse Überraschung zu erleben…
***
Suko hatte beim Yard angerufen und unsere Lage
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